Keine Entspannung

Notenbank senkt BIP-Prognose für 2009 stark ab

Österreich
09.12.2008 12:24
Die österreichische Wirtschaft erleidet im nächsten Jahr laut der jüngsten Prognose der Österreichischen Nationalbank (OeNB) einen deutlichen Einbruch und fällt in eine Rezession. Der Abschwung sei aber nicht mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu vergleichen, betonte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Dienstag in Wien. Der Tiefpunkt werde im Jahr 2009 erwartet, im Jahr 2010 soll die österreichische Wirtschaft dann - gestützt von der erwarteten weltweiten Erholung - wieder wachsen.

Die im Juni veröffentlichte Prognose für 2008 bis 2010 wurde von der OeNB nun "markant" zurückgenommen: Mit Stand Anfang Dezember wird für 2008 nun nur mehr ein BIP-Wachstum von 1,6 Prozent (statt +2,2 Prozent), für 2009 eine Schrumpfung von 0,3 Prozent (statt +1,7 Prozent) und für 2010 ein leichtes Wachstum von +0,8 Prozent (statt +2,4 Prozent) erwartet. Hier sind allerdings noch nicht die geplanten konjunkturstützenden Maßnahmen der Politik einberechnet: Werden Steuerreform und Konjunkturpakete einbezogen, dann könnte es durch diesen Stimulus im nächsten Jahr nicht zu einer Schrumpfung des BIP sondern sogar zu einem kleinen Wachstum von + 0,2 Prozent kommen.

Nowotny: "Kein Vergleich mit 1929/30"
"Es ist völlig überzogen, den Abschwung mit der Weltwirtschaftskrise von 1929/1930 zu vergleichen", warnte der Notenbankgouverneur jedoch vor Übertreibungen. Allerdings habe es in Österreich in der Nachkriegszeit erst einmal eine Schrumpfung des BIP gegeben, nämlich im Jahr 1975. Aber auch im Abschwung liege Österreich besser als der Schnitt der Euro-Zone und die wichtigsten Handelspartner Deutschland und Italien. Insgesamt gebe es aber noch große Unsicherheiten.

Inflation geht deutlich zurück
Zumindest an der Inflationsfront kommt es zu einer deutlichen Entspannung: Nach 3,3 Prozent Preissteigerung im Jahr 2008 werden für 2009 nur mehr noch 1,4 Prozent erwartet, im Jahr 2010 dann eine Inflationsrate von 1,6 Prozent. "Eine Deflationsgefahr sehen wir nicht", betonte Nowotny. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde das Ziel der Preisstabilität verfolgen, eine Inflationsrate von 2 Prozent oder knapp darunter werde angesteuert. "Die EZB will nicht, dass die Inflation weit darunter fällt", erklärte Nowotny.

Zinsstruktur gesundet langsam
Die EZB habe mit der jüngsten Zinssenkung vergangene Woche einen deutlichen Schritt gesetzt, jetzt müsse man die weitere Entwicklung beobachten, schloss Nowotny eine weitere Zinssenkung in absehbarer Zeit nicht definitiv aus. Als positive Faktoren der Prognose nennt die Nationalbank die sinkenden Rohstoffpreise und den niedrigeren Eurowechselkurs. Auch die Zinsstruktur normalisiere sich, der ungesunde "inverse Zinssatz", wo die Kurzfrist-Zinsen höher sind als die Langfrist-Zinsen, verschwinde.

45.000 Arbeitslose mehr ab 2010?
Der Arbeitsmarkt werde vom Rückgang der Wirtschaftsleistung stark betroffen sein, wobei die stärkste Auswirkung zeitverzögert im Jahr 2010 mit einer Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent (Eurostat) erwartet werde, das würde dann etwa 45.000 Arbeitslose mehr bedeuten. Nowotny appellierte in dem Zusammenhang, das österreichische Konkursrecht zu reformieren, um die Möglichkeit eines längeren Weiterbetriebs von Unternehmen mit grundsätzlich positiver Perspektive zu ermöglichen. Auch sollte eine "Pleiteholding" gegründet werden, um die Vernichtung von Unternehmensvermögen im Konkursfall zu verhindern.

Der erwartete Aufschwung werde getragen von der gesamtwirtschaftlichen Erholung, erläuterte OeNB-Direktor Peter Mooslechner. Dabei werden die USA sich vermutlich schneller erholen, der Euro-Raum hinke eher hinterher.

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