Niederndorf

Nach Kathrein-Schließung sitzt der Schock tief

Tirol
22.02.2018 05:00

In der kleinen Gemeinde Niederndorf ist die Betroffenheit groß. Wie berichtet, schließt das Unternehmen Kathrein sein dortiges Fertigungswerk. 230 Arbeitsplätze fallen bis Jahresende einem neuen Produktionskonzept zum Opfer. Wie es mit den Mitarbeitern und dem Werk weiter geht, ist ungewiss. Nun wird verhandelt.

Man straffe die Lieferkette und richte die Produktion neu aus, heißt es seitens des Unternehmens mit Hauptsitz in Rosenheim: „Das Management hat nach eingehender Prüfung und gründlicher Abwägung von Alternativen beschlossen, die Produktion weiter zu konzentrieren.“ In der Praxis bedeutet das: In Niederndorf wird das Werk geschlossen, Fertigungswerke in Mexiko, Rumänien und China werden die Produktion übernehmen. Ein Beschluss, dem wachsender Druck zu Grunde liegt, wie das Unternehmen auf Nachfrage der „Krone“ erklärt: „Kathrein hat schon früh in den Mobilfunkstandard 5G investiert. Diese Investitionen zahlen sich nun später aus als erwartet. Gleichzeitig nimmt der Marktdruck seit Jahren weltweit zu, was sich zuletzt auf unsere Umsätze ausgewirkt hat.“

"Schließung kommt überraschend"
Wie lange das Ende in Niederndorf schon im Raum steht wurde vom Unternehmen nicht beantwortet, dazu hieß es lediglich: „Wir befinden uns mitten im Restrukturierungsprozess und prüfen die Lage kontinuierlich.“

Für Christian Ritzer, dem Bürgermeister aus Niederndorf kam die Nachricht überraschend, schließlich wurde erst im Herbst eine Fertigungsanlage von Rosenheim nach Niederndorf verlegt. „Diese Entwicklung ist äußerst bedauerlich“, zeigt sich der Bürgermeister betroffen, „Kathrein war einer unserer Leitbetriebe im Ort. In erster Linie ist es jetzt aber wichtig einen Plan auszuarbeiten, wie es mit den Mitarbeitern und dem Werk weiter gehen soll.“

Verhandlungen bereits begonnen
Als Gemeinde will man sich dafür einsetzen, dass am Standort Niederndorf schnell wieder neue Arbeitsplätze geschaffen werden.  Ideen dazu gäbe es schon, aber so kurzfristig natürlich noch keine Entscheidungen, erklärt der Bürgermeister.  Der Landeshauptmann habe Unterstützung zugesagt, schildert Ritzer.

Was die Zukunft der Mitarbeiter betrifft, so haben Gespräche in Sachen Sozialplan zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretern bereits begonnen: „Wir erwarten bis voraussichtlich Ende April ein Ergebnis“, erklärt die Firma Kathrein.

Moralische Verpflichtung
Die Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge) ist mit den Betriebsräten der Firma Kathrein bereits in Kontakt, um diese in den Verhandlungen zu unterstützen. Robert Koschin, Pro-Ge-Landessekretär für Tirol, sieht eine moralische Verpflichtung bei der Firma: „Ein Sozialplan ist immer nur eine Abmilderung“, erklärt er, „Tatsache ist aber, dass 230 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.“ Deshalb solle Kathrein die Arbeitnehmer gezielt bei der Jobsuche unterstützen, andere Firmen kontaktieren und gemeinsam mit dem AMS konkrete Maßnahmen entwerfen, so Koschin. 

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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