Kunasek am Balkan:

„Wir akzeptieren Kosovo als unabhängigen Staat“

Österreich
21.02.2018 16:00

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) ist am Mittwoch zu seinem ersten Auslandstruppenbesuch aufgebrochen. Erste Station ist die NATO-Mission im Kosovo. Dass die umstrittenen Aussagen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) die rund 440 Bundesheersoldaten dort gefährden könnten, sieht der Minister nicht. "Österreichs Haltung ist klar: Wir akzeptieren den Kosovo als unabhängigen Staat", so Kunasek.

Strache hatte zuletzt für Aufregung gesorgt, weil er über den seit 2008 unabhängigen Kosovo in einem Interview mit der Belgrader Zeitung "Politika" gesagt hatte, dieser sei "zweifellos ein Teil Serbiens". Der FPÖ-Chef ließ dies zunächst über seinen Sprecher dementieren, das Zitat in dem schriftlich geführten Interview lag allerdings schwarz auf weiß vor. Balkan-Experten und Vertreter der anderen Parteien äußerten sich entsetzt über die Aussage und warfen der FPÖ quasi Zündeleien in der Region vor.

"Balkan ist ein Schwergewicht für das Bundesheer"
Dass sein erster Auslandstruppenbesuch etwas mit der Debatte zu tun hat, stellte Kunasek auf entsprechende Journalistenfragen zu Beginn der Reise in Abrede. Der Besuch sei schon länger geplant. Der Balkan sei ein "Schwergewicht" für das Bundesheer, sagte Kunasek. Österreichs Engagement sei dort "traditionell hoch und hoch angesehen". Mit rund 440 Soldaten aus allen Bundesländern, unter ihnen sieben Frauen, handle es sich um das größte Auslandskontingent des Bundesheers, begründete Kunasek die Wahl des Reiseziels.

"Keine politische Mission"
Strache habe bereits dargestellt, dass seine Aussagen "missverständlich aufgegriffen" worden seien, sagte Kunasek. "Wir bekennen uns ganz klar dazu, hier die EU-Haltung und die österreichische Position zu vertreten." Bei seiner Reise handle es sich außerdem nicht um eine politischen Mission, sondern vielmehr um ein "militärisches Kennenlernen des Einsatzes", so der Verteidigungsminister.

NATO stellt rund 4000 KFOR-Soldaten 
Die rund 4000 Soldaten der Kosovo Force (KFOR) der NATO, die von insgesamt 27 Ländern gestellt werden, sind seit 1999 zuständig für die Friedenssicherung im Land. Sie sollen bei der Wiederansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen helfen und unterstützen außerdem unter anderem beim Minderheitenschutz, dem Wiederaufbau, der Entminung und der Zerstörung von Waffen.

Am Donnerstag fliegt Kunasek weiter zum zweitgrößten Auslandseinsatz des Bundesheers nach Bosnien, wo fast 200 Soldaten an der EU-Mission EUFOR Althea teilnehmen. Kunasek war 1999 selbst als Soldat für ein halbes Jahr im ehemaligen Bürgerkriegsland. Im Camp nahe der Hauptstadt Sarajevo dürfte der Verteidigungsminister auch auf Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) treffen, die ebenfalls einen Arbeitsbesuch in Bosnien absolviert.

C-130 Hercules jetzt auch mit gemütlichen Economy-Sitzen
Kunasek reiste übrigens mit der Heeres-Transportmaschine Hercules in den Kosovo. Ein Flug mit der Maschine ist normalerweise eher kein Luxus, Kunaseks Anreise stellte sich aber als vergleichsweise komfortabel heraus: Für die Passagiere wurden flexibel einsetzbare Sitze angeschafft, die mit der Economy Class in zivilen Flugzeugen vergleichbar sind. Auch die Toilette in der C-130 Hercules entspricht nun dem "zivilen Luftfahrtstandard", wie das Heer betont. Es geht aber nicht nur um Gemütlichkeit: Mit den neuen Sitzpaletten soll vor allem die Sicherheit der Passagiere erhöht werden. Die Hercules wird beispielsweise auch für Evakuierungsaktionen aus Katastrophen- oder Krisengebieten genutzt.

Komfortzone wird das Bundesheer dadurch freilich nicht automatisch: Die bisherigen Bänke - eine Kombination aus Stangen und Netzen, auf der man recht hart und seitlich zur Flugrichtung sitzt - sollen im Einsatz und im Training weiterhin verwendet werden. Die Anschaffungskosten für gut 80 Sitze, zwei Toilettenkabinen und das Gepäcksystem betrugen rund 680.000 Euro.

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