Ski-Helden

Herren-Rennen im Zeichen der Comebacks

Sport
09.12.2008 14:56
Als Benjamin Raich am Sonntag mit einer Hundertstel Vorsprung auf Ted Ligety (USA) zum unerwarteten Sieg im Riesentorlauf von Beaver Creek gestürmt war, atmete man im rot-weiß-roten Lager hörbar durch. Raich ist mit diesem Comeback-Sieg wieder im Rennen um die große Kristallkugel. Der 30-jährige Pitztaler sorgte mit seinem Erfolg in Colorado auch dafür, dass die Nordamerika-Rennen der Saison 2008/2009 endgültig im Zeichen der großen Comebacks standen. Nach Hermann Maier (erster Sieg seit fast drei Jahren in Lake Louise) und Aksel Lund Svindal (gewann ein Jahr nach dem schweren Sturz in Beaver Creek Abfahrt und Super-G) verhinderte auch der frühere Weltcup-Gesamtsieger und Doppel-Olympiaiseger Raich seine einjährige Durststrecke.

Dabei war angesichts Platz acht und über einer Sekunde Rückstand auf Ligety nach Lauf eins die Riesentorlauf-Bilanz in Beaver Creek schon gezogen gewesen. Aber unverhofft kommt oft und Raich stürmte mit einer famosen Fahrt doch noch zu seinem 31. Weltcupsieg. 364 Tage nach seinem letzten Sieg stand der Pitztaler wieder ganz oben, ist nun gleichauf mit Bode Miller der zweiterfolgreichste aktive Skirennläufer hinter dem bei 54 Siegen haltenden Maier.

"Nach dem ersten Durchgang habe ich mir das nicht mehr unbedingt zugetraut. Ich habe aber nochmals alles gegeben und das Letzte aus mir rausgeholt. Das ist auch notwendig, wenn man gewinnen will", fasst Raich seine "Explosion" zusammen. Sätze, die der ruhige Tiroler auch während der langen Durststrecke immer wieder in alle Mikrofone und Schreibblocks diktiert hatte. "Wenn die Resultate nicht da sind, gibt es schnell viele Zweifel. Aber das ist nichts Neues für mich", blieb Raich auch im Triumph unaufgeregt.

Er habe immer an sich geglaubt und stets gut trainiert, betonte Raich. "Fast ein Jahr auf einen Sieg zu warten ist natürlich hart. Gott sei Dank hatte ich davor aber schon einige Siege. Es ist halt doch nicht so einfach, wie viele glauben. Aber gerade nach einer Durststrecke zählt ein Sieg umso mehr." Jetzt passe das Selbstvertrauen wieder. "Das ist wichtig, um gute Rennen zu fahren. Die Saison ist lang und es kann noch viel passieren. Aber zuerst muss man Rennen gewinnen und das habe ich jetzt getan, also bin ich zuversichtlich."

In der Gesamtwertung führt Svindal vor Maier
Nach dem ersten Saisonsieg ist Raich nach 7 von 37 Herrenrennen mit 193 Punkten Fünfter in der Gesamtwertung, wenn auch schon 152 Zähler hinter dem klar führenden Svindal. Der norwegische Preisgeld-König von Beaver Creek (60.000 Euro) führte die Medien aber gleich schlau auf eine andere Fährte. Nämlich auf die des eigentlichen Verlierers der Nordamerika-Serie, Bode Miller.

Partylöwe Miller der Verlierer des Wochenendes
Der US-Star war zwar in Colorado erstmals im grünen Dress des Titelverteidigers aufgetreten, außer blauen Flecken, einem Cut über dem Auge sowie einer gehörigen Schuhrandprellung nahm Miller, der jeden Abend bis nach Mitternacht in irgendeiner Bar anzutreffen war, nicht viel von seinem Heimatkontinent mit. "Trotzdem. Für mich ist er der beste Skifahrer der Welt. Er kann vier Rennen in Folge gewinnen und sofort wieder ganz an der Spitze liegen", meinte Svindal, der zuvor seinerseits von Hermann Maier schon zum neuen Skikönig ausgerufen worden war.

Bevor es diese Woche im WM-Ort Val d'Isere mit der (in Beaver abgesagten) Superkombi sowie Riesentorlauf und Slalom weitergeht, zog ÖSV-Herrenchef Toni Giger eine kurze Nordamerika-Bilanz. "Wir sind schnell, aber so viele Ausfälle kann keine Mannschaft der Welt wegstecken", bezog sich Giger auf die vielen Verletzten, zu denen nun auch wieder Mario Scheiber zählt.

"Weitere Seite in Hermann Maiers Heldenbuch"
Dass der seit Sonntag 36-jährige Maier in der Gesamtwertung Zweiter hinter Svindal ist, war die eigentliche Sensation der Nordamerika-Serie. "Fantastisch, was er geleistet hat. Das ist eine weitere Seite in Hermann Maiers Heldenbuch", verbeugte sich auch Giger.

Der Sieg von Raich sei auch eine Bestätigung für das gute Teamwork. "Wir haben bei ihm bewusst in den vergangene Wochen einen Technik-Schwerpunkt gesetzt und auch in Beaver Creek mit den Kräften gespart. Das hat sich im Riesentorlauf voll ausgezahlt", so Giger. "Damit ist Benni wieder zurück im Rennen. So ein Sieg gibt Rückenwind." Den hatte Raich auch bei der Hetzjagd zum Flughafen Denver. Knapp aber doch schaffte er am Sonntagabend den Check-In und hat nun einen zusätzlichen Tag, um sich wieder auf die Europa-Zeit umzustellen.

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(Bild: KMM)



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