Wild-West-Szenen

War Waffeneinsatz der Polizei gerechtfertigt?

Wien
19.12.2008 11:35
Nach der wilden Verfolgungsjagd auf einen 48-Jährigen in Favoriten, bei der - wie jetzt erst bekannt wurde - nur ein Polizist insgesamt zwölf Schüsse abgab, sind noch einige Fragen offen. Unklar ist weiterhin, warum Stefan B. bei dem eigentlich "harmlosen" Einsatz derart ausgerastet ist. Untersucht wird in den nächsten Tagen aber auch der Schusswaffen-Einsatz. Oberstleutnant Gerhard Haimeder vom Landeskriminalamt verteidigte den Polizisten, dessen Kollege zuvor von B. attackiert worden war. "Das ist der Alptraum jedes Beamten", so der Kriminalist zu den Wild-West-Szenen. Endgültig entscheiden werde über die Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs allerdings die Staatsanwaltschaft.

"Der Polizeibeamte musste reagieren", betonte Haimeder. "Meiner Meinung nach hat der Beamte das richtig gemacht. Wenn er (der Angreifer, Anm.) einen Beamten wegen einer harmlosen Amtshandlung niederschlägt, was macht er da bei einem Passanten?"

Der zuerst gegen den 48-Jährigen eingesetzte Pfefferspray habe wegen des Windes seine Wirkung verfehlt, erklärte er. Zunächst hätte der Beamte daher "als psychisches Mittel" Warnschüsse abgegeben. "Als das alles nicht geholfen hat, hat er gezielt", so Haimeder. Vier Kugeln habe der 48-Jährige nur deshalb abbekommen, weil die ersten Treffer keinerlei Reaktion hervorriefen.

Cobra ermittelt intern
Kritik an dem Waffeneinsatz des Beamten gibt es dahingehend, dass der Polizist bereits Verstärkung angefordert hatte und in so einem Fall das Sondereinsatzkommando mit geschulten Schützen die Situation deeskaliert. Die Wiener Polizei argumentiert, der Beamte habe in Notwehr gehandelt. Untersucht wird der Fall intern übrigens von der Cobra, auch das Innenministerium prüft die Vorgänge.

Von den 12 abgefeuerten Projektilen traf eines ein vorbeifahrendes Auto, eines den Reifen eines parkenden Fahrzeuges, und auch in einer Hausmauer steckte eine Kugel. Verletzt wurde dabei niemand, den Schaden an den Autos begleicht - wenn es keine Vollkasko-Versicherung gibt - das Innenministerium.

Mit Besen auf Beamte losgegangen
Der an Wild-West-Szenen erinnernde Vorfall ereignete sich am Mittwoch um acht Uhr früh an der Ecke Troststraße/Van-der-Nüll-Gasse. Die Polizei sei wegen wegen "Lärmbelästigung und Müllablagerungsproblemen" von einem Magistratsmitarbeiter in den Gemeindebau gerufen worden, hieß es. Es gebe "sanitäre Übelstände" in der Wohnung des Mannes. Die Polizisten trafen den 48-Jährigen im Innenhof an und forderten ihn zunächst nur auf, seinen Hund anzuleinen.

Plötzlich griff er zum Besen und ging auf die Beamten los. Einer wurde im Gesicht - genauer gesagt am Jochbein - schwer verletzt, berichtete Oberstleutnant Gerhard Heimeder. Anschließend zückte der Mann ein Messer, bedrohte erneut die Ordnungshüter und flüchtete schließlich die Troststraße entlang.

Die Uniformierten nahmen die Verfolgung auf und versuchten, den 48-Jährigen mit mehreren Warnschüssen zum Anhalten zu bewegen, so Haimeder weiter. Da er keine Anstalten zum Stehenbleiben machte und "ständig weiter mit dem Messer drohte", zielten die Polizisten auf ihn. Nach den vier Treffern blieb er im Bereich der Van-der-Nüll-Gasse blutend stehen. Auf der Gleisanlage wurde er schließlich überwältigt. Der Festgenommene sei nicht lebensgefährlich verletzt worden, betont die Polizei. Die Schüsse trafen den Mann am Oberarm, am Unterschenkel sowie an der rechten Schulter.

Wieder Schusswaffengebrauch durch Polizisten
Bereits am Mittwochabend kam es in der Bundeshauptstadt wieder zu einem Einsatz der Schusswaffen durch zwei Beamte: Eine Polizeistreife ertappte in der Josefstadt zwei Männer beim Einbruch in ein Juweliergeschäft auf frischer Tat. Die Kriminellen ergriffen zuerst mit dem Auto - nach einem Unfall zu Fuß - die Flucht. Die Polizisten blieben den Männern allerdings auf den Fersen und gaben zwei Warnschüsse in die Luft ab, woraufhin sich ein Einbrecher den Beamten ergab. Nach dem zweiten Mann wird derzeit noch gefahndet.

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