In den vergangenen Tagen sind im Burgenland gebietsweise Niederschläge von 250 bis 300 Liter pro Quadratmeter niedergegangen. Im Südburgenland seien es im ganzen Jahr normalerweise 500 bis 600 Liter, betonte Herbert Szinovatz, Leiter des Hauptreferates "Gewässeraufsicht und Gewässerentwicklung" am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt. Die Dämme hätten am Dienstag nach erneuten Regenfällen jedoch gehalten.
Millionenschaden in der Landwirtschaft
Besonders schlimm hat es die Landwirtschaft im Burgenland getroffen: Vom Hochwasser am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde laut Landesrat Falb-Meixner der Anbau von Getreide und Rüben. Was noch nicht abschätzbar sei, sind die Schäden an Gebäuden und Anlagen.
Um einen 100-prozentigen Schutz gegen Hochwasser zu erreichen, wären nach Einschätzungen von Experten rund 95 Mio. Euro notwendig. Sehr wichtig sei jedoch die Eigenverantwortung der einzelnen Bürger, erklärte Falb-Meixner.
Die Herausforderung für das Burgenland sei, damit klarzukommen, dass es Jahre geben wird in denen es "fast kein Wasser" gibt und auch Jahre, in denen es massive Niederschläge geben wird. Sinnvoll wäre es, wenn im Baugesetz verankert werde, dass für besonders gefährdete Gebiete (Auftrittswahrscheinlichkeit eines Hochwassers alle 30 bzw. 50 Jahre) Bauverbot besteht, erklärte Szinowatz.
Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren
In Güssing war die Feuerwehr in der Nacht auf Dienstag bis etwa 4 Uhr früh im Einsatz, um Kanäle abzupumpen. Die Lage habe sich zwar gebessert, viele Straßen, Privathäuser und auch öffentliche Gebäude seien jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen, hieß es von der Freiwilligen Feuerwehr Güssing am Dienstag.
Pegel der Leitha erneut leicht gestiegen
Nachdem der Pegel der Leitha zuerst um bis zu 50 Zentimeter zurückgegangen ist, wurde in der Nacht auf Mittwoch ein erneutes Ansteigen um einige Zentimeter verzeichnet. In den vergangenen Tagen wurden die Dämme stabilisiert, Hunderte Hektar landwirtschaftliche Flächen von Gattendorf bis Nickelsdorf stünden jedoch unter Wasser. Der Schaden sei noch nicht abschätzbar, da erst geprüft werden muss, welche Flächen wieder nutzbar sind.
Um die Ortschaft zu schützen, habe man bei Nickelsdorf überschüssiges Wasser der Leitha in umliegende Felder geleitet, so Ortschef Gerhard Zapfl. In Mischendorf (Bezirk Oberwart) waren am Montagabend nach einem Unwetter rund 190 Feuerwehrmänner mit Pumparbeiten beschäftigt, hieß es von der örtlichen Feuerwehr. In der Gemeinde Rohr (Bezirk Güssing) hat sich laut Freiwilliger Feuerwehr die Lage entspannt. Viele Feld- und Waldwege, aber auch Häuser seien beschädigt.
"Wir kommen mit dem Aufräumen nicht nach"
Insgesamt richtete das Hochwasser in rund 50 Gemeinden enorme Schäden an - vor allem entlang der Strem von Stegersbach bis Güssing. "Wir kommen mit dem Aufräumen nicht nach. Immer wieder bringen Regenfälle Überflutungen", klagen die Betroffenen. Noch eine Gefahr: Allein aus Königsdorf wurden zwölf Hangrutschungen gemeldet. "Schüttet es weiter, drohen Häuser einzustürzen", wird gewarnt. Auch an der Leitha zittern Familien vor neuen Unwettern.
Caritas verspricht schnelle Hilfe
In Güssing und Strem, wo laut Behördenangaben 20 Häuser extrem beschädigt oder fast unbewohnbar sind, hat sich der burgenländische Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger am Montag selbst ein Bild von der Lage gemacht: "Diese 20 Familien sind bei uns leider nur die Spitze des Eisbergs. Mit Hilfe von ehrenamtlichen Caritas-MitarbeiterInnen erheben wir momentan, was von den Opfern am dringendsten benötigt wird, um rasch und so effizient wie möglich helfen zu können." Die Caritas St. Pölten stellt den Hochwasseropfern zusätzlich zur finanziellen Nothilfe auch kostenlos Entfeuchtungsgeräte zur Verfügung.
Freiwillige waren 31.000 Stunden im Dauereinsatz
Viele Helfer stoßen derzeit an die Grenzen der Belastbarkeit: Seit 24. Juni rückte die Feuerwehr fast 700-mal aus, die Freiwilligen waren mehr als 31.000 Stunden im Einsatz.
Die Bilder aus der Vogelperspektive vom Bezirk Güssing und weitere Details: siehe Infobox!
Benefizkonzert für Hochwasseropfer
Am Sonntag, dem 5. Juli, findet um 19 Uhr in der Klosterkirche Güssing ein Benefizkonzert für die Hochwasseropfer der Gemeinden Güssing und Strem statt. Auftreten werden das Vokalensemble "Cantus Felix", "Die Querulanten", Günter Tretter am Saxofon und Franz Stangl an der Orgel.
Karl Grammer, Christian Schulter (Kronen Zeitung) und krone.at
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