Nach Messerattacke

Passauer Polizei-Chef Mannichl wieder im Dienst

Ausland
07.01.2009 15:23
Der Passauer Polizeichef Alois Mannichl, der gut drei Wochen nach dem Messerattentat auf ihn am Mittwoch in den Dienst zurückgekehrt ist, macht sich Sorgen wegen der Zukunft. Natürlich habe er auch Angst um seine Familie, sagte Mannichl laut Radioberichten. Er sehe aber keine größeren Probleme. Er denke auch nicht daran, aus Fürstenzell bei Passau wegzuziehen. Es wäre eine Bankrotterklärung für die Demokratie, wenn er und seine Familie sofort die Segel streichen würden, meinte er.

Seinen ersten Arbeitstag nach dem Attentat begann Mannichl (52) nach eigenen Worten mit der Skepsis, ob er sich nicht überschätze. Er sei mit einem komischen Gefühl aus dem Haus gegangen. Er glaube aber, die Rückkehr sei die richtige Entscheidung gewesen. Er habe jedoch seiner Familie und seinen Vorgesetzten versprochen, dass er jederzeit wieder eine Auszeit nehme, wenn er nicht fit genug sei. Er wolle nicht den Helden spielen.

Überwältigende Solidarität
Dreieinhalb Wochen nach dem Anschlag gehe es ihm gesundheitlich wieder einigermaßen gut, doch er spüre noch das eine oder anderen Ziehen, so Mannichl weiter. Die Solidarität aus der Bevölkerung sei sehr wohltuend gewesen; er habe Hunderte Briefe aus ganz Deutschland erhalten. Wichtig sei vor allem, dass die Solidarität nicht nur ihm, sondern der Arbeit der gesamten Polizei galt.

Mannichl wandte sich dagegen, als Held gegen den Rechtsextremismus bezeichnet zu werden. Er habe sich nicht nur gegen Rechts stark gemacht, sondern insgesamt gegen extremistische Ausschreitungen, egal ob von links oder rechts. Er habe auch nichts anderes gemacht als andere Kollegen.

Bisher kaum brauchbare Hinweise
Mannichl wurde am 13. Dezember vor seinem Haus in Fürstenzell niedergestochen und schwer verletzt. Der Täter wird in der rechtsextremistischen Szene vermutet. Mannichl beschrieb ihn als Skinhead, der ihn als "linkes Bullenschwein" beschimpfte. Der Polizist sah sich immer wieder Anfeindungen aus der rechten Szene gegenüber, gegen die er konsequent vorging. Die Ermittlungen haben bisher trotz deutschlandweiter Fahndungsaufrufe und mehrerer Phantombilder kaum konkrete Hinweise hervorgebracht. Zuletzt wurde die Leitung der Sonderkommission von Passau ans bayerische Landeskriminalamt verlegt.

Auch in Österreich war eine Fahndung angelaufen. Laut dem oberösterreichischen Sicherheitsdirektor Alois Lißl sind Rechtsextreme in der Grenzregion Bayern-Österreich-Tschechien in "ganz großen und starken Netzwerken" miteinander verwoben. Nach dem Attentat war in Deutschland die Debatte um ein Verbot der rechtsextremen NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) neu entflammt.

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