Knochenanalyse zeigt:

Urvogel Archaeopteryx konnte tatsächlich fliegen

Wissenschaft
13.03.2018 17:00

Der Urvogel Archaeopteryx konnte fliegen. Er erhob sich durch aktives Flügelschlagen in die Luft und konnte so vor Feinden fliehen oder über Hindernisse hinwegflattern. Allerdings nutzte er eine etwas andere Flugtechnik als moderne Vögel, berichtete ein internationales Forscherteam nach der Untersuchung fossiler Überreste des Urvogels mit einer hochauflösenden Computertomographie.

Archaeopteryx lebte vor etwa 150 Millionen Jahren, alle Funde - bis heute sind insgesamt zwölf mehr oder weniger vollständige Fossilien beschrieben worden - stammen aus der Gegend des heutigen Bayern. „Damals war die Region ein subtropisches, flaches Randmeer“, erläutert Martin Röper, Leiter des Bürgermeister-Müller-Museums Solnhofen in Mittelfranken, der an der Studie beteiligt war. „Europa, wie wir es kennen, war geflutet, abgesehen von einigen Inselkernen. Es gab lagunenartige Becken und Korallenriffe.“

Hatte etwa die Größe einer Elster
Der Urvogel vereinte Merkmale der Vögel und der Saurier: Er hatte Federn und Flügel, aber auch Zähne und eine lange Schwanzwirbelsäule wie die Dinosaurier. Er war etwa so groß wie eine Elster. Ob er fliegen konnte oder nicht, war bisher unter Fachleuten umstritten. Einige nahmen an, dass das Federkleid eher der Balz und dem Schutz vor Kälte diente und der Urvogel sich vielleicht hüpfend fortbewegte oder allenfalls passiv von Bäumen gen Boden glitt. Andere vermuteten, dass er zumindest in Grundzügen aktiv flugfähig war.

Ein Problem bei der Klärung der Frage bestand darin, dass die Fossilien sehr kostbar sind und bei Untersuchungen nicht zerstört werden dürfen. Die Wissenschaftler um Dennis Voeten von der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF), einer Großforschungseinrichtung in Grenoble, durchleuchteten nun Fossilien von drei Archaeopteryx-Exemplaren mit einer speziellen Tomographie-Methode. Auf diese Weise konnten sie zerstörungsfrei den inneren Aufbau der Knochen untersuchen.

Knochen von allen Seiten durchleuchtet
„Der Clou bei dieser Technik ist, dass das Objekt während der Aufnahme rotiert“, so Röper. Die Knochen wurden so von allen Seiten durchleuchtet, am Rechner konnten die Aufnahmen zu Längs-und Querschnitten zusammengesetzt werden, auch schräge Schnitte waren möglich, berichten die Forscher, die ihre Ergebnisse nun im Fachblatt „Nature Communications“ vorgestellt haben.

Auf diese Weise fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Flügelknochen im Querschnitt denen moderner Vögel ähnelten. „Wir sahen sofort, dass die Knochenwände bei Archaeopteryx viel dünner waren als die von am Boden lebenden Dinosauriern, aber sehr denen von konventionellen Vögeln ähnelten“, erläutert Voeten. „Datenanalysen zeigten weiter, dass die Archaeopteryx-Knochen am ehesten denen von Vögeln wie Fasanen glichen, die gelegentlich durch aktiven Flug Hürden überwinden oder Feinden entwischen, aber nicht solchen Vögeln, die lange Zeit durch die Luft segeln oder gleiten wie viele Raubvögel oder einige Seevögel.“

„Der Archaeopteryx konnte aktiv fliegen“
„Damit ist zum ersten Mal klar, dass der Archaeopteryx aktiv fliegen konnte“, sagt Röper. Er habe vermutlich nicht nur flüchten, sondern auch von Insel zu Insel fliegen können. Die Untersuchung werde die Diskussionen um die Flugfähigkeit der Tiere beenden, glaubt der Paläontologe. Stattdessen dürfte sich die Forschung jetzt auf den Flugstil der Urvögel konzentrieren. Der war mit dem heutiger Vögel wohl nicht zu vergleichen, etwa im Hinblick auf Flügelschlag und Körperhaltung. „Vor allem der Aufbau seines Brustbeins und der Schulterstruktur ist mit dem Flug moderner Vögel unvereinbar“, erläutert Röper. Insbesondere die Drehbewegung der Flügel beim Schlagflug heutiger Flügel sei damit nicht möglich.

Der Archaeopteryx ist nicht der direkte Urahn aller heute lebenden Vögel, wie Röper erläutert. Er war einer von mehreren Arten gefiederter, vogelartiger Raubsaurier, aus denen später die Vögel hervorgingen.

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