Anonyme Geburten

Rettungsanker für Frauen in Ausnahmesituationen

Steiermark
24.12.2008 14:31
Seit sieben Jahren gibt es in Österreich für Frauen, die ihr Kind aus einer Notlage heraus nicht selbst aufziehen können, die Möglichkeit, ihre Kinder anonym zu gebären und dann zur Adoption freizugeben. 51 anonyme Geburten zählt man seither in der Steiermark. Heuer haben landesweit neun Frauen diesen Weg gewählt. Die Babyklappe blieb seit dem Jahr 2005 leer, so Christa Pletz von der Kontaktstelle Anonyme Geburt -Babyklappe am Dienstag vor Weihnachten in Graz.

Viele Babys werden sehnlichst erwartet. Es gibt aber auch Situationen, in denen sich Frauen aus sozialen, familiären oder psychischen Gründen mit der Mutterschaft so überfordert sehen, dass sie ihr Kind aussetzen oder es im schlimmsten Fall sogar töten. Um diese Frauen in der Schwangerschaft zu unterstützen und heimliche, unbetreute Geburten und Kindesweglegungen zu verhindern, wurde die Möglichkeit der anonymen Geburt geschaffen.

"Angst, Scham und Schuldgefühle"
"Frauen, die uns kontaktieren, sind überwiegend Österreicherinnen, kommen aus allen sozialen Schichten, verschiedenen Altersgruppen und viele von ihnen haben bereits Kinder", umreißt Pletz das Profil der Klientinnen der Grazer "Kontaktstelle Anonyme Geburt - Babyklappe". Was ihnen gemeinsam ist: "Angst, Scham und Schuldgefühle belasten sie, und sie haben meist keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen können und sehen keinen Ausweg mehr".

Einrichtung als letzter Rettungsanker
Die meisten Frauen würden sich spät - ein zwei Monate vor der Geburt - an die Kontaktstelle wenden, bedauert Koordinatorin Pletz, denn: "Je früher die Schwangeren kommen, umso größer sind die Möglichkeiten, Alternativen zur anonymen Geburt zu überlegen". Diese wären u.a. die Adoptionsfreigabe, Pflegeeltern oder eine Mutter-Kind-Einrichtung. "Gemeinsam mit den Frauen versuchen wir eine Lösung zu finden und begleiten sie, egal ob sie sich für eine anonyme Geburt oder doch eine alternative Möglichkeit entscheiden", so Pletz. Sie betont, nicht für die anonyme Geburt zu werben, sondern die Grazer Einrichtung als letzten Rettungsanker für verzweifelte Frauen und deren Babys versteht.

Abwicklung wirklich "anonym"
Bei einer anonymen Geburt gibt die Frau weder Namen noch sonstige persönliche Daten bekannt. Sie kann nur in einem Krankenhaus erfolgen. Nach der Geburt übernimmt das Jugendamt die Verantwortung für das Kind und übergibt es in die Pflege von Adoptiveltern. Die Mutter hat jedoch sechs Monate Zeit zum Kind zurückzukehren, erst danach kann die Bewilligung zur Adoption erteilt werden.

Symbolbild

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele