Angsthase 007

Roger Moore: “Ich bin ein Hypochonder”

Adabei
28.05.2009 10:46
Auf der Leinwand ist er tapfer von einem Abenteuer zum nächsten geeilt, doch hinter den Kulissen zitterte James Bond vor Angst. Zumindest wenn dieser Bond Roger Moore hieß. In der Höhe wurde ihm schwindelig, vor der Queen hatte er weiche Knie und vor Krokodilen fürchtete er sich. In seiner Autobiografie, die jetzt auch auf Deutsch erschienen ist, präsentiert sich Moore nicht als beinharter 007. Im Gegenteil: Er ist ein ausgewiesener Hypochonder mit Hang zum deftigen Humor - und er steht dazu.

Ein "heiteres und unbeschwertes Buch" habe er schreiben wollen, erklärt der britische Schauspieler im Vorwort für die Biografie mit dem einfallsreichen deutschen Titel "Mein Name ist Bond...James Bond". Und so erzählt der 81-Jährige allerlei Anekdoten aus seinem Leben. Was einem in der Autobiografie seines Agenten-Vorgängers Sean Connery verwehrt geblieben ist, bekommt der Leser bei Moores Werk in hohen Dosen: Plaudereien aus dem Nähkästchen.

Mit Schlankheitsmittel in Form gehalten
Nicht nur erfährt er, dass sich Moore mit Schlankheitsmittel in Form hielt, um auf der Leinwand eine gute Figur abzugeben. Auch nimmt Moore heißen Liebesszenen mit Bond-Girls den Mythos: Statt sich gegenseitig zu wärmen, trugen er und Bond-Girl Jane Seymour beim Dreh für "Leben und sterben lassen" Socken unter der Bettdecke. Um in Szenen mit dem Bösewicht den richtigen Gesichtsausdruck hinzubekommen, habe er sich stets vorgestellt, dass sein Gegenüber üblen Mundgeruch habe.

Valium und Bier gegen die Höhenangst
Dass Bond Angst vor senkrechten Felswänden hatte, ist nur eine der heiteren Passagen. "Ein Valium und ein großes Glas Bier halfen mir, meine Angst zu überwinden", bekennt Moore freimütig über den Dreh zu "In tödlicher Mission". Und über einen Sturz aus einem Meter Höhe räumte er ein: "Mir hat dieser kleine Satz gereicht. Anschließend waren meine Hoden so platt, dass sie durch den Schlitz eines Sparschweins gepasst hätten."

Doch nicht nur Sorgen um seine Männlichkeit, sondern um alle Körperteile plagten Moore. Von Nierensteinen bis zum Herzschrittmacher - der Autor weiht den Leser in seine Leiden ein. Als ihm Königin Elizabeth II. 2003 die Ritterwürden verlieh, sorgte sich der nervöse Moore vor allem darum, dass sein schwächelndes Knie versagte. "Stellen Sie sich die Blamage vor, wenn ein ehemaliger 007, der mehrfach die Welt gerettet hat, sich nicht mehr allein aufrichten kann."

Kein gutes Wort über Bond-Girl Grace Jones
Moore gibt sich als Gentleman, Gemeinheiten gegen andere Stars gibt es nicht. Auch Rivalitäten, die angeblich zwischen ihm und Connery herrschten, weist er zurück. "Wir gingen lieber zusammen essen und verglichen, auf wen von uns öfter geschossen wurde." Und gegen Bond-Darsteller wie Pierce Brosnan oder Daniel Craig hat er auch nichts einzuwenden. Einzig Bond-Girl Grace Jones kommt nicht gut weg: Starallüren und vor allem Jones' Vorliebe für Heavy Metal brachten ihn auf die Palme.

Moore hatte Spaß als Bond, den er in den 70er und 80er Jahren siebenmal spielte. "Kein schlechtes Leben, nicht wahr?", kommentiert er immer wieder sein Werdegang vom glücklichen Sohn eines Polizisten über einen Statisten bis hin zum Hollywood-Star. Auch ansonsten scheint Moore ein netter Spaßvogel, der sich selbst wegen seiner "leidlich originellen Scherze" auf die Schippe nimmt.

Braver Ehemann oder klassischer Frauenheld?
Statt Drogen- und Alkoholeskapaden schätzte er das Familienleben mit seinen drei Kindern. Obwohl er vier Frauen ehelichte, vermittelt er nicht das Image eines Frauenhelden, sondern eher das eines stolzen Vaters. Dass er seine dritte Frau nach Jahrzehnten der Ehe sitzen ließ, erwähnt er nur in wenigen Zeilen. Ganz der brave Ehemann lobt er stattdessen sowohl seine Kinder als auch seine vierte Frau Kristina ausgiebig. Übertrumpft wird dies nur von dem Lob, das Moore seinen zahlreichen Ärzten zukommen lässt. Treffend lautet der letzte Satz des Buches: "Ich habe ja gesagt, dass ich ein Hypochonder bin!"

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(Bild: kmm)



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