Drama nach Geburt

19-Jährige muss Bruder zur Babyklappe bringen

Steiermark
01.01.2009 13:39
Ein neugeborenes Kind, das eine 19-jährige Frau am Sonntag in der Geburtenklinik des Grazer Landeskrankenhauses als Findelkind abgab, hat sich jetzt als ihr Bruder herausgestellt: Die 38-jährige Mutter des Buben gab - nachdem das Spital die Polizei gerufen hatte - zu, ihre Tochter zur Babyklappe geschickt zu haben. Als diese angeblich nicht funktionierte, übergab die junge Frau den Kleinen persönlich dem Krankenhauspersonal und erzählte, dass sie das Baby im Grazer Stadtpark gefunden habe. Die Mutter beteuerte gegenüber der Polizei, dass sie von der Geburt "völlig überrascht" worden sei. Aus Verzweiflung wollte sie das Baby loswerden.

Die 19-jährige Angestellte war Sonntag früh mit dem Neugeborenen ins Landeskrankenhaus gekommen. Dort berichtete sie, den Säugling in Decken gewickelt auf einer Bank im Stadtpark gefunden zu haben. Irgendwie erschien die Story den Krankenhausangestellten nicht ganz stimmig: Sie riefen schließlich die Mutter der jungen Frau an, die dann auch selbst in die Geburtenklinik kam.

Die 38-Jährige wurde dann von der inzwischen eingeschalteten Polizei befragt und gab schließlich zu, das Kind kurz nach Mitternacht selbst zur Welt gebracht zu haben. Sie habe von der Schwangerschaft nichts bemerkt, die Geburt sei "überraschend" erfolgt, gab die vierfache Mutter an. Von Existenzängsten geplagt und verzweifelt, rief die Frau ihre Tochter an und bat sie um Hilfe. Der Freund hat sie verlassen, finanziell geht es ihr denkbar schlecht. In dieser tristen Lage, allein und verlassen, brachte die 38-Jährige Sonntag gegen 0.30 Uhr ihr viertes Kind zur Welt. Diesmal geschah die Geburt in der Wohnung. "Sie hat das Baby gesäubert und gepflegt", so ein erhebender Beamter: "Nur - sie will das Kind nicht aufziehen." 

Adoption bereits im Gange
Aus dem Grazer Jugendamt hieß es am Montag, dass die Adoption des Findelkindes vorbereitet werde. In den nächsten Tagen werde aus 80 Paaren, die sich beworben haben, eines ausgesucht, erklärte Annemarie Pauritsch, die für Adoptionsvermittlung zuständig ist. Nach Entlassung des laut Hebamme "pumperlgesunden" Säuglings aus Spitalsobhut dürfe das Paar das Kind für sechs Monate in unentgeltliche Pflege nehmen. Nach dieser Frist entfällt das Zustimmungsrecht der Mutter im Adoptionsverfahren.

Namen hat der Bub vorerst keinen. Derzeit wird er unter "Babyklappe, männlich" geführt. Über die Landesregierung wird ihm interimistisch ein gängiger Familienname zugeteilt, damit er zu Dokumenten kommt. Mit der Adoption wird dann der Name der Adoptiveltern übernommen, die auch den Vornamen auswählen.

Ermittlungen gegen Mutter eingeleitet
Dementiert wird vom Landeskrankenhaus indes, dass die Babyklappe nicht funktioniert habe. Die damit verbundene Alarmierung im Kreißsaal sei am gleichen Tag von Passanten - mutwillig oder versehentlich - ausgelöst worden, zudem erfolge eine tägliche Kontrolle, hieß es von einer Sprecherin. Seitens der Polizei wird gegen Mutter und Tochter wegen des Verdachts der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, nämlich Kindesweglegung, Anzeige erstattet. Von der Staatsanwaltschaft wird es dann abhängen, ob es eine Strafverfolgung gibt.

Foto: Symbolbild, gestellte Aufnahme

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