„Partei jetzt geeint“

Michael Ludwig ist Wiens neuer SPÖ-Chef

Österreich
27.01.2018 17:55

Neue Ära in der Wiener SPÖ: Der bisherige Stadtrat Michael Ludwig (56) ist am Samstag beim außerordentlichen Landesparteitag der Wiener SPÖ mit 57 Prozent zum neuen Parteichef gewählt worden. Sein Kontrahent Andreas Schieder hatte mit 43 Prozent das Nachsehen. Ludwig tritt damit die Nachfolge von Michael Häupl an, der vor der Abstimmung mit Standing Ovations verabschiedet wurde. Durch seinen Wahlsieg wird Ludwig im Frühjahr Häupl auch als Bürgermeister der Bundeshauptstadt nachfolgen. Die politische Zukunft Schieders ist hingegen ungewiss. 

Erstmals traten bei der Wahl des neuen Wiener SPÖ-Chefs zwei Kandidaten an. Insgesamt wurden 972 Stimmen abgegeben, davon sieben ungültig. 551 entfielen auf Ludwig, 414 auf Schieder. Das Amt des Bürgermeisters wird Häupl innerhalb der nächsten Monate - vermutlich im Mai - an Ludwig übergeben.

Das sagte Ludwig nach der Abstimmung im Interview:

Ludwig richtet Fokus bereits auf die Wien-Wahl 2020
Ludwig bedankte sich in einer kurzen Rede nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses bei seinen Unterstützern. Er wolle "auch all jenen, die mich heute nicht gewählt haben, die Hand reichen", versicherte er. "Ich möchte die Gelegenheit nützen, mich ganz ehrlich zu bedanken für euer Vertrauen, das ich auch als Vertrauensvorschuss empfinde", sagte Ludwig. Auch Schieder dankte er für die "gute Zusammenarbeit". Mit dem Landesparteitag seien "noch nicht alle Herausforderungen gemeistert". Er wolle einen "intensiven Dialog" führen und sehr bald eine Strategieklausur abhalten, bei der sich die Partei inhaltlich und personell für die Wahl 2020 aufstellen werde. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, mit einem "Brückenschlag" alle zu verbinden. "Ab heute gibt es nur mehr eine Partei, ein geschlossenes Auftreten."

Kern und Häupl wünschen Ludwig "Glück und Erfolg"
Der Bundesparteivorsitzende der SPÖ, Christian Kern, gratulierte Ludwig: "Du hast es geschafft. Ich wünsche dir Glück und Erfolg." Ludwig werde, davon zeigte sich Kern überzeugt, "die Unterstützung von allen in diesem Raum umfassend genießen können". In diesselbe Kerbe schlug Ludwigs Vorgänger Häupl: "Was ich dir vor allem wünsche, ist die notwendige Fortüne", sagte der scheidende Wiener Bürgermeister. Denn Glück brauche man: "Auf der Titanic waren alle gesund, nur Glück haben sie keines gehabt." Und falls wer über ihn - also Ludwig - am Anfang "komisch" rede, dann könne er ihn beruhigen: "Mir ist es auch nicht anders ergangen."

"Ich will das Wir-Gefühl erhöhen"
"Ich will das Wir-Gefühl erhöhen", versicherte Ludwig bereits vor der Abstimmung. Er sei gegen eine "Stadt der zwei Geschwindigkeiten": "Ich will, dass alle vom Wachstum profitieren." Ludwig sprach sich ausdrücklich gegen eine Privatisierung von Gemeindebauten aus - und widmete sich zudem Wiener Neustadt. Er brandmarkte nicht nur die "rassistische und antisemitische" Propaganda dortiger Burschenschaften, sondern erinnerte auch daran, dass es in der niederösterreichischen Stadt eine Koalition gegen die SPÖ gebe, an der auch die Grünen beteiligt seien. Wenn es gegen die Sozialdemokraten gehe, seien die "buntesten Koalitionen" möglich, warnte er.

Schieder sagt Ludwig Unterstützung zu
Schieder kommentierte den Ausgang der Wahl knapp: "Jetzt ist es entschieden", sagte er. "Unsere Aufgabe ist jetzt, ihn und alle anderen bei der Arbeit für diese Stadt zu unterstützen." Auf Facebook gratulierte er seinem Mitbewerber.

Bundes- oder Gemeindepolitik: Was passiert jetzt mit Schieder?
Nach dieser doch recht eindeutigen Niederlage bleiben nun auch einige Fragen zur politischen Zukunft von Schieders offen. Dass er nun zurück in den Bund geht und weiter den geschäftsführenden Parlamentsklubobmann der SPÖ macht, könnte sich für eine starke Oppositionspartei eventuell negativ auswirken. Gut möglich ist auch, dass Ludwig seinem Rivalen zur Versöhnung der beiden SPÖ-Lager einen Posten in der Stadtregierung anbietet. Parteiinsider vermuten, dass Schieder eventuell das Finanzressort von Renate Brauner übernehmen könnte. Kurios wäre, wenn Schieder das Gesundheitsressort von Sandra Frauenberger übernehmen würde, wo er die vergangenen Pannen und Fehler seiner Lebensgefährtin Sonja Wehsely korrigieren müsste. 

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