Tausende dabei

Fisser Fasnacht begeistert Zuschauer und Aktive

Tirol
28.01.2018 19:31

Vier Jahre mussten die Fisser warten. Aber am Sonntag durften sie wieder anpacken und einen tonnenschweren Zirbenstamm beim Blochziehen durchs Dorf begleiten. An der Spitze der wilde Bär. Er führte knapp 400 Aktive und an die 8000 Zuschauer in den Fasnachtshimmel.

So mancher Tourist dachte sich wohl: die spinnen, die Fisser. Tagelang wurde der viele Neuschnee aus dem Ort hinaus gekarrt. Und vor dem Sonntag sah man dann die Männer der Fasnacht, die mit viel Aufwand die Straße durchs Dorf wieder mit Winterweiß polsterten.

So ist das bei den Fasnachtlern: Für ihre Tradition ist ihnen keine Anstrengung zu groß. Ohne glatten Untergrund kommt der Schlitten mit dem 35 Meter langen und sechs Tonnen schweren Zirbenstamm, der im Zentrum der Fisser Fasnacht steht, nicht voran. Also wurde fleißig Schnee auf die Straße geschaufelt.

Als am Sonntag um 12.30 Uhr die Schallner mit ihren bis zu 15 Kilogramm schweren Schellen das Spektakel um den Blochbaum einläuteten, da war der Weg geebnet: Für 400 Aktive, die endlich wieder ihre Masken ausführen durften und beim schweißtreibenden Gang durchs Dorf ihre Späße trieben. Es ist die Besonderheit der Fisser Fasnacht, dass mit jeder Auflage eine andere Figur in den Mittelpunkt gestellt wird. Der Bär war es diesmal. Mit viel Theater wird er von den Bärentreibern und Jägern eingefangen. Ein wilder Kampf. Die Mohrelen helfen dabei und legen eine Seilschlinge, in der sich der widerspenstige Bär schließlich verfängt.

Ist der Bär gefangen, wird er vor den Bloch gespannt. Dann dirigiert der Fuhrmann den Zug bis zur nächsten Station, wo der mit Baumflechten über und über bedeckte Miasmann das Gespann ergänzt. Auch er ein ungestümer Geselle. „Da braucht es schon kräftige Burschen“, erklärt Fasnachtsobmann Christian Kofler. Ganz stolz ist er auf seine Burschen. Auch auf den Bajatzl, der die Besucher mit Kunststücken auf den schneebedeckten Dächern in Staunen versetzt.

Nur der Giggeler – eine Fruchtbarkeitsfigur – ist so mancher Besucherin nicht geheuer. Er bespringt die jungen Frauen, aber auch die Hexen, die den Zug besenschwingend begleiten. „In Zeiten von MeToo eine gewagte Einlage“, meint eine Zuschauerin und drängt sich an eine Hausmauer, um nicht die Nächste zu sein.

Die Fisser sind bedacht darauf, ihre Fasnacht auch im 21. Jahrhundert so zu präsentieren, wie sie vor Jahrhunderten schon zelebriert wurde. Als immaterielles Kulturerbe der Unesco hat man schließlich einen Ruf zu verlieren. Dass – wie lange angenommen – der Kampf des Frühlings gegen den Winter die zentrale Aussage ist, das versucht Volkskundlerin Petra Streng zurechtzurücken: „Im 19. Jahrhundert wurde diese Bedeutung der Fasnacht zugeschrieben. Doch im Grund war es ein ausgelassenes Treiben, bevor die karge Fastenzeit begann.“

Ausgelassen war es am Sonntag allemal in Fiss. Am Ende der Dorfrunde wurde der Blochbaum versteigert. BM Markus Pale gab wieder den Auktionator. Für 17.600 Euro bekam den Zuschlag der Samnauner Architekt Hansjörg Kolednik. Das ist neuer Rekord!

Gefeiert wurde bis in die Nacht. Jetzt beginnt das Warten auf das nächste Blochziehen in vier Jahren. Bis dahin wachsen neue Fasnachtler heran – und die alten halten sich fit, damit sie wieder dabei sein können.

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