"Recht, nicht Rache"

“Nazijäger” Simon Wiesenthal wäre Hundert

Wien
30.12.2008 11:34
"Recht, nicht Rache" war das Anliegen von Simon Wiesenthal. Der als "Nazijäger" bekannte Schriftsteller und einstige Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums wäre am Mittwoch 100 Jahre alt geworden. Wiesenthal hat mitgeholfen, mehr als 1.100 Fälle vor Gericht zu bringen. Vor drei Jahren starb Wiesenthal in Wien. Am 22. Jänner kommenden Jahres wird er in Wien mit einem großen Festakt geehrt.

Rechtzeitig zu Wiesenthals Jubiläum nimmt auch ein Projekt, das seinen Namen trägt, immer mehr Gestalt an: Erst Mitte Dezember hat der Wiener Gemeinderat die Subvention für den Verein "Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien" beschlossen. Insgesamt werden für den Aufbau bis 2011 1,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davor hatten die Mühlen der Politik wesentlich langsamer gemahlen, lange herrschte Unklarheit über Finanzierung und Standort. Das Institut soll 2012 im Palais Strozzi in der Josefstädter Straße den Vollbetrieb aufnehmen.

Wiesenthal überlebte 12 Konzentrationslager
Wiesenthal wurde am 31. Dezember 1908 in Buczacz in Galizien geboren, das damals zur Donaumonarchie gehörte und heute auf dem Gebiet der Ukraine liegt. Nach der Volksschulzeit in Lemberg und Wien und der Absolvierung der Mittelschule in Buczacz studierte er in Prag Architektur und schloss dieses Studium 1932 ab. Anschließend war er als Architekt und Bauingenieur in der Ukraine tätig. 1941 wurde er von den vorrückenden Deutschen verhaftet und überlebte bis 1945 - als er durch US-Truppen aus dem KZ Mauthausen befreit wurde - insgesamt zwölf Konzentrationslager.

Der Krieg trennte Wiesenthal auch von seiner Frau Cyla, die er seit der Schulzeit gekannt und 1936 geheiratet hatte. Es gelang Wiesenthal, seiner Frau im Untergrund falsche Dokumente, lautend auf Irene Kowalska, zu besorgen, mit denen sie ab 1942 zwei Jahre in Warschau lebte. Danach wurde sie ins Rheinland als Zwangsarbeiterin verbracht. Die beiden fanden erst spät im Jahr 1945 wieder zueinander. 1946 kam Tochter Pauline auf die Welt.

Ein Leben für die Suche nach den Naziverbrechern
Schon in den Lagern hatte sich Wiesenthal die Namen jener gemerkt, die sich schuldig gemacht hatten. Ab seiner Befreiung widmete er sich der Suche nach Naziverbrechern, zuerst für das "U.S. War Crime Office" in der US-Zone Österreichs. Von Linz aus leitete er das Jüdische Zentralkomitee der US-Zone für Österreich. 1947 gründete er das Jüdische Dokumentationszentrum, das aber 1954 wieder geschlossen wurde, da durch den "Kalten Krieg" das Interesse und somit auch die Unterstützung für die Aufklärung von Kriegsverbrechen gering waren.

Wiesenthal schickte alle Akten nach Israel ins Holocaust-Forschungszentrum Yad Vashem. Nur einen Fall behielt er: Den von Hitlers "Endlöser" Adolf Eichmann. Wiesenthal hatte den Nazi-Schergen 1954 in Buenos Aires geortet, die israelischen Behörden waren aber skeptisch geblieben. Der Mann, der den Massenmord an den Juden organisiert hatte, wurde erst 1960 verhaftet, in Israel vor Gericht gestellt und 1962 hingerichtet.

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