Wirbel um Nazi-Sager

FPÖ-Protest weggeschnitten: Jetzt hat ORF Problem

Österreich
10.02.2018 16:19

Wende im Wirbel um den Tiroler FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger, der nach einer ORF-Berichterstattung am Freitag in die Kritik geraten war. Der Vorwurf, dass er auf einen antisemitischen Sager eines Mannes ("Stinkerte Juden") lediglich wohlwollend genickt haben soll, wurde entkräftet. Der ORF hatte es unterlassen, die vollständige Reaktion Abwerzgers auszustrahlen. Laut der mittlerweile modifizierten Version (siehe Video oben) entgegnete er dem 86-Jährigen wörtlich: "Das soll man nicht sagen." Dass dem ORF dieser unsensible Fauxpas ausgerechnet vor der Tiroler Wahl passierte, sorgt für eine schiefe Optik. Massive Kritik kommt auch von einem ORF-Stiftungsrat.

Nach der Aufregung in den sozialen Netzwerken und nachdem Abwerzger erklärt hatte, dass die Szene aus dem Kontext gerissen wurde, veröffentlichte der ORF weiteres Filmmaterial, in dem auch die Antwort des Politikers zu hören und zu sehen ist.

Der 86-jährige Mann hatte zu dem Politiker gesagt: "Die stinkerten Juden. Heut darfst das nicht mehr sagen, sonst bist sofort ein Nazi." Der ursprüngliche Fernsehbeitrag endete mit dem vermeintlich zustimmenden Nicken des Freiheitlichen.

Die Internet-Gemeinde warf Abwerzger daraufhin vor, er hätte nicht gegen den Sager protestiert. Es folgte ein Shitstorm. Der FPÖ-Politiker wehrte sich gegen die Vorwürfe - und sogar "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk forderte den ORF auf, "das gesamte TV-Material online zu stellen".

ORF nun unter Beschuss
Nicht nur Abzwerger lehnte das Gesagte ab, auch FPÖ-Klubobmann Rudi Federspiel meldete sich zu Wort. Außerhalb des Sichtfelds der Kamera kann man hören, wie er sagt: "Jeder Mensch hat seine Würde und jeder Mensch hat seine Rechte."

In einem aktuellen Interview mit dem ORF räumte Abwerzger ein, dass er in dem Gespräch mit dem 86-jährigen Mann vielleicht früher hätte einschreiten sollen. Es sei nun aber klargestellt, dass er die Aussagen des Mannes nicht widerspruchslos zur Kenntnis genommen habe. "Antisemitismus und Rassismus haben in der FPÖ Tirol und in der Politik nichts verloren", betonte der FPÖ-Spitzenkandidat.

Nicht nur FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky fordert nun Konsequenzen. Auch Klenk findet, eine Entschuldigung sei angebracht: "Der ORF hat den Tiroler FPÖ-Obmann @abwerzger in eine sehr dumme Situation gebracht, indem sein Widerspruch einfach weggeschnitten wurde. Mit diesem Beitrag ist die Sache für ihn geklärt. Der ORF sollte den Fehler eingestehen."

Stiftungsrat Zach: "Das kann nicht so weitergehen"
Scharfe Kritik an der Vorgehensweise des öffentlich-rechtlichen ORF kam auch von Thomas Zach, Leiter des ÖVP-Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat. "Das kann nicht so weitergehen. Die ganze Glaubwürdigkeit des ORF ist gefährdet", zeigte sich Zach gegenüber krone.at empört. "Besonders der Manager, der die ganzen Sendungsinhalte an sich gezogen hat, Alexander Wrabetz, ist zum sofortigen Handeln aufgefordert." Man werde die Causa zum Thema in der nächsten Sitzung des Stiftungsrats machen, versicherte Zach.

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