Überflieger

Schlierenzauer holt Gesamtweltcup

Sport
22.03.2009 13:32
Gregor Schlierenzauer hat mit erhobenen Armen im Stile eines Champions abgeschwungen. Der 19-jährige Tiroler beendete am Sonntag im slowenischen Planica eine bisher im Weltcup einzigartige Saison. Der Vize-Weltmeister auf der Normalschanze ließ sich nach dem Weltcup-Finale als Gesamtsieger und Gewinner der Skiflug-Wertung feiern - mit 13 Saisonsiegen, 20 Podestplätzen und 2.083 Punkten trug er sich in die Rekordlisten ein. Der fünfte Platz im letzten Weltcup-Fliegen dieser Saison konnte ihm deshalb die Laune nicht verderben. Gewonnen hat den Bewerb der Finne Harri Olli.

Nach den Gesamträngen vier und zwei eroberte Schlierenzauer in seiner erst dritten Saison den Gesamt-Weltcup - in einer Manier wie kein Athlet vor ihm. Das Muster an Beständigkeit (24 Siege und 41 Podestplätze in 71 Bewerben) hielt bis zum Ende des Winters durch - ein achter und ein zehnter Platz waren die einzigen Resultate außerhalb der Top Vier in 27 Bewerben.

Erster Sieg bereits im dritten Weltcupbewerb
Schon als Neuling im Weltcup hatte Schlierenzauer den Arrivierten kräftig eingeheizt. Als Junioren-Doppel-Weltmeister und Doppel-Staatsmeister feierte er in seinem dritten Weltcupbewerb bereits den ersten Erfolg (Lillehammer im Dezember 2006) - seine Auftritte forderten Topstars wie Olympiasieger Thomas Morgenstern zu noch größerem Einsatz heraus.

"Er ist ein richtiger Vorzeigeathlet. Er arbeitet sehr genau und tüftelt viel", sagte Morgenstern über seinen Rivalen. Und Cheftrainer Alexander Pointner beschreibt den Youngster als ruhigen Typ, der viel nachdenkt und mit großem Gefühl Entscheidungen trifft. "Er spürt sich selbst viel mehr als manch anderer, mit seinem Fluggefühl ist er prädestiniert für die größten Schanzen", erklärte Pointner.

Onkel managt Schlierenzauer
Der Stubaitaler wird von seinem Onkel Markus Prock gemanagt, der es in Zukunft wohl noch schwerer haben wird, den Rummel um seinen Schützling in Grenzen zu halten. Sport und Schule haben noch Vorrang vor Werbeauftritten. Alleine an Preisgeld hat Teenager Schlierenzauer im vergangenen Winter 524.500 Franken (ca. 342.700 Euro) brutto verdient. "Doch an Geld verschwende ich keinen Gedanken", sagte er, "stolzer bin ich auf die Emotionen, die gelingen."

Zum Skispringen ist der nunmehrige Rekordhalter als Neunjähriger gekommen. Ein Freund nahm ihn zum Training beim SV Innsbruck-Bergisel mit - der begeisterte Fußballer durfte bald darauf mit Alpinskiern auf der Schanze mittrainieren. "Seitdem ist das Springen für mich wie eine Sucht", sagt der zweifache Sieger der Nordland-Tournee.

Befreundet mit Innauer-Sohn
Profitiert hat er auch von der Freundschaft zu Mario Innauer, dem Sohn des ÖSV-Sportdirektors. Toni Innauer gab "Schlieri" viele gute Tipps. "Es sind zwei Dinge zusammenkommen: Ein noch nie dagewesenes Talent, das muss man sagen, und einfach die Voraussetzungen, die er bei uns hat und in jeder Stufe hat genießen können", erklärte Innauer angesichts der tollen Entwicklung.

Schlierenzauer selbst misst sich an den Erfolgreichsten. "Mein Ziel ist es, Weltbester zu sein", hatte er schon vor einem Jahr erklärt. Nach dem vorzeitig feststehenden Weltcupsieg sprach er kürzlich sogar davon, eine "Ikone des Sprungsports" sein zu wollen. "Das wäre das Größte. Ich habe viel erreicht, aber es ist noch ein weiter Weg. Ich werde weiter hart daran arbeiten."

Harri Olli gewinnt in Planica
Harri Olli hat das Weltcup-Abschluss-Skifliegen am Sonntag im slowenischen Planica für sich entschieden. Mit 211 beziehungsweise 219,5 Metern gewann der Finne vor dem Führenden nach dem ersten Durchgang, Adam Malysz (210,0 und 209,5 Meter). Bester Österreicher wurde Gregor Schlierenzauer - er musste sich nach Sprüngen von 210 und 200,5 Metern mit Platz fünf begnügen. Den dritten Platz belegten ex-aequo Lokalmatador Robert Kranjec und der Schweizer Simon Amman.

Martin koch flog auf den elften Platz, Wolfgang Loitzl schaffte es als Vierzehnter ins Tal. Thomas Morgenstern erreichte nur den enttäuschenden 21. Platz. Der Bewerb war wegen wechselnder Windbedingungen zweimal neu gestartet worden.

Am Samstag Podest verpasst
Österreichs Skiflieger hatten auch im Teambewerb auf der Skiflug-Schanze in Planica am Samstag kein Glück und belegten nur Rang vier. Wegen starken Windes wurde die Konkurrenz im zweiten Durchgang vor der letzten Nationengruppe abgebrochen und dadurch nur der erste Durchgang gewertet. Martin Koch, Wolfgang Loitzl, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer verpassten damit als erste ÖSV-Skisprung-Mannschaft seit Lathi 2004 in einem Weltcupspringen das Podest, damals war Österreich Fünfter geworden.

Der Rückstand auf Sieger Norwegen betrug 77,8 Punkte, auf den Plätzen zwei und drei platzierten sich überraschend Polen und Russland. Für Polen war es erst der zweite Podestplatz in einem Teambewerb und auch der beste überhaupt. Das bisher einzige Mal hatte Polen 2001 in Villach Rang drei belegt.

Schon der erste Durchgang war - ähnlich wie im Einzelbewerb am Vortag - von mehreren längeren Unterbrechungen wegen zu starken Windes und auch stark wechselnden Bedingungen gekennzeichnet. Alle Bemühungen der Jury, wenigstens den Teambewerb in zwei Durchgängen durchzuführen, waren letztlich vergeblich.

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(Bild: KMM)



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