"Wunder light"

Fünf “außergewöhnliche Heilungen” in Lourdes

Ausland
02.12.2008 13:58
Lourdes hat seine ersten "Wunder light": Das internationale Ärztekomitee des katholischen Pilgerortes am Rande der Pyrenäen stufte jetzt fünf Heilungen der vergangenen Jahre als "außergewöhnlich" ein. Nach ausführlichen Prüfungen seien die Experten zu dem Schluss gekommen, dass vier Frauen und ein Mann von 2004 bis 2007 "plötzlich und in Verbindung mit einem Lourdes-Besuch geheilt worden sind", erklärte der Erzbischof von Lourdes und Tarbes, Jacques Perrier.

Von "echten Wundern" darf freilich (noch) keine Rede sein. Das letzte von insgesamt 67 von der katholischen Kirche anerkannten Wundern liegt 21 Jahre zurück. Damals wurde ein 51-Jähriger nach dem Besuch der Grotte der heiligen Bernadette von multipler Sklerose geheilt, so steht es in den Annalen des Wallfahrtsortes.

"Seitdem hat es zwar weiter unerklärliche Heilungen gegeben, aber wegen des medizinischen Fortschrittes ist die Anerkennung praktisch unmöglich geworden", sagte Pater Barzen, deutscher Seelsorger in Lourdes. So dürfte der Geheilte für ein "lupenreines Wunder" nicht ärztlich behandelt worden sein, zudem müsste eine psychische Dimension der Genesung auszuschließen sein. Beides war in den nun als "außergewöhnliche Heilungen" eingestuften Fällen nicht der Fall.

"Wunder light" seit 2006
Um die Öffentlichkeit dennoch über die heilsame Kraft seines Wallfahrtsortes unterrichten zu können, hatte Bischof Perrier 2006 die Idee zu den "Wundern light", wie das neue Prüfungssystem von Spöttern genannt wird: Das Medizinerkomitee bewertet seitdem die rund hundert pro Jahr eingehenden Genesungsberichte in drei Stufen: Zunächst muss festgestellt werden, ob es sich um eine "unerwartete" Heilung handelte. Zweitens muss die Genesung "bestätigt" werden. Und im dritten Schritt muss der "außergewöhnliche Charakter" anerkannt werden. Dies erfolgte nun zum ersten Mal.

Multiple Sklerose und Fibrose geheilt
Die fünf auf derartige Weise genesenen Personen sind zwischen 40 und 69 Jahre alt. Ihre Namen gab die Kirche nicht bekannt. Bei den Krankheiten, die sie mit Hilfe des Lourdes-Wassers und den Gebeten zu Maria überwunden haben sollen, handelt es sich um Lymphdrüsenkrebs, Multiple Sklerose, eine Fibrose sowie die Folgen einer Wirbelsäulenstauchung nach einem Unfall.

Kein Werbetrick des Bischofs
Einen Werbetrick des Bischofs, um den Strom der Pilger nicht versiegen zu lassen, sieht Pater Barzen in dem neuen Prüfungssystem nicht. "Es war einfach schade, dass die unerklärlichen Heilungen nicht bekannt wurden", sagt er. "Die Menschen fragen mich ständig danach. Nun haben wir die Möglichkeit, darüber zu unterrichten." Die Kirche passe sich damit lediglich der heutigen Kommunikationssituation an.

Müllerstochter hatte Marienerscheinung
Das Mysterium von Lourdes gründet sich auf die Marienerscheinungen der Müllerstochter Bernadette Soubirous. Das Mädchen will Maria 1858 18 Mal an der Grotte am Fluss Gave vor Lourdes gesehen und mit ihr gesprochen haben. Papst Benedikt XVI. war im September zur Grotte gereist, um als "Pilger unter Pilgern" den 150. Jahrestag der Erscheinungen zu feiern.

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