Vor Insolvenzrichter

115 Mio. Minus: Autozulieferer Eybl im Ausgleich

Österreich
30.12.2008 17:31
Die schwere Autokrise und das vorläufige Platzen des Einstiegs eines ausländischen Investors hat den niederösterreichischen Autozulieferkonzern Eybl vor den Insolvenzrichter gebracht. Nun musste der angekündigte Ausgleich über die schwer angeschlagene börsenotierte Eybl International AG und die Tochter Eybl Austria GesmbH angemeldet werden. Es wird erwartet, dass das Landesgericht Krems die Verfahren sehr schnell eröffnet. Es ist die zweitgrößte österreichische Insolvenz des Jahres 2008 und die mit Abstand größte im Bundesland Niederösterreich. Erste Angaben zur Dimension dieses Insolvenzfalles lieferte der Kreditschutzverband (KSV): Die Insolvenzschulden liegen bei 115 Mio. Euro.

Weil in den betroffenen Firmen Aktiva von 26,4 Millionen Euro vorhanden sind, beläuft sich die Überschuldung auf 88,6 Millionen Euro - davon 19,7 Millionen Euro bei Eybl International und 68,9 Millionen Euro bei der Eybl Austria. Eybl Austria beschäftigt laut Creditreform an den Standorten in Krems 342 und in Gmünd 63 Dienstnehmer, 80 sind es bei der Holding Eybl International. Das Kündigungsfrühwarnsystem (AMS) wurde bereits kurz vor Weihnachten aktiviert. Nach KSV-Angaben sind rund 300 Gläubiger betroffen.

Verfahrenseröffnung in Kürze
Alexander Klikovits vom KSV rechnet mit einer raschen Verfahrenseröffnung. In diesen Zeiten müsse man schon "froh" sein, wenn ein Unternehmen einen geordneten Ausgleich eröffne und nicht Konkurs. Man werde sich alle Konzepte genau ansehen, so Klikovits, allerdings auch die näheren Umstände des im Juni erfolgten "stillen Ausgleichs", der schon einmal eine Teilentschuldung gebracht hat.

Von angeblichen Plänen, wonach der Kremser Autozulieferer seine Werke in Ungarn und Rumänien verkaufen wolle, um Geld in die leeren Firmenkassen hereinzubekommen, hat der KSV-Experte bisher auch nur aus den Medien gehört. Etwas Verwunderung käme da auch bei den Gläubigerschützern auf, zumal "alle anderen in den Osten drängen". Man warte auf alle plausiblen Sanierungs- und Fortführungs-Konzepte. Im jetzigen Ausgleich sehen die Gläubigerschützer jedenfalls eine "veritable Chance" für eine Sanierung. Angeboten sind bisher Ausgleichsquoten von jeweils 40 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme.

Zweitgrößter Insolvenzfall 2008
Als wirtschaftliche Einheit betrachtet sind die Eybl-Ausgleiche mit einem bisherigen Schuldenstand von 115 Millionen Euro der zweitgrößte österreichische Insolvenzfall Österreichs im Jahr 2008, angeführt wird die heurige Statistik von der Immobiliengruppe Stade (123 Millionen Euro). Für das Bundesland Niederösterreich endete das Insolvenzjahr ebenso mit einem traurigen Rekordfall wie es begonnen hat: Am 3. Jänner 2008 musste über die Battenfeld Kunststoffmaschinenfirma Konkurs eröffnet werden. Zwei Tage vor Neujahr nun wurde über den Kremser Traditionsbetrieb Eybl der gerichtliche Insolvenzakt angelegt, die Insolvenzverbindlichkeiten sind hier fast viermal so hoch wie bei Battenfeld. Eybl International ist von der Autokrise voll erwischt worden, beliefert die Gruppe doch neun der zehn größten Autokonzerne der Welt.

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