Mobilitätsforscherin

Autonomes Fahren erfordert „sorgfältige Umsetzung“

Digital
17.01.2018 08:32

In der Diskussion um automatisierte Fahrzeuge dominieren technische oder moralische Fragen, die Auswirkungen auf den Menschen und dessen Verhalten sind hingegen noch ziemlich unterbelichtet. Alexandra Millonig, Mobilitätsverhaltensforscherin am Austrian Institute of Technology, plädiert daher für eine sorgfältige Umsetzung und genug Zeit.

"Automatisierte Fahrzeuge sind heute quasi das Apple-Produkt der Mobilität", stellt Millonig fest. "Es ist cool, leicht zu verwenden. Ich kann meine Zeit irrsinnig gut nutzen und wenn es wirklich für alle zugänglich gemacht wird, dann wäre das eigentlich der Renner." Sollte man meinen. Die eigentliche Frage laute aber: "Ist das dann noch zielführend und etwas, was unsere langfristigen Ziele (wie Verkehrseffizienz, -sicherheit, aber auch Klimaziele, Anm.) erfüllen kann."

Wenn jeder fährt, "werden wir in erster Linie einen Verkehrszuwachs haben", mit allen bekannten Folgen. Die positiven Aspekte könnten damit wieder aufgehoben werden. Die Wissenschaftlerin plädiert deshalb für eine sehr sorgfältige und vorsichtige Planung und Umsetzung: "Wir müssen uns genau überlegen, wie kann ich den automatisierten Verkehr so umsetzen oder auch regulativ begleiten, damit die Lösung ausgewogen ist und als Ergänzung zu den anderen Verkehrsangeboten und Möglichkeiten, die es jetzt schon gibt, ins Gesamtsystem hineinpasst."

Lücken schließen
Dazu gehöre etwa die Überlegung, wo mit automatisiertem Fahren Lücken geschlossen werden können. Als Beispiel nennt die Forscherin ländliche Regionen, in denen sich der öffentliche Verkehr heute betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnet. Aber auch zu mehr Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer könnten automatisierte Systeme beitragen, denn auch Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen wären damit mobil. Dass sich selbstfahrende Fahrzeuge durchsetzen werden, kann sich Millonig vorstellen, "allerdings in ferner Zukunft, nicht bald".

Große Akzeptanzprobleme des neuen Verkehrsangebotes sieht sie unter den genannten Voraussetzungen hingegen nicht. "Bis autonome Fahrzeuge in größerer Zahl im Mischverkehr unterwegs sind, vergeht noch viel Zeit. Da wächst schon eine neue Generation heran, für die das nichts Neues mehr ist", ist sie überzeugt. Gleichzeitig sei der lange Umsetzungszeitraum aber auch notwendig, "weil wir Menschen lassen uns nicht so schnell umstellen."

Skepsis mit gezielten Maßnahmen begegnen
Der heutigen Skepsis innerhalb der Gesellschaft gegenüber selbstfahrenden Autos oder Bussen müsse man mit geeigneten Maßnahmen begegnen. "Wir entscheiden unser Mobilitätsverhalten auf Basis unserer Erfahrungen, Interessen und Werte", erklärt Millonig. Die Bevölkerung sei in dieser Hinsicht aber sehr heterogen. Damit einzelne soziale Gruppen automatisiertes Fahren als Mehrwert und als vertrauenswürdig empfinden, müssten die Botschaften ihren Werten entsprechend gesendet werden.

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