Katias Kolumne

Kreisky, schau owa! Über die Fans des Sonnenkönigs

Politik
24.01.2018 11:55

Diese Woche jährte sich der Geburtstag jenes österreichischen Ausnahmepolitikers, der als "Sonnenkönig" und sozialdemokratischer Übervater einerseits für seine zahlreichen Errungenschaften gefeiert, auf der anderen Seite durch die Versechsfachung der Staatsrückstände in 13 Regierungsjahren als "Schuldenkaiser" gleichermaßen kritisiert wurde. Bruno Kreisky wäre am Montag 107 Jahre alt geworden.

Die rote Empörung war groß, als FPÖ-Parteichef und Neo-Vizekanzler Heinz-Christian Strache just im zeitnahen Abstand zu Kreiskys Ehrentag beim traditionellen Neujahrstreffen der blauen Partei behauptete, dass der rote Vordenker Kreisky "heute HC Strache und die FPÖ" wählen würde. Die Sozialdemokraten seien nur noch "Jammersozialisten".

"Kreisky würde sich im Grabe umdrehen"
Ein herber Schlag ins Gesicht der Sozialdemokraten. Immerhin betonte ihr Parteichef Christian Kern während seiner Kurzzeit-Kanzlerschaft nur zu gerne seine Bewunderung für den roten Säulenheiligen. "Kreisky würde sich im Grabe umdrehen", konterte sogleich Max Lercher, Bundesgeschäftsführer der SPÖ, und attestierte den "elitären, deutschtümelnden Burschenschaftern" der FPÖ Wehleidigkeit und "Arbeiterverrat".

Strache ist allerdings nicht der Einzige, der sich Bruno Kreisky zum Vorbild nimmt. So wählte der frisch angelobte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ausgerechnet das holzvertäfelte Kreisky-Zimmer mit der hohen Kassettendecke, dem prunkvollen Kristallluster und dem blau gemusterten Perserteppich als sein Büro und betonte ehrfürchtig, Kreisky sehr zu schätzen, da er "unser Land definitiv geprägt hat". Was Kurz, Strache und Kern gemeinsam haben? Nicht viel, würde man meinen. Außer ihrer Hochachtung vor Bruno Kreisky.

Lernens' a bisserl Geschichte, liebe Politiker!
Was machte Bruno Kreisky also zum parteiübergreifenden Jahrhundertpolitiker, der von Kern, Kurz und Strache gleichermaßen bewundert wird? In Erinnerung bleibt vor allem seine geschichtsträchtige, faszinierende politische Persönlichkeit. Kantig und nahbar sei er gewesen, belesen und durchsetzungsstark, volksnah, seine private Nummer stand sogar im Telefonbuch. Viele Errungenschaften, von denen die Sozialdemokratie heute noch gebetsmühlenartig erzählt, gehen auf Kreiskys Kappe. Zeitzeugen berichten von seinem unumstößlichen Gestaltungswillen und von der glasklaren Vision, die er für die Republik hatte.

Von Kreisky lernen
Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache haben mit dem Anspruch ihr Amt angetreten, alles anders machen zu wollen und dem reformdurstigen Bürger nun tatsächlich die langersehnte politische Wende hin zu einem "neuen Stil" zu bescheren. Es ist immerhin Zeit. Zwar genießt die neue Regierung aufgrund der 100-tägigen Schonfrist momentan noch Welpenschutz, aber so viel sei bereits jetzt gesagt: Um auch nur in die Nähe des gemeinsamen Vorbilds Bruno Kreisky zu kommen und nicht in politischer, faymannistischer Irrelevanz in Vergessenheit zu geraten, wird es notwendig sein, klare und mutige, mit Sicherheit zuweilen auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die eine nennenswerte Kurz-Strache-Ära in den Geschichtsbüchern begründen.

Diese Regierung muss also unter dem Motto "gestalten statt verwalten" stehen und mit der konsequenten Umsetzung der versprochenen Reformen überzeugen, damit auch bei der nächsten Wahl noch genügend Menschen ein Stück des Weges mit ihnen gehen. Bruno Kreisky sagte einst: "Nichts wäre grauslicher als der Gedanke, nur administriert zu haben." Möge die aktuelle Regierung diese wichtigen Worte die kommenden Jahre stets im Hinterkopf behalten.

Katia Wagner

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