Protest vor Telekom

Neuer ÖGB-Chef Foglar gibt sich kampflustig

Österreich
04.12.2008 15:16
Nicht einmal eine Sekunde habe die Gewerkschaft gezögert, einem möglichen Post-Streik noch im Dezember zuzustimmen, sagte der frischgebackene ÖGB-Präsident Erich Foglar am Donnerstag in Wien bei einer Kundgebung von Telekom-Austria-Mitarbeitern gegen den bei ihrem Unternehmen geplanten Personalabbau. Die Kundgebung wurde auch von AK-Präsident Herbert Tumpel und dem obersten Post/Telekom-Gewerkschafter Gerhard Fritz zur Manifestation gegen Stellenabbau bei Post und Telekom genutzt.

Streik sei zwar nur "das letzte Mittel", aber die Gewerkschaft würde "vor einem Streik nicht zurückschrecken". Es sei "paradox", dass die Regierung zugleich "Hunderte Millionen" Euro zur Sicherung von Arbeitsplätzen ausgebe und in Post und Telekom, an denen der Staat maßgeblich beteiligt ist, den Abbau von tausenden Arbeitsplätzen zulasse, kritisierte Foglar.

Vorgehen der Telekom "unmenschlich"
In den nächsten Jahren will die Post ja bekanntlich bis zu 9.000 Stellen streichen, die Telekom ist gerade dabei, 2.500 Mitarbeiter abzubauen. Mit der Schließung von Postämtern gehe es aber nicht nur um die Betroffenen selber, sondern um die Grundversorgung aller Österreicher. "Es geht um uns, um Österreich", so Foglar. Bei der Telekom wieder, wo beamtete Mitarbeiter "freigestellt" werden, würden Menschen "wie Eisenbahnwaggons behandelt", das sei "unmenschlich, entwürdigend".

Telekom verteidigt sich
Der Telekom Austria Vorstand wies in einem offenen Brief Vorwürfe der Arbeitnehmerseite zurück. Die Kritik "entbehrt jeder Sachlichkeit" heißt es in dem Brief. Im Festnetz seien 2,5 Mrd. Euro investiert worden und damit mehr als bei vergleichbaren Festnetzbetreibern in Europa. Aber es würden nun nur mehr ein Viertel der Telefonate über das Festnetz geführt, die Preise seien seit der Liberalisierung vor zehn Jahren um 85 Prozent gefallen. Zugleich würden die Personalkosten "aufgrund der hohen Anzahl von beamteten Mitarbeitern jährlich um 25 Millionen Euro steigen".

Fritz: Großteil der 1.000 Postämter "rechnet sich"
Post-Gewerkschaftschef und Post-Betriebsratsobmann Gerhard Fritz sagte am Rande der Veranstaltung, er lasse zur Zeit alle Varianten rechnen, wie die von der Schließung bedrohten 1.000 Postämter doch erhalten und gewinnbringend betrieben werden könnten. Es gebe höchstens "ein paar Dutzend, die wir vielleicht nicht hinkriegen", sagte er, die anderen "rechnen sich". Die konkreten Vorschläge werde er am 11. Dezember im Post-Aufsichtsrat einbringen. Das von der Post angestrebte Volksbegehren, das die Festschreibung von 1.300 Postämtern in der Verfassung vorsieht, verteidigte Fritz als "Maximalforderung" und Basis für Verhandlungen.

Gewerkschaft darf nicht ins Telekom-Gebäude
In das Bild der schlechten Stimmung zwischen Arbeitgebern und -nehmern passt auch, dass die Postgewerkschaft eine für den Nachmittag vorgesehene Sitzung nicht im Telekom-Gebäude abhalten darf. Dabei hätte die Gewerkschaft für den Saal bezahlt, sagt die Gewerkschaft. Ein Telekom-Sprecher gab sich überrascht, er wisse nichts von einer Absage, allenfalls seien wohl die nötigen Säle nicht zur Verfügung gestanden.

Wenig Humor bewies auch die Wiener Polizei: Bei der Kundgebung sollte ein junger Mann in Kaiser-Kleidung und mit Boris-Nemsic-Maske - dem Konterfei des Telekom-Chefs - auftreten. Das wurde aber mit Hinweis auf das Vermummungsverbot behördlich untersagt.

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