Die Pflicht ruft

Call of Duty: World at War

Spiele
06.12.2008 10:12
Mit "Call of Duty: World at War" ruft die Pflicht zum inzwischen bereits fünften Male. Wurde im Vorgänger "Modern Warfare" noch in einer alternativen Gegenwart gekämpft, so bewegt sich die Egoshooter-Serie nun zeitlich wieder zurück in die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Dies allerdings in gewohnt "bombastischer" Art und Weise.

Gekämpft wird dabei abwechselnd an zwei Fronten: Während man als US-Soldat Private Miller diverse Stationen des Pazifikkrieges durchleben muss, von einer japanischen Insel zur nächsten reist, kaiserliche Paläste und unterirdische Tunnelsysteme durchquert, erlebt man an anderer Stelle als Genosse Dimitri Petrenko den Vormarsch russischer Truppen von Stalingrad zum Berliner Reichstag.

Nach einer kurzen Einführung durch Dokumentar-Aufnahmen, vor dessen möglicherweise verstörendem Echtheitsgehalt anfangs gewarnt wird, landet der Spieler ohne Umschweife im Kriegsgebiet. Von nun an gilt es sich in den streng linear aufgebauten Levels Meter um Meter nach vorn zu kämpfen, dabei Wellen anrückender Feinde abzuwehren, hier und da Bunker auszuheben, Sprengsätze zu deponieren, Stellungen zu halten, Luftangriffe zu befehligen oder etwa Flaks auszuschalten. Das Übliche eben.

Ausnahmen bilden die Panzerfahrt auf Seite der Russen über die Seelower Höhe sowie der Trip an Bord eines US-Bombers über den Pazifik. Letzteres zählt zweifelsohne zu den dramaturgisch packendsten Momenten des Spiels: Als Bordschütze gilt es in der Enge des Flugzeugrumpfs von einem Geschütz zum nächsten zu hetzen, um die eigene Flotte vor anrückenden Kamikaze-Fliegern und Kanonenbooten zu schützen. Während mit der einen Hand das MG bedient wird, werden mit der anderen ganz nebenbei Matrosen aus dem Wasser gefischt und so vor dem Ertrinken gerettet.

Einen wirklichen roten Faden, der all diese Dinge zusammenhält, gibt es allerdings nicht, wodurch sich eine Identifizierung mit den Helden nicht so recht einstellen möchte. Dafür haben es die Entwickler von "Treyarch" hervorragend verstanden, durch gescriptete Ereignisse die virtuelle Hölle über den Köpfen der Spieler losbrechen zu lassen: Kaum eine Sekunde vergeht, ohne dass nicht an irgendeiner Stelle irgendetwas explodiert, Geschrei ausbricht oder MG-Salven losknattern. Nicht leicht, in dieser Hektik den Überblick zu bewahren.

Wer jedoch den Vorgänger gespielt hat, wird sich in dem Tumult umgehend zurechtfinden, basiert "World at War" doch auf der "Modern Warfare"-Engine. Wohl auch deshalb hat man gleich zur Gänze auf ein Tutorial verzichtet. Anfänger müssen aber deswegen nicht fürchten, aufgrund der Steuerung auf der Strecke zu bleiben: Mit der linken Schultertaste wird gezielt, mit der rechten geschossen. Um sich zu ducken oder in den Schlamm zu werfen, genügt ein Druck auf den B-Knopf. Mit einem Klick auf den rechten Analogstick setzt der Soldat hingegen zum Sprint an.

Wirklich brenzlig wird es allerdings, wenn feindliche Granaten zu Füßen landen oder laut brüllende Japaner mit gezücktem Bajonett auf einen zustürmen. Nur wer im richtigen Moment das passende Knöpfchen drückt, kann die Sprengsätze an ihren Absender retournieren bzw. die Nahkampf-Attacke abwenden und zum Gegenangriff übergehen. Über 30 "historische" Waffen stehen dem Spieler dafür zur Verfügung – von der Pistole bis zur Panzerfaust. Ebenfalls mit von der Partie ist erstmals auch ein Flammenwerfer, mit dem sich etwa hochstehendes Gras roden lässt, um die Japaner ihrer Tarnungsmöglichkeit zu berauben.

Trotz dieser "Hilfsmittel" ist "World at War" alles andere als ein Spaziergang, sind die Gegner doch meist clever genug, in Deckung zu gehen oder über die Flanke vorzurücken, um den eigenen Trupp einzukesseln. Immer wieder gibt es während der insgesamt 13 Level jedoch auch drastische KI-Aussetzer, etwa dass Kamerad und Feind sich sekundenlang regungslos gegenüberstehen und Däumchen drehen – fast so, als würden sie miteinander plauschen.

Großes Kino ist hingegen abermals die audiovisuelle Präsentation. Die Szenarien und Umgebungen wurden abwechslungsreich gestaltet und bringen die Schrecken des Krieges besonders "gut" zur Geltung. Fast schon zu realistisch wirkt das im Vergleich zu Teil drei düsterere Geschehen. Kleinere Ruckler nimmt man da angesichts der gebotenen Action gerne in Kauf. Teilweise störend ist hingegen die musikalische Untermalung, die mit ihren rockigen Stampfbeats deplatziert wirkt. Die guten Synchronsprecher und die bombastischen Sound-Effekte gleichen dieses Manko jedoch aus.

Neben dem wie immer zu kurz geratenen Singleplayerteil kann "World at War" schließlich noch mit einem Mulitplayer-Part aufwarten, der mit Standardmodi wie Deathmatch, Team-Deathmatch oder Capture the Flag dem des Vorgängers bis auf Waffen und Maps recht ähnlich ist. Nicht alle Modi stehen von Anfang an zur Verfügung, sondern werden erst mit entsprechendem Rang freigeschaltet. Hinzu gesellt sich noch ein Koopmodus, in dem bis zu vier Spieler die Kampagne gemeinsam durchleben können. Recht praktisch: Segnet einer der Spieler das Zeitliche, können ihn die anderen heilen. Auf den Zombie-Modus, in dem Horden untoter Nazis zu besiegen sind, muss in der geschnittenen deutschen Version verzichtet werden.

Fazit: "Modern Warfare" brachte neuen Schwung in das bereits angestaubte Szenario. Dass man nun mit "World at War" wieder in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück reist und somit über weite Strecken gewohnte Kost geboten bekommt, enttäuscht ein wenig – zumal auf eine mitfiebernde Story verzichtet wurde. Entlohnt werden Fans des Genres auf dem Schlachtfeld dafür mit einer atemberaubenden Inszenierung, bombastischen Effekten und Sound, der das Wohnzimmer zum Klirren bringt. Zusammen mit dem im Vergleich zum Vorgänger nochmals leicht verbesserten Multiplayer-Part ist "World at War" somit unterm Strich trotz KI-Aussetzern und des linearen Levelaufbaus ein packender Shooter geworden.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PC, PS3, PS2, Wii, DS
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 8/10


von Sebastian Räuchle

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