Wegen Nachrichtenwert

Aufreger-Video über Wien wieder auf Facebook

Österreich
08.03.2018 06:36

Facebook hat am Mittwoch das Video des ungarischen Kanzleramtsministers Janos Lazar, in dem sich dieser ziemlich abfällig über Wien äußert, wieder online gestellt. Begründet wurde dieser Schritt laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mit dem Nachrichtenwert des Beitrages. In dem Aufreger-Clip hatte der Politiker der rechtsnationalen Fidesz-Partei behauptet, die österreichische Bundeshauptstadt sei schmutzig, unsicher und höchst kriminell, und das nur wegen der Einwanderer.

Zwar lösche Facebook Beiträge, die den Community-Richtlinien widersprächen, teilte das Unternehmen mit. Manchmal würden aber Ausnahmen gemacht, „wenn der Inhalt Nachrichtenwert hat, bedeutsam oder wichtig für das öffentliche Interesse ist“, hieß es in einer Stellungnahme, aus der die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

Lazar hatte in dem Video gedroht: Würde die Opposition am 8. April bei den Parlamentswahlen in Ungarn siegen, werde Budapest in 20 Jahren so aussehen wie Wien. Facebook löschte das Video am Mittwochvormittag, woraufhin Lazar dem Unternehmen Zensur vorwarf.

Verstimmung zwischen Budapest und Wien
Der Wahlkampf der Fidesz-Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban sorgt indes für Verstimmung zwischen Budapest und Wien. Im Wiener Rathaus ist die Empörung groß. Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) protestierte auf Twitter als „stolze Wienerin auf das Schärfste“ gegen die Darstellung ihrer Heimatstadt.

„Ungarischer Wahlkampf hat in Wien nichts verloren“
SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak betonte: „Der ungarische Wahlkampf hat in Wien nichts verloren.“ Nachdem die Partei Orbans vergangene Woche im Zuge von Regionalwahlen bereits eine verheerende Niederlage erlitten habe, scheine ihr nun jedes Mittel recht zu sein. Dazu zähle auch ein „völlig aus der Luft gegriffenes Schreckensbild über Wien-Favoriten“ und das „Aufhetzen von Personengruppen“, so Novak. Sie forderte eine Entschuldigung von Lazar - und sprach von den „ungarischen Freunden von Sebastian Kurz und HC Strache“.

FPÖ: „Das ist kein Akt der Höflichkeit“
Auch die FPÖ hat mit dem Kurzfilm keine Freude. Zwar hätten sich in den vergangenen Jahren unter der rot-grünen Rathaus-Koalition tatsächlich viele Dinge in die falsche Richtung entwickelt, befand der blaue Vizebürgermeister Dominik Nepp, aber das Video sei „unangemessen und im Sinne der an sich freundschaftlichen Beziehungen unter Nachbarländen nicht gerade ein Akt der Höflichkeit“.

Blümel „Lasse mir meine Heimatstadt nicht schlecht reden“
Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) kündigte am Donnerstag an, mit seinem ungarischen Pendant Janos Lazar über dessen umstrittenes Facebook-Video reden zu wollen und kritisierte dessen Aussagen. Allerdings solle man angesichts des laufenden Wahlkampfs in Ungarn nicht unbedingt alles auf die Goldwaage legen, verwies der ÖVP-Minister auf die am 8. April stattfindende Parlamentswahl im Nachbarland - zu dem man im Übrigen „sehr gute bilaterale Beziehungen“ habe.

Aber: „Ich lasse mir meine Heimatstadt nicht schlecht reden“, richtete Blümel dem ungarischen Kanzleramtsminister am Rande einer Pressekonferenz aus. Es gebe in der Bundeshauptstadt Herausforderungen. Um diese zu lösen, brauche es allerdings keine Zurufe von außen.

In Wien leben mehr als 21.000 Ungarn
Das von Lazar dargelegte Szenario dürfte viele seiner Landsleute jedenfalls nicht davon abgehalten haben, in die österreichische Hauptstadt zu ziehen. Laut dem aktuellen Statistischen Jahrbuch lebten zuletzt (Stand Anfang Jänner 2017) 21.343 Ungarn in Wien. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2011 - als nur 8171 ungarische Staatsbürger hier wohnten.

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