Fall Flick

Deutscher Anwalt legt Mandat zurück

Österreich
22.12.2008 20:31
Der Nürnberger Anwalt Wolfgang Spachmüller, der nach dem Diebstahl des Sargs mit der Leiche des Milliardärs Friedrich Karl Flick 111.900 Euro Belohnung von der Flick-Familie gefordert hatte, hat sein Mandat niedergelegt, wie er am Montag bekannt gab. Darüber hinaus wolle er sich nicht mehr zu dem Fall äußern. Im Gegenzug für die von der Familie Flick ausgeschriebene Belohnung hatte Spachmüller im Auftrag eines anonymen Mandanten zunächst mitteilen wollen, wo sich die Leiche befindet. Die Familie hatte das Angebot abgelehnt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Nach seinem Angebot, den Aufenthaltsort von Flicks Leiche zu nennen, war der Anwalt ins Visier der Behörden geraten. "Wir gehen davon aus, dass die zuständige Staatsanwaltschaft kurzfristig handelt", hatte Flick-Anwalt Jörg-Andreas Lohr am Wochenende gesagt.

Anwalt hat Kanzlei verlassen
Spachmüller, Fachanwalt für Versicherungs- und Verkehrsrecht, arbeitet inzwischen nicht mehr für die Kanzlei "Herzog & Partner". Dies sei bereits am 3. Dezember vereinbart worden, sagte Roman B. Peter, Seniorpartner bei der Nürnberger Kanzlei. Spachmüller, der kürzlich bei der Wahl des CSU-Kandidaten für den Bundestagswahlkreis Nürnberg-Süd unterlegen war, betonte, sein Ausscheiden aus der Kanzlei habe nichts mit dem Fall Flick zu tun.

Ex-Arbeitgeber distanziert sich
Peter sagte indes: "Der Fall ist eine Pietätlosigkeit sondergleichen." Er deutete an, bei Spachmüllers Mandanten habe es sich nicht um die Täter gehandelt. Zwar sei das Handeln des Juristen nach seiner Einschätzung nicht strafbar, Spachmüller habe aber unverantwortlich gehandelt, sagte Peter. In einer Mitteilung der Kanzlei hieß es über Spachmüller: "Von seinem Vorgehen distanzieren wir uns ausdrücklich und bringen unser Mitgefühl gegenüber Familie Flick zum Ausdruck."

Brisanter Briefwechsel
Der "Krone" liegt der Briefwechsel zwischen Lohr und Spachmüller vor. Sogar die genauen Formalitäten sind in einem Vertragsentwurf festgehalten. Die Belohnung für den "Kronzeugen" hätte auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden sollen, danach hätte ein DNA-Test die Identität der sterblichen Überreste bestätigen sollen. Lohr: "Diese ungeheuerliche Zumutung wurde von uns abgelehnt, und wir erstatteten Strafanzeige gegen den Anwalt."

Aufregung seit Mitte November
Der Sarg mit Flicks Leiche war Mitte November vom Friedhof in Velden gestohlen worden. Nach Angaben eines Sprechers der Familie Flick hatte sich Spachmüller am 8. Dezember gemeldet, wenige Tage nachdem die Familie 100.000 Euro Belohnung für Hinweise zum Verschwinden des Sargs ausgelobt hatte. Friedrich Karl Flick war am 5. Oktober 2006 im Alter von 79 Jahren gestorben. Er war zeitweise Chef des Düsseldorfer Flick-Konzerns, bis 1985 größte deutsche Unternehmensgruppe in Familienbesitz.

Fritz Kimeswenger und Thomas Leitner, Kronen Zeitung, und krone.at

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