Sanfte Revolution

Citroën C4 Cactus: Franzose mit Sensationsfahrwerk

Motor
16.02.2018 17:53

Wer an Citroën denkt, muss auch an die legendäre, aber längst aufgegebene Hydropneumatik denken, die seit der „DS“ den Inbegriff des typisch französischen Straßengleitens geprägt hat. Nun knüpft man bei PSA an diese goldenen Gleitzeiten an, ohne jedoch auf die aufwendige Technik zurückzugreifen.

(Bild: kmm)

Mit dem Facelift bekommt der Citroën C4 Cactus eine Art Wunder-Fahrwerk, im Ingenieurs-Deutsch „Federung mit progressivem hydraulischem Anschlag“ genannt. Das bedeutet, klassische Stahlfedern werden beim Ein- und Ausfedern von Hydrauliköl ergänzt, das seinen Widerstand unter steigendem Druck stetig erhöht. Das Ergebnis ist ein in dieser Klasse einzigartiger Fahrkomfort. Dank langer Federwege gleitet der Cactus sogar über derbe Holperschwellen auf eine Art hinweg, die an die Mercedes-S-Klasse erinnert.

Bei den Testfahrten mit Vorserienmodellen äußerte sich die Arbeit der Hydraulikelemente bei starker Belastung noch in einem leisen Quietschen, das sollte aber bei den Serienmodellen nicht mehr auftreten. Wir werden das baldmöglichst überprüfen.

Zwar ist die Abstimmung nicht für dynamisches Fahren gedacht; wer es aber darauf anlegt, erlebt den Franzosen auch in schnellen Kurven als gut beherrschbar und trotz spürbarer Seitenneigung nicht als schwammig. Die Lenkung agiert präzise und sogar relativ gefühlvoll - was man vom Vor-Facelift-Modell nicht behaupten konnte.

Komfort ist Trumpf
Wohlfühlen auf hohem Niveau ist auch im Innenraum angesagt, wo so etwas wie Hotelzimmer-Atmosphäre herrscht, mit verbesserter Geräuschdämmung, seitenhaltarmen, aber extrem bequemen Sesseln, weichen Türarmlehnen und Türgriffen, die an Koffergriffe erinnern. Das riesige Handschuhfach klappt wie ein Koffer auf. Zu kurz geraten ist die Mittelarmlehne. Die Option auf eine durchgängige Sitzbank vorne wurde angeschafft.

Angesichts 4,17 Meter Außenlänge geht das Platzangebot in Ordnung, nur das optionale Glaspanoramadach schränkt hinten die Kopffreiheit ein. Auf dem Beifahrersitz können sogar 1,90 Meter große Menschen die Beine vollständig ausstrecken! Der Kofferraum fasst 358 Liter, bzw. 1170 Liter, wenn man die verschiebbare, geteilte Rückbank umklappt.

Dezenter im Auftritt
Die Optik des Citroën C4 Cactus wurde nicht grundlegend geändert, dennoch tritt er mit verändertem Charakter an. Das verspielte Plastik-Design mit großflächigen „Airbumps“ außen an den Türen wich einem seriöseren, erwachseneren Erscheinungsbild, das bei Weitem weniger aneckt, aber noch immer eigenständig und unverwechselbar ist. Die luftgefüllten Schutzflächen haben sich an die unteren Türränder zurückgezogen, auch die Radhäuser sind kunststoffumrahmt.

Kräftige Dreizylinder
Der lahme Saugbenziner wurde ausrangiert. Basismotor ist jetzt der durchzugsstarke 110-PS-Turbo-Dreizylinder mit manuellem Fünfganggetriebe, der den Cactus absolut ausreichend antreibt. Immerhin ist der Sprint auf 100 km/h in 10,3 Sekunden möglich - dank des geringen Eigengewichts von knapp über einer Tonne (nach DIN, ohne Fahrer). Wer es noch bequemer will, wählt die Sechsgang-Wandlerautomatik. Und wer noch spritziger unterwegs sein will, bestellt die stärkere Version des Dreizylinders. Mit 131 PS fällt der Hunderter nach 9,1 Sekunden und es sind 207 km/h Spitze drin. Als sparsame Alternative gibt es einen 99 PS starken 1,6-Liter Diesel mit einem Normverbrauch von 3,4 l/100 km.

Der (theoretische) Einstiegspreis liegt bei 16.990 Euro, das revolutionäre Fahrwerk ist in Österreich wie auch in Deutschland serienmäßig, ebenso der 7-Zoll-Touchscreen, elektrische Fensterheber vorn mit Komfortschaltung oder auch die Scheibenwischer mit integrierten Waschdüsen. Allerdings kostet die Klimaanlage als Extra so viel, dass man gleich die nächsthöhere Ausstattung wählen kann, zu der dann auch sechs statt vier Lautsprecher, ein Lederlenkrad oder Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht gehören.

Am Rande bemerkt: Der Citroën C4 Cactus ist trotz NoVA in Österreich spürbar billiger als bei den Nachbarn.

Unterm Strich:
Citroën hat mit dem neuen C4 Cactus etwas sehr Eigenes geschaffen und positioniert sich am Markt dort, wo es bisher noch niemanden gibt: sehr komfortorientiert, aber nicht teuer. Dass an den hinteren Türen weiterhin nur Ausstellfenster zu finden sind und zwar ein Glas-, aber kein Schiebedach angeboten wird, ist zu verschmerzen. Die französische Revolution fährt sich jedenfalls ausgesprochen entspannt - und startet im April.

Warum?
Sensationell komfortables Fahrwerk
Generell sehr komfortabel
Sehr geringes Eigengewicht

Warum nicht?
Hinten nur Ausstellfenster
Sportliche Fahrer sind hier falsch.

Oder vielleicht …
… VW T-Cross, Hyundai Kona und die anderen Kompakt-SUVs

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(Bild: kmm)



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