Svindal-Interview

Comeback “kein Wunder, sondern harte Arbeit”

Sport
18.12.2008 13:16
Mit seinem Comeback hat Aksel Lund Svindal die Ski-Welt in Erstaunen versetzt. Nur rund zwölf Monate nach seinem schweren Sturz in Beaver Creek (USA) hat der Norweger am 5. und 6. Dezember an gleicher Stelle Abfahrt und Super-G gewonnen, am Dienstag ist der 25-Jährige als Führender im Gesamt-Weltcup in Gröden eingetroffen. Im Interview sprach Svindal über seine qualvolle Arbeit auf dem Weg zurück, seine Comeback-Siege, Hermann Maier und den Gesamt-Weltcup.

Wenn Sie sich genau ein Jahr zurückerinnern, wie haben Sie sich in der Weihnachtszeit 2007 gefühlt?
Svindal: "Ich habe nicht viel ans Skifahren gedacht, mein Hauptziel war, wieder gesund zu werden. Ich war mental müde, habe viel Zeit in Spitälern verbracht. Ich konnte nicht trainieren, so gut wie nichts essen und habe 17 Kilogramm Körpergewicht verloren. Wenn ich zu schnell aufgestanden bin, wurde mir schwindlig. Mein einziges Training war daheim in Norwegen eine Runde um den Häuserblock zu spazieren."

War die mentale oder körperliche Comeback-Arbeit brutaler?
Svindal: "Die körperliche Arbeit war ganz klar die größte Herausforderung. Ich war zwar auch mental angeschlagen, aber nicht annähernd so stark wie körperlich."

Haben Sie auch ans Aufgeben gedacht?
Svindal: "Nein. Wer in so einer Situation aufgibt, der will sein Ziel nicht stark genug erreichen. Aber es gab eine sehr harte Periode  Ende Jänner, Anfang Februar. Im Training ist es nur mit sehr kleinen Schritten voran gegangen. Ich fühlte mich schwach und musste zudem jeden Tag zum Zahnarzt und diversen anderen Doktoren. Ich fühlte mich jeden Abend sehr ausgelaugt. Ab Mitte Februar ist es dann bergauf gegangen und im Mai war ich dann soweit, dass ich im Teamtraining wieder alles mitmachen konnte."

Und jetzt stehen Sie als Führender im Gesamt-Weltcup da. Medial wird Ihr Comeback als Wunder gefeiert, sehen Sie es auch als Wunder?
Svindal: "Es ist kein Wunder, sondern sehr viel harte Arbeit. Ich wollte wieder dorthin, wo ich vor der Verletzung war. Es gibt kein Geheimnis, ich habe einfach nur das gemacht, an was ich geglaubt habe. Das ist das Wichtigste. Zudem hatte ich das Glück, dass die Verletzung zu hundert Prozent verheilt ist. Dass ich aber so schnell wieder Rennen gewinne, habe auch ich nicht gedacht."

Ausgerechnet in Beaver Creek haben Sie Ihren Comeback-Sieg gefeiert, wie haben Sie die Rückkehr auf die Birds-of-Prey-Piste erlebt?
Svindal: "Ab dem Zeitpunkt, an dem ich wieder auf den Skiern gestanden bin, wusste ich, dass Beaver Creek etwas Spezielles und Hartes werden wird, auch medial. Ich bin sehr oft im Kopf durchgegangen, was ich dort machen werde. Vor dem ersten Training war ich nervös, aber ich habe mich dann auf die einfachen Dinge konzentriert und hatte trotzdem keinen großen Rückstand auf Leute wie Miller. Da wusste ich, dass es gutgehen wird. Und im Rennen habe ich dann attackiert. Dass es im Endeffekt die absolute Topgeschichte für die Medien war, ist auch für mich logisch. Deswegen bin ich froh, dass Beaver Creek vorbei ist, jetzt will ich mich aufs Rennfahren konzentrieren."

Hermann Maier hat gemeint, dass Sie sein legitimer Nachfolger als Seriensieger sind, was sagen Sie dazu?
Svindal: "Das würde ich mir wünschen. Aber Maier hat 54 Weltcup-Siege und ist einer der Größten aller Zeiten, Raich 32 und ich gerade einmal 11. Da ist Benni eigentlich weit näher am Hermann dran als ich."

Obwohl die Saison noch sehr jung ist, wird das Thema Gesamt-Weltcup permanent angesprochen.
Svindal: "Die Favoriten sind Miller, Raich, Cuche, Albrecht, Janka und Svindal. Ich habe derzeit glaube ich 300 oder 400 Punkte (395, Anm.), um den Weltcup zu holen, brauche ich aber drei- bis viermal so viele. Die Lage ändert sich Woche für Woche, es liegt noch ein langer Weg vor uns."

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(Bild: KMM)



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