Beinahe ertrunken

Nachbar schubst Pensionisten in reißenden Bach

Österreich
24.06.2009 17:09
Mordermittler stehen in Gummistiefeln im Hochwasser von Andorf im Bezirk Schärding: Dort hat ein Kleinkraftwerksbesitzer wutentbrannt einen Altbauern in den reißenden Strudel seiner Wehr geschubst, weil er das Öffnen der Schleuse verlangt hatte. Das 67-jährige Opfer wurde zwei Meter in die Tiefe gezogen und vierzig Meter weit mitgerissen. Mit letzter Kraft konnte sich der Mann an einem Ast festklammern und aus dem Bach klettern. Der "Schubser" wurde von der Polizei verhaftet.

Wassermassen zurückhalten oder loslassen? Diese Streitfrage beschäftigte bereits Sachverständige, als den Ennskraftwerken Gemeingefährdung vorgeworfen wurde. Nun geht’s um Mordversuch: Der Post-Frühpensionist Ing. Otto W. (56) aus Andorf wurde verhaftet und ist geständig. Ja, er habe nach jahrelangem Nachbarschaftsstreit keinen klaren Gedanken mehr fassen können und den lästigen Bauern Friedrich S. (67) von seiner Brücke ins mörderische Hochwasser gestoßen.

Schleusen waren nicht mehr zu öffnen
Zum Glück kann das Opfer seine Version noch selbst schildern: Der Tatverdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, hätte die alte Mühle am Pramzubringer Raabbach ersteigert und so verfallen lassen, dass es immer wieder Ärger gab. Der "Kyrill"-Orkan habe das Haus zerstört, der Rost die Wehr zerfressen, so dass die Schleusen nicht mehr zu öffnen waren, wenn die Felder überflutet wurden.

Von der Brücke geschubst
So, wie am Dienstag neuerlich: Fritz S. floss das Wasser von oben in die Stiefel, als er über seine Wiese zur Wehr stapfte, das Otto W. öffnen wollte, aber wieder nicht konnte. Er war wütend über das feststeckende Schleusenschott – und auf den Nachbarn, der sicher mit Vorwürfen daherkam: Noch ehe ein Wort gewechselt war, packte der Ex-Postler den Altbauern um die Mitte, hob ihn aus und warf ihn von der Brücke. Das Opfer wurde unten durch gerissen, über das vier Meter hohe Wehr in einen Strudel gespült und zwei Meter tief unter die Wasserwalze gezerrt.

Mit letzter Kraft ans Ufer gerettet
Geistesgegenwart trotz Atemnot und Todesangst: Der Bauer ließ sich auf den Grund sinken, um sich von dort mit letzter Kraft derart abstoßen zu können, dass er die Oberfläche erreichte. Nach 40 Metern bekam er einen Ast zu fassen. S. wartete noch, bis W. wegging, dann kletterte er an einem Baum ans rettende Ufer. Er rief die Polizei und kam ins Schärdinger Spital: Prellungen wurden verarztet.

von Richard Schmitt, Kronen Zeitung

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