Elevate-Festival:

Der Pessimismus des Julian Assange

Steiermark
01.03.2018 16:31

„Ich brauche keine positive Botschaft, weil die negative Botschaft wirklich wichtig ist.“ Es waren eindringliche Worte die Julian Assange bei der Elevate-Eröffnung aus seinem Exil nach Graz schickte. Das Festival will bis Sonntag aber nicht nur den Finger in die Wunden legen, sondern auch Wege aus der Misere aufzeigen.

„Es braucht nicht viel Courage, um etwas zu verändern“, sagt Julian Assange. Das Risiko sei gar nicht so groß, wie einem alle glauben machen wollen. „Auch wenn wir im Westen ein Risiko eingehen, sind wir bedeutend sicherer als etwa in Syrien. Von all den WikiLeaks-Mitarbeitern etwa bin nur ich in Gefangenschaft, niemand sonst wurde verhaftet oder gar getötet und wir können weiterhin veröffentlichen“, macht er Mut.

Doch der Mut scheint Assange selbst zunehmend zu verlassen: Per Videostream aus seinem Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London zeichnet er ein düsteres Bild der Gegenwart: Regierungen und große Konzerne wie Google oder Facebook, die mit Algorithmen, Big Data und künstlicher Intelligenz unser Leben kontrollieren und uns mit Angstmacherei in Atem halten. „Die Zeit der menschlichen Politik ist am Ende“, sagt er resignierend. Positive Botschaften hat er nur mit ironischem Unterton parat. Wer will es ihm verdenken.

Ganz so pessimistisch will es das Elevate selbst aber nicht sehen: In den kommenden Tagen bietet man zahlreiche Diskussionsveranstaltungen und Workshops an, die helfen sollen, sich in dieser immer komplexer werdenden Welt sicherer bewegen und mit Courage Veränderungen anregen und mittragen zu können.

Der Aufstand der Ureinwohner
Als Inspiration für Risiko und Courage - so das Leitthema des heurigen Festivals - können zahlreiche Vertreter indigener Völker dienen, die lautstark etwa gegen die Ausbeutung der Natur auftreten: „Solche Entwicklungen treffen uns indigenen Völker oft als erstes und am stärksten“, betont Aktivistin Tara Houska in Interviews immer wieder. Sie gehört der Couchiching First Nation an, deren Reservat an der Grenze zwischen Kanada und den USA liegt – ganz in der Nähe großer Pipelines. Seit einigen Jahren schon steht sie an der Spitze des Kampfes gegen deren Ausbau: „Die Stimme von indigenen Völkern wird gerne überhört. Wir müssen kreativ sein und manchmal auch laut werden, um Gehör zu finden“, sagt sie.

Welchen Gefahren man sich dabei aussetzt, musste die honduranische Aktivistin Bertha Zúniga Cáceres hautnah erfahren: Ihre Mutter wurde ermordet, weil sie sich gegen den Bau eines Staudamms ausgesprochen hatte, der den heiligen Fluss der indigenen Gemeinschaft Lenca zu zerstören droht. Dennoch führt ihre Tochter den Kampf weiter.

Ähnlich willensstark ist auch Elias Kimaiyo von der Sengwer-Community in Kenia, die von der Regierung mehrfach aus ihrem angestammten Land vertrieben wurde. Der Film „Honey at the Top“, der beim Festival zu sehen sein wird, porträtiert ihren Kampf gegen diese Ungerechtigkeit. Am Samstag ist ihnen beim Festival ein eigener Programmpunktgewidmet.

Zudem bietet man ein Musik- und Kunstprogramm, das die Relevanz dieses Festivals (nicht nur für die Steiermark) außer Frage stellt. Alle Infos zum ausführlichen Programm finden Sie hier

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