Kolumne „Im Gespräch“

Ihre Entscheidung: Eine gute oder schlechte Welt?

Leben
18.03.2018 16:26

Kennen Sie diese Tage, an denen alles schiefläuft? Meiner fing klassischerweise damit an, dass der Wecker versagte. Hektisch schlüpfte ich in meine Kleider und lief zum Bus, von dem ich gerade noch die Rücklichter sehen konnte. Um die Wartezeit zu überbrücken, beschloss ich, ein Kipferl im Supermarkt zu kaufen, und – wie sollte es anders sein – ich stellte mich bei der langsamen Kassa an.

Als dann vor mir eine ältere Dame umständlich ihr komplettes Erspartes an Cent-Münzen zum Bezahlen abzählte und hinter mir ein Mann wild zu schimpfen begann, bis er schließlich lautstark „Zweite Kassa!!!“ rief, sank meine Stimmung auf den Nullpunkt. Dass mich die Dame vor mir entschuldigend anlächelte, dass mir der Busfahrer später einen guten Morgen wünschte und ich es gerade noch rechtzeitig zu meinem Termin schaffte, konnte ich nicht mehr sehen. Ich war auf schlechte Laune programmiert. Der Tag war gelaufen.

„Die wichtigste Entscheidung, die wir treffen, ist, ob wir glauben, in einem freundlichen oder feindlichen Universum zu leben“, sagte Albert Einstein. Leben wir in einer guten oder in einer schlechten Welt? Es liegt nicht an der Welt, sondern es liegt an uns, das zu entscheiden. Jeden einzelnen Tag und in jedem einzelnen Moment treffen wir diese Entscheidung.

Es ist so leicht, das Schlechte zu sehen
Und natürlich hätte ich an diesem Tag, genau wie an jedem anderen, auch so viel Gutes entdecken können. Die Tatsache, dass ich Termindruck hatte, weil das heißt, dass ich einen Job habe. Dass der verpasste Bus mir ein unverhofftes Frühstück beschert hatte. Oder die Erkenntnis, dass es nette Busfahrer gibt, die ihre Fahrgäste freundlich grüßen, und dass man Termine trotz ungeplanter Zwischenfälle manchmal einhalten kann.

Es ist so leicht und bequem, das Schlechte zu sehen. Und die Verantwortung für alles, was geschieht, an die „böse Welt“ abzuschieben. Entscheiden wir uns aber für das Gute, dann hat das nicht nur Auswirkungen auf uns, auf unser Denken und Handeln, sondern es wirkt auch auf andere Menschen fort. Freundlichkeit ist ansteckend. Das wusste schon das Alte Testament.

Sehen Sie die guten Seiten!
Ihre Entscheidung kann die Welt ein Stückchen besser machen! Probieren Sie es aus! Versuchen Sie, die Welt einen Tag lang von ihrer guten Seite zu sehen und dieses Gute weiterzugeben. Die Onlineinitiative „Wiener Alltagspoeten“ hat für den 23. März den ersten „Tag der Freundlichkeit“ ausgerufen. Teilnahmebedingungen: Lächle deine Mitmenschen grundlos an, lass ihnen im Supermarkt den Vortritt, und verwende das Wort „bitte“.

Evangelische Vikarin Julia Schnizlein, Kronen Zeitung
julia.schnizlein[@]lutherkirche.at

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(Bild: kmm)



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