Vergiftetes Klima

Betriebsrats-Boss: „Grazer Öffis im Notbetrieb!“

Steiermark
26.02.2018 14:40

Die überdurchschnittlich hohe Zahl an Krankenstandstagen bei den Graz-Linien ist seit zumindest zwei Jahrzehnten ein Problem. Der Betriebsrats-Boss und steirische ÖGB-Chef Horst Schachner verwehrt sich gegen den Vorwurf, dass die Mitarbeiter Tachinierer wären: „Die Grazer Öffis funktionieren seit drei Jahren nur mehr im Notbetrieb. Es gibt viel zu wenig Personal!“

Exorbitante 24,63 Tage waren die 950 Mitarbeiter der Graz-Linien im Vorjahr im Schnitt im Krankenstand – bei der Hälfte, nämlich bei 12,5 Tagen, lag 2016 der Österreichschnitt (wir haben am Sonntag berichtet).

Zu wenig Personal

Der Betriebsrats-Boss und steirische ÖGB-Chef Horst Schachner verwehrt sich gegen die Unterstellung, dass die Graz-Linien-Mitarbeiter Tachinierer wären: „Bei den Graz-Linien fehlen permanent 30 bis 40 Mitarbeiter. Es gibt Leute, die haben 100 Tage Urlaub angesammelt und können ihn nicht abbauen, weil zu wenig Kollegen da sind. Mitarbeiter müssen ihre Urlaube unterbrechen, um für ein paar Stunden auszuhelfen. Die Mitarbeiter der Graz-Linien gehen auf dem Zahnfleisch, denn der Job ist hart. Es kommt immer öfter zu Konflikten mit Fahrgästen. Das Problem mit den Krankenständen ist zu einem großen Teil hausgemacht, weil die Mitarbeiter zu wenig Ruhezeiten bekommen. Die traurige Wahrheit ist, dass die Grazer Öffis seit drei Jahren nur mehr im Notbetrieb funktionieren.“

Problem seit 20 Jahren bekannt

Wahr ist jedenfalls: Weit über dem Österreichschnitt liegende Krankenstände, die gibt es bei den Graz-Linien nicht erst seit drei, sondern seit zumindest 20 Jahren.

Schachner (er hütet mit Fieber und hörbarem Husten gerade selbst das Bett) erklärt das so: „Bei uns werden auch Mitarbeiter weiter beschäftigt, die Krebs haben, die an anderen schweren Krankheiten leiden, die zu Invaliden geworden sind. In anderen Firmen werden die beinhart gekündigt.“

Vergiftetes Klima.

Für Schachner ist das Klima bei den Graz-Linien vergiftet: „Im Dezember haben wieder sieben Mitarbeiter gekündigt. Den Graz-Linien droht ein massiver Personaladerlass.“

Fehlzeiten der Mitarbeiter nicht herunter spielen

Graz-Linien-Chefin Barbara Muhr kontert: „Ich verstehe ja durchaus, dass man sich als Betriebsrats-Chef immer mehr Personal wünscht als es aktuell gibt. Schachner soll die Fehlzeiten der Mitarbeiter aber nicht herunterspielen, der Betriebsrat bekommt so gut wie alles, was er will, ist aber nicht bereit, konstruktiv mitzuarbeiten.“

Bis Sommer will Muhr den Personalstand um 30 Mitarbeiter aufstocken. Darüber hinaus will sich Muhr mit Schachner zusammensetzen, um erneut zu versuchen, eine Lösung für die hohe Zahl an Krankenstandstagen zu finden.

Denn die sind, wie bereits erwähnt, schon seit zumindest zwei Jahrzehnten ein bekanntes Problem, das offenbar nicht zu lösen ist.

Gerald Richter
Gerald Richter
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