Mann (71) verstorben

300 drängelnde Schaulustige blockieren Noteinsatz

Österreich
10.02.2018 11:37

Alles andere als hilfreich haben sich zahlreiche Menschen am Freitagnachmittag bei einem Notfall im Wiener Bezirk Favoriten verhalten: Ein 71-Jähriger war bewusstlos zusammengebrochen, bis zu 300 Schaulustige versammelten sich daraufhin rund um den Mann - und erschwerten den Rettungskräften den Einsatz massiv. Für den Pensionisten kam die Hilfe jedenfalls zu spät - er verstarb im Krankenhaus.

Gegen 14 Uhr brach der 71-Jährige beim Aufgang der U-Bahn-Station Reumannplatz plötzlich zusammen. Binnen Sekunden versammelten sich 80 bis 100 Menschen rund um den Mann. Den alarmierten Rettungskräften war es daher kaum möglich, zu dem Patienten durchzudringen.

Selbst als die professionellen Helfer noch an Ort und Stelle eine Herz-Druck-Massage unter Einsatz eines Defibrillators durchführten, hielten es die Schaulustigen nicht für nötig, aus dem Weg zu gehen. Ganz im Gegenteil: Laut Polizei versammelten sich immer mehr offenkundig sensationsgierige Menschen rund um den Mann. Zuletzt sollen bis zu 300 Personen den Einsatz behindert haben.

"Es ging um Leben und Tod"
Erst durch die Unterstützung mehrerer Polizeibeamten konnten der Platz abgesperrt und die Privatsphäre des 71-Jährigen einigermaßen geschützt werden. Mehrere Menschen mussten sogar aus dem Sperrgebiet weggewiesen werden. Konsequenzen gibt es für die Störenfriede in diesem Fall nicht: "In so einer Notsituation, in der es um Leben und Tod geht, ist es natürlich vorrangig, den Platz für den Rettungseinsatz zu schaffen. Es wurden daher keine Daten der Schaulustigen aufgenommen", erklärt Polizeisprecher Patrick Maierhofer gegenüber krone.at. Stetig hätten Polizisten nachalarmiert werden müssen, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. 

Für den 71-Jährigen gab es jedenfalls keine Rettung mehr, er verstarb wenig später im Krankenhaus.

"Machen Sie Platz!"
Die Polizei appelliert nach diesem dramatischen Vorfall in aller Deutlichkeit an die Bevölkerung: "Kommt es zu einem Notfall, alarmieren Sie die Rettung und leisten Sie Erste Hilfe", aber sobald Rettungskräfte vor Ort sind: "Machen Sie Platz!"

Kickl droht "Unfall-Voyeuren" mit Strafen
Da Schaulustige auch bei Verkehrsunfällen immer mehr zum Problem für Einsatzkräfte werden, will Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) nun hart durchgreifen. Es müsse ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Schaulustige, die von der Gegenfahrbahn fotografieren oder filmen, eine Behinderung darstellten und sich auch selbst gefährdeten. Wenn das nicht greife, sei es "durchaus vorstellbar, dass man mit entsprechenden Strafmandaten gegen Unbelehrbare vorgeht", meinte Kickl zur APA.

In der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" präzisierte der Innenminister am Samstag, dass er dabei an die Verhängung von Verwaltungsstrafen denke. An der technischen Umsetzbarkeit zweifelt Kickl nicht: In Zeiten von Kameras sei eine Dokumentation nicht schwierig, bei einer entsprechenden politischen Willensbekundung werde sich auch ein technischer Weg finden lassen.

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