Sichere Türsysteme

Wiener Linien rüsten alte Trieb- und Beiwagen um

Wien
09.12.2008 15:14
Bis Ende 2009 sollen alle alten Straßenbahnen mit sichereren Türen ausgestattet werden. Die Wiener Linien reagieren damit auf eine Serie von Unfällen, bei denen Fahrgäste eingeklemmt wurden. Immer wieder war es durch die veralteten Türsysteme zu Verletzungen gekommen (siehe Infobox). Das Umrüstungsprojekt betrifft die gesamte Flotte alter Garnituren. Das sind immerhin 130 Trieb- und 110 Beiwagen. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 500.000 Euro. Die erste Wiener Straßenbahn mit neuem Türensystem ist bereits unterwegs.

"Sie gehört zur Remise Rudolfsheim und fährt demnach auf den Linien 10, 49, 52 oder 58", erklärte Wiener-Linien-Sprecher Johann Ehrengruber.

Beim schrittweisen Umbau werden bis 2009 druckluftgesteuerte Türfühlerkanten durch elektronische ersetzt. Dass die Verkehrsbetriebe damit zu spät auf teils fatale Unfälle reagiert hätten, ließ Ehrengruber nicht gelten: "Diese Technik war bisher nicht verfügbar."

Garnituren des Typs E1 stammen noch aus den 60er-Jahren
Betroffen sind die Garnituren des Typs E1, die bereits seit den 1960er Jahren im Einsatz sind. "Die äußere Anmutung bleibt gleich, nur das Innenleben ändert sich", so der Sprecher am Dienstag. In den jetzt noch eingesetzten pneumatischen Fühlerkanten befindet sich ein mit Luftdruck gefüllter Schlauch, der bei Widerstand zusammengedrückt wird und dadurch die Tür öffnet. Das elektronische System reagiere noch schneller und sensibler, hieß es. Entsprechende Umrüstungspläne hatten die Wiener Linien bereits Ende Mai in einer Pressekonferenz angekündigt.

"Viele Vorfälle wurden den ,bösen' Türen angedichtet"
"Die Kante ist auch dann noch aktiv, wenn die Türe schon geschlossen ist", beschrieb Ehrengruber den "großen Vorteil" der Neuerung. So könne der Fahrer den Zug auch dann nicht bewegen, wenn etwa die Bügel einer Handtasche eingeklemmt werden. Als Reaktion auf vergangene Zwischenfälle wolle man die Änderungen aber nicht verstanden wissen: "Viele solcher Geschichten wurden den 'bösen' Türen angedichtet." Schließlich habe eine Analyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit ergeben, dass ein Mensch 13.700 Jahre lang einmal täglich Bimfahren könne, ohne dass beim Ein- und Aussteigen etwas passiert.

"Dieses Risiko ist allerdings im Fall des E1 geringfügig höher, sodass wir uns überlegt haben, was man hier noch tun könnte." Umgerüstet werden die betroffenen Garnituren nach Möglichkeit im Zuge anderer Wartungsarbeiten. Engpässe, wodurch Fahrpläne nicht eingehalten werden könnten, werde es nicht geben. Die Arbeiten werden von den Technikern der Wiener Linien durchgeführt, der Zulieferer kommt aus Deutschland. Ein Zeitraum von einem Jahr sei deshalb nötig, da nicht nur die Kanten, sondern auch die Übertragungstechnik ausgetauscht werden muss.

Trotz Kosten von 500.000 Euro "keine Fehlinvestition"
Die Kosten für die Maßnahmen betragen 500.000 Euro. Angesichts der Tatsache, dass die E1-Wagen laufend durch neue ULFs ersetzt werden, sei dies trotzdem keine Fehlinvestition. "Für das gesamte Umrüstprogramm bekomme ich nicht einmal einen Viertel ULF." Zudem würde die letzte E1-Bim erst mit Ende 2016 aus dem Verkehr gezogen. Ähnliche Pläne für Busse gibt es übrigens nicht. Hier würde sich der Fuhrpark schneller - etwa alle zehn bis zwölf Jahre - vollständig erneuern, wodurch die Fahrzeuge automatisch auf dem neuesten Stand seien, so Ehrengruber.

Wiener Opposition zeigt sich mit Maßnahmen zufrieden
Überwiegend zufrieden reagierte die Wiener Rathaus-Opposition. Sowohl ÖVP als auch FPÖ begrüßten die Neuerungen, forderten jedoch zusätzliche Maßnahmen. So müssten die Straßenbahnen auch mit Außenspiegeln ausgestattet werden, um einem weiteren "Sicherheitsdefizit" entgegenzuwirken, zeigten sich ÖVP-Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl und FPÖ-Klubobmann Eduard Schock unisono überzeugt.

Symbolfoto

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele