Wegen Körperverletzung

Schneeballwurf: Ermittlungen gegen Privat-Sheriff

Oberösterreich
15.02.2018 07:52

Ein Elfjähriger hat in Obertauern in Salzburg Schneebälle auf fahrende Autos geworfen und wurde dabei - wie berichtet - von einem Innviertler (54) erwischt. Der Mann zerrte den Buben wutentbrannt zur nächsten Polizeistation und verletzte ihn. Gegen den Mann wird nun wegen Körperverletzung und Freiheitsentziehung ermittelt.

Das deutsche Urlauberkind hatte die Schneebälle von einer Passage im Bereich eines Hotels in Richtung fahrender Autos geschleudert. "Eine Sachbeschädigung gab es dabei offenbar nicht", sagt Verena Rainer von der Landespolizeidirektion Salzburg. Den 54-Jährigen aus Pfaffstätt dürfte die Aktion des Buben aber derart geärgert haben, dass er ihn nach Sheriff-Manier am Arm packte und - gegen seinen Willen und ohne die Eltern zu verständigen - zur Polizei schleppte, um Anzeige zu erstatten. "Der Bub ist am Unterarm leicht verletzt worden, gegen den Mann wird nun wegen Freiheitsentzugs und Körperverletzung ermittelt", so Rainer.

Wildfremder nahm Sohn mit
In der Polizeistation tauchte kurz darauf auch der Vater des Elfjährigen auf, der von einem anderen Kind erfahren hatte, dass "ein wildfremder Mann den Sohn mitgenommen" habe. Ein weiterer Zeuge hatte beobachtet, dass der Schüler zur Polizeidienststelle gebracht worden sei. Der Innviertler rechtfertigte seine Handgreiflichkeit damit, dass der Bub nicht nur mit Schneebällen, sondern auch mit Eisbrocken geworfen haben soll, was vom Kind jedoch bestritten wird.

Mit Augenmaß
Philip Christl von der Staatsanwaltschaft Linz rät in solchen Fällen, möglichst mit Augenmaß vorzugehen. "Ein derart drastisches Einschreiten ist nur empfehlenswert, wenn Menschenleben gefährdet sind." Die Strafdrohung für überschießende Eigeninitiativen ist massiv - bis zu drei Jahre Haft bei Freiheitsentziehung und bis zu ein Jahr Freiheitsstrafe oder 720 Tagessätze bei Körperverletzung. "Im konkreten Fall könnte auch der Straftatbestand der Nötigung  zur Anwendung kommen", so Christl. Anzuraten sei, Kinder verbal abzumahnen oder ihre Eltern oder die Polizei zu verständigen.

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