Nordische Talente

Viel Aufwind für die Eisenerzer Sportlerschmiede

Steiermark
06.03.2018 21:00

Bei den Olympischen Winterspielen haben mit Lukas Klapfer und Dominik Landertinger zwei Absolventen Medaillen gewonnen, das neue Internat beim Jugend- und Familiengästehaus scheint auf Schiene zu sein: Für das Nordische Ausbildungszentrum in Eisenerz läuft es derzeit gut. Die „Steirerkrone“ hat die Talenteschmiede im Schatten des Erzbergs besucht.

Den härtesten Job haben an diesem Tag die Trainer. Bei klirrendkalten Temperaturen stehen sie stundenlang neben der großen Schanze in der Eisenerzer Ramsau und beobachten, wie ihre Schützlinge immer wieder in Richtung der 100-Meter-Marke springen. Nach jedem Durchgang gibt es ein kurzes Gespräch über das Funkgerät: Es wird korrigiert, gelobt und aufgemuntert.

Etwas später geht es dann auf die Langlaufloipe, denn diese jungen Sportler sind Nordische Kombinierer. „Mir taugt die Vielfalt an diesem Sport“, sagt Johanna Bassani. „Es ist super, wenn du beim Langlaufen noch Zeit aufholen kannst“, ergänzt Lukas Schönberger aus Hart bei Graz. Beide sind sich einig: Skispringen ist ein „saugeiles“ Gefühl mit ein bisschen Nervenkitzel. Was ist am wichtigsten? „Beim Anlauf keine Geschwindigkeit zu verlieren!“

Olympia-Helden wurden in Eisenerz „geschmiedet“
Ein paar Kilometer entfernt in der einstigen Bergwerkschule hat der Langläufernachwuchs Trainingspause – und arbeitet dennoch hochkonzentriert. Denn die Sportler absolvieren im NAZ (Nordisches Ausbildungszentrum) auch eine Lehre. Eine herausfordernde Doppelbelastung. „Ohne Fleiß kein Preis“, lacht Maschinenbautechniker Philip Wieser. In der Nachbarwerkstatt treffen wir auf die Tischler, im Computerraum entwerfen die Konstrukteure wie Langlaufsprint-Talent Lukas Mrkonjic Pläne.

Die Kombination Spitzensport und Lehre begann in Eisenerz 1982. Es war in einer schwierigen Zeit für die Stadt ein Versuch, Infrastruktur zu erhalten. „Zudem hat der nordische Sport viele Wurzeln in Eisenerz“, sagt NAZ-Leiter Christian Schwarz. Mehr als 90 Medaillen wurden bisher bei internationalen Großveranstaltungen gewonnen. Zu den Absolventen zählen etwa die „Olympia-Bronzenen“ Lukas Klapfer und Dominik Landertinger.

„Bei uns lernen sie die Grenzen auszuloten“
Derzeit werden 39 Lehrlinge aus ganz Österreich ausgebildet, dazu kommen zwölf Schüler des Eisenerzer Sport-Poly. „Wir sind sehr flexibel und passen die Ausbildung an den individuellen Bedürfnissen des Sports an“, sagt Schwarz. Im Winter steht natürlich der Sport stärker im Fokus, die Berufsschule wird dann von April bis Juni besucht. Die NAZ-Ausbildung ist auch eine Lebensschule, ist Schwarz überzeugt: Die Jugendlichen müssen ihre Pläne durchziehen, Sport, Lehre, Familie und Freunde in Einklang bringen. „Bei uns lernen sie die Grenzen auszuloten und mit Niederlagen umzugehen. Wir wollen mündige Menschen.“

Der Blick in die Zukunft gibt Anlass für Optimismus: Nach den 2016 eröffneten Schanzen dürften nun die Modernisierung der Werkstätten sowie das neue Internat unmittelbar beim Jufa-Hotel auf Schiene sein. Das altehrwürdige Schloss Leopoldstein entspricht als Unterkunft längst nicht mehr den Anforderungen. Bei aller Freude, ein Blick nach Norwegen kann dennoch neidisch machen. Dort ist Langlaufen ein Volkssport, das Nachwuchsreservoir schier unerschöpflich. Schwarz: „Bewegung hat in Norwegen einen ganz anderen Stellenwert, da können wir uns ein großes Radl runterschneiden…“

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