Keck wie eh und je

Jeanette Biedermann im krone.at-Interview

Musik
01.04.2009 18:32
Seit dem 20. März steht Jeanette Biedermanns neues Album "Undress to the Beat", ihr siebentes in neun Jahren, in den Läden. Grund genug für krone.at, mit der kecken 28-Jährigen über "verorgelte" Castings, ihre Liebe zur Musik und Schauspielerei zu sprechen. Und auch AC/DC-Tickets, Schlager und Sex, Drugs and Rock 'n' Roll kommen im Interview nicht zu kurz. Das Video zum Gespräch gibt's auf krone.tv (auf Play-Button im Bild klicken).
(Bild: kmm)

krone.at: "Ihre ersten Bühnenauftritte absolvierten Sie schon als Sechsjährige im Kinderzirkus Liliput. Was waren seither die wichtigsten Momente, die Ihre Karriere vorangetrieben haben?"

Jeanette Biedermann: "Oh Gott, das ist ganz schwierig zu sagen. Ich bin schon zehn Jahre dabei und jeder Tag davon war ganz wichtig für mich. Ohne all die Erlebnisse würde ich nicht als der Mensch hier sitzen, der ich heute bin. Deshalb kann ich hier auch keine wirklichen Karriere-Steps aufzählen, weil jede Minute wichtig war für Jeanette Biedermann als Ganzes."

krone.at: "Aber was war denn zum Beispiel ein wichtiger Moment in Ihrer Schauspiel-Karriere?"

Jeanette Biedermann: "Naja, ich hatte ursprünglich eigentlich gar nicht vor Schauspielerin zu werden. Aber dann machte mich mein Manager auf ein Casting von GZSZ (Gute Zeiten, Schlechte Zeiten, Anm.) aufmerksam. Und da ich ein sehr offener Mensch bin, wenn es um kreative Arbeit geht, wollte ich auch hingehen. Am Abend vor dem Casting hatte ich aber eine große Party und bin dann völlig "verorgelt" zum Casting. Ich hatte nichts vorbereitet und habe einfach rumimprovisiert. Genau das fanden die Verantwortlichen sehr gut und deshalb haben sie mich genommen. Dann war ich plötzlich auch Schauspielerin."

krone.at: "Wie sehen Sie Ihre Rolle in Ihrer neuen Soap 'Anna und die Liebe'?"

Jeanette Biedermann: "Anna ist krankhaft schüchtern und hat damit zu kämpfen, weil sie sich damit viel verbaut. Sie ist auch noch in den Mann ihrer Schwester verliebt. Ich spiele das aber schon so lange, dass ich beim Dreh einfach 'klack' mache und auf die Rolle umschalten kann."

krone.at: "Welche Ihrer Charakterzüge sind denen Annas ähnlich?"

Jeanette Biedermann: "Sehr wenige! Das ist das Schöne als Schauspielerin: wenn man einen Charakter darstellen soll, der sehr wenig mit einem selbst zu tun hat, muss man in eine komplett andere Rolle schlüpfen. Anna ist ein guter und netter Mensch, das glaube ich auch von mir behaupten zu können. Das war's dann aber auch schon. Schüchtern bin ich nämlich gar nicht. Ich könnte es mir auch gar nicht leisten: Wenn ich auf die Bühne gehen und ein Lied lang nur stottern würde, bevor etwas rauskäme, dann wäre mein Leben ziemlich schwierig."

krone.at: "Was machen Sie lieber: schauspielern oder singen?"

Jeanette Biedermann: "Das kann ich gar nicht sagen. Wenn ich das eine oder das andere nicht 100-prozentig lieben würde, würde ich nicht beides zur gleichen Zeit machen. Denn dafür ist es zu anstrengend. Ich habe als Kind in meinem Zimmer Konzerte gegeben, die Kuscheltiere waren mein Publikum. Und ich habe gerne Märchen geguckt und mich als Prinzessin verkleidet. Es hat sich also schon sehr früh gezeigt, dass ich beide Sachen gerne habe. Das ist auch das Schöne: Bei der Schauspielerei kann ich das Kind sein, das sich verkleidet und in andere Rollen schlüpft. Als Sängerin kann ich mich verwirklichen. Ich kann komplett ich selbst sein."

krone.at: "Wie war die Arbeit an Ihrem neuen, immerhin schon siebten Album?"

Jeanette Biedermann: "Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen und drei Jahre an dem Album gearbeitet. Es hat Zeit gebraucht, um genau zu überlegen: was will ich eigentlich und wo will ich hin. Ich habe mich beim neuen Album dazu entschieden, etwas ganz anderes zu machen. Viele haben dann gesagt: Du musst verlässlich sein, du kannst nicht zuerst auf Pop und dann auf Elektro-Pop machen. Mein Leben ist aber so bunt, ich erlebe so viele Sachen, ziehe jeden Tag etwas anderes an, ich bin an den verschiedensten Orten auf der Welt. Wenn sich das nicht in meiner Musik wiederspiegelt, dann ist sie nicht echt. Deshalb ist das erste Wort immer Pop. Und alles was danach kommt ist mein Luxus. Ich lasse mich in keine Schublade pressen sondern sage: 'Ha! Jetzt müsst ihr wieder eine neue Schublade aufmachen!'"

krone.at: "Sie haben beim letzten Album viele Nummern selbst geschrieben. Wie war es beim neuen?"

Jeanette Biedermann: "Ich habe bei diesem Album mit schwedischen Songwritern zusammengearbeitet und habe auch mit Jörg Weisselberg, meinem Gitarristen, Songs geschrieben. Dass am letzten Album alle Songs von mir und Jörg waren, war mehr oder weniger Zufall. Ich bin kein Künstler, der so erpicht darauf ist, dass jeder Song von ihm geschrieben sein muss. Das verhindert immer etwas Großes! Denn wenn du einen ein Song hörst und denkst 'boah, ist der geil! Leider ist er nicht mir eingefallen, ich möchte ihn aber trotzdem haben', dann sollte das auch so sein. Deshalb besteht das Album aus sehr viel kreativer Energie aus vielen kreativen Köpfen. Das macht es auch so besonders."

krone.at: "Das Album klingt für mich stark von Madonna inspiriert."

Jeanette Biedermann: "Ich habe mich schon dran gewöhnt, dass für die Medien alles was ich mache 'wie-wie' ist - also wie jemand anderes klingt. Besonders in Deutschland. Die amerikanischen Stars machen angeblich nicht 'wie-wie' sondern die 'SIND' - und alle anderen kopieren. Ich muss aber sagen, der Madonna-Vergleich stört mich nicht im Geringsten. Denn eine Frau wie Madonna ist großartig. Aber es ist interessant, dass jeder etwas anderes mit dem Album in Verbindung bringt. Das zeigt mir, dass ein Sound entstanden ist, der besonders und nicht einfach nur 'wie-wie' ist.

krone.at: "1998 haben Sie an einem Casting der Bild-Zeitung teilgenommen und wurden zur Schlagerkönigin gewählt."

Jeanette Biedermann: "Ja, so habe ich meinen Plattenvertrag bekommen. Die Bedingung war, dass der Gewinner mit einem Schlagersong beim Grand Prix (dem Eurovisions Songcontest, Anm.)auftritt. Direkt am Abend nach dem Grand-Prix-Vorentscheid habe ich zu meinem Manager gesagt: 'Das ist nicht die Musik, die ich machen will. Ich möchte Popmusik machen und habe mit Schlager nichts am Hut. Es kann sein, dass ich mir dadurch alles versaue und wenn das so ist, dann hab' ich es mir eben versaut.'"

krone.at: "Also haben Sie Ihre Schlagerkarriere nach dem Motto: 'Augen zu und durch' gemacht?"

Jeanette Biedermann: "Naja, es war eben Bestandteil des Deals. Und mein Manager sah das genauso. Danach sind wir ins Studio gegangen und ich habe die Musik gemacht, die ich wollte. Dann war alles gut. Bitte nicht falsch verstehen! Es gibt großartige Schlager. Wenn ich einen Liter Wein getrunken habe und die Stimmung gut ist, dann geht's auf die Zwölf. Schlager kann super viel Spaß machen, aber es war nichts für mich. Ich habe damals für meine Verhältnisse viel riskiert, denn es hätte sein können, dass man mir sagt: dann halt nicht. Aber ich habe gewusst, ich muss etwas machen mit dem ich glücklich bin, sonst halte ich das kein Jahr durch."

krone.at: "Wie sehen Sie Castingshows heute? Haben die Sieger dieser Shows noch Relevanz?"

Jeanette Biedermann: "Das ist ein schwieriges Thema. Es rennen so viele Leute rum, die geil singen können – aber ob die den Druck und das ganze Business aushalten, ist eine andere Frage. Was mir dabei immer sauer aufstößt, ist, dass die Leute völlig allein gelassen werden. Du brauchst aber ein starkes Team, starke Wurzeln und Halt. Die Kandidaten der Castingshows werden aber so alleine gelassen, dass sie keine Chance haben, einen Fuß in die Tür zu kriegen. Da ist niemand, der sich um sie kümmert. Es wird ein Album und eine Single gemacht und dann kommt schon die nächste Staffel. Das ist das ganze Problem daran."

krone.at: "Sind Live-Auftritte für Sie lästige Pflicht oder Spaß?"

Jeanette Biedermann: "Live zu singen ist genau das, worum es geht. Das, warum ich das alles mache. Das Erlebnis, es mit den Menschen zu teilen, die gleiche Luft zu atmen und das zu erleben: das ist der Grund, warum ich Sängerin geworden bin. Das und nichts anderes."

krone.at: "Wie wild wird's dann auf Tour? Gibt's Jeanette Biedermann mit Sex, Drugs and Rock 'n' Roll?"

Jeanette Biedermann: (Lacht) "Ja ihrem Drogenkonsum brüsten, um cool zu sein. Ich feiere aber gerne, trinke gerne ein Weinchen, rauche auch. Rock 'n' Roll ist eine Lebenseinstellung und hat sehr wenig mit Musik oder Drogen zu tun. Aber ich bin ein offener Mensch und es wird auch absolut wild auf Tour, klar. Ich liebe das."

krone.at: "Welche Musik hören Sie privat?"

Jeanette Biedermann: "Mein Musikgeschmack ist unglaublich ambivalent. Ich höre wirklich alles von Punk, Rock, Blues über Jazz bis Elektro. Bei Elektro mag ich vor allem die 80er-Jahre: Depeche Mode, Soft Cell. Das sind super Elektrobands, die ich wirklich cool finde. Ansonsten finde ich The Mars Volta großartig, die auch mit Elektro und Rock'n'Roll spielen. Außerdem bin ich nach wie vor großer Rockfan, zum Beispiel liebe ich die Foo Fighters."

krone.at: "Zum Abschluss: Angenommen jemand schenkt Ihnen eine AC/DC-Karte für ein lange ausverkauftes Konzert. Gehen Sie hin oder verscherbeln Sie das Ticket auf eBay?"

Jeanette Biedermann: (Lacht) "Ich geh natürlich hin. Bist du wahnsinnig? Verscherbeln? Ich liebe AC/DC. Die kommen jetzt auf Tour und es ist wahnsinnig schwer an Karten zu kommen. Ich bin voll am fighten und sage: ich bin Jeanette Biedermann und muss eine Karte kriegen. Und die sagen: Promibonus nützt dir nichts. Und ich kann nur sagen: Scheiße. Aber ich kämpfe um ein Ticket."

Das Interview führten Barbara Bandi und Stefan Taferner.

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