Schweißtreibend

Far Cry 2

Spiele
19.11.2008 08:49
Afrika – Wiege der Menschheit und mit einer mittleren Jahrestemperatur von 25 Grad Celsius genau das richtige Fleckchen Erde, um auszuspannen. Theoretisch zumindest. Doch ein Waffenschieber namens "Der Schakal" sowie zwei bis an die Zähne bewaffnete verfeindete Parteien, die UFLL und die APR, gönnen der Söldnerseele in Ubisofts Shooter "Far Cry 2" keine Atempause.

Als einer von insgesamt neun wählbaren Söldnern sollen wir den Schakal ausfindig machen und wieder etwas Ruhe und Ordnung in das vom Krieg zerrüttete fiktive Land des schwarzen Kontinents bringen. Dummerweise haben wir uns unmittelbar nach unserer Ankunft mit Malaria infiziert und sind erst einmal auf Medikamente angewiesen. Die gibt es allerdings nur für eine Gegenleistung, was uns nach und nach in die Arme der unterschiedlichsten Gruppierungen treibt. Die Hauptstory gerät dabei ein wenig in Vergessenheit, und auch die Tatsache, dass man mal für die UFLL, dann wieder für die APR arbeitet, scheint einem niemand krumm zu nehmen bzw. wird man ohnehin ständig zur Zielscheibe, ganz gleich für wen man gerade arbeitet.

Berufsrisiko eines Söldners eben, das wir allerdings gerne in Kauf nehmen. Denn: Mit Hilfe der Bezahlung, die in "Far Cry 2" in Form von Diamanten erfolgt, stocken wir unser Waffenarsenal auf. Im Gegensatz zu aufgesammelter Gebraucht-Ware neigen die neuen Utensilien aus dem Waffenshop des Vertrauens nämlich nicht zu Ladehemmungen. Insgesamt können wir vier Waffen mit uns führen, dazu zählen neben der Machete eine Pistole, ein MG und eine Spezialwaffe, etwa ein Raketen- oder Flammenwerfer. Ebenfalls nicht fehlen in der Survival-Ausrüstung dürfen Molotowcocktails und Granaten, eine Karte, ein Fernglas sowie ein Handy, um für die Auftraggeber erreichbar zu sein.

Derart gerüstet steht dem Afrika-Abenteuer eigentlich nichts mehr im Wege. Bevor man sich allerdings per Truck, Buggy, Fischerboot oder auch Paraglider zum Einsatzort begibt, sollte man den Ratschlägen seines sogenannten Buddys lauschen. Die uns zur Seite gestellten Waffenbrüder und auch –schwestern bieten nämlich oftmals alternative Lösungswege an, um die aktuelle Mission zu meistern. Hitzköpfe können diese Ratschläge in den Wind schlagen und schnurstracks wild um sich ballernd das Ziel stürmen, oftmals kann es allerdings nicht schaden, den Empfehlungen zu folgen. Die Buddys danken es uns ihrerseits, indem sie uns in brenzligen Situationen zur Hilfe eilen und uns das eine ums andere Mal vor dem sicheren Tod bewahren.

Wenn allerdings unser Buddy das Zeitliche segnet und wir fortan auf uns allein gestellt sind, kann es mühsam werden. Denn: Speicherpunkte gibt es in "Far Cry 2" nur selten, genauer gesagt in den sogenannten "Safe Houses", in denen wir schlafen und uns mit Waffen eindecken können. Zwischen diesen Punkten liegen jedoch große Distanzen und etliche bewaffnete Wachposten, die meist ohne Umschweife das Feuer auf uns eröffnen. Das Fahren von A nach B wird so zum Spießrutenlauf, bei dem Mensch, Material und Maschine gleichermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden. Glücklicherweise gibt es für uns zwar Medipacks und für das dampfende Auto einen Schraubschlüssel, bereits auf dem Rückweg weilen die kurz zuvor noch über den Haufen geschossenen Gegner jedoch wieder unter den Lebenden, was sowohl den Spaß als auch das eigene Vorankommen gehörig mindert. Eine Ausnahme bilden Reisen mit dem Bus, die allerdings nur von den spärlich verteilten Busstationen aus möglich sind.

Immerhin kann man sich während der oft minutenlangen Fahrten an der atemberaubenden Kulisse erfreuen – und das ohne auch nur einen Ladebildschirm zu sehen. Ob dichter Dschungel oder staubige Savanne: In "Far Cry 2" erwacht Afrika zu virtuellem Leben. Vor allem der dynamische Tag- und Nachtwechsel zaubert beeindruckende Licht- und Schatteneffekte hervor. Wem es angesichts des tief hängenden Blattwerks zu dunkel ist, der kann sich auch eine Lichtung schießen und genüsslich dabei zusehen, wie Bäume dank ausgefeilter Physikengine Ast um Ast gekürzt werden. Noch beeindruckender sind in diesem Zusammenhang die Feuer-Effekte, die sich der Spieler taktisch zunutze machen kann: Stimmt der Wind, kann das per Molotowcocktail oder Flammenwerfer entfachte Steppen-Gras den Feind einkreisen, ihm den Fluchtweg abschneiden oder uns die nötige Zeit verschaffen, um ungesehen aus einem Gefahrengebiet zu entschwinden.

Im direkten Vergleich zu "Crysis" lassen sich allerdings deutlich weniger Objekte zu Kleinholz zerlegen. Hinzu kommt, dass – aller optischen Pracht zum Trotz – uns das Spiel bis auf einige Diamantenkoffer und einzusammelnde Tonbänder des Schakals nur wenig Anreiz bietet, wirklich auf Entdeckungstour zu gehen. Ein paar zivile Siedlungen, in denen nicht gleich das Feuer auf uns eröffnet wird, und eine Handvoll tierische Bewohner mehr hätten sicher nicht geschadet. Nichts zu kritisieren gibt es allerdings an der makellosen deutschen Synchronisation sowie den treibenden afrikanischen Klängen, die das am Bildschirm gebotene Szenario gekonnt unterstreichen.

Hat man nach Entwicklerangaben zufolge rund 50 Stunden Spielzeit die Kampagne beendet, stehen im Multiplayer-Part altbekannte Modi wie Deathmatch, Team Deathmatch oder Capture the Flag zur Auswahl. Etwas anders kommt die Spielvariante "Aufstand" daher, in der zwei Teams um die Herrschaft über Kontrollpunkte kämpfen. Jeder Punkt kann dabei allerdings nur von einem speziellen Mitglied eingenommen werden. Noch bevor es in den Kampf geht, gilt es sich für eine von sechs Klassen zu entscheiden. Über den ebenfalls integrierten und umfangreichen Map-Editor können Multiplayer-Fans sich neuen Karten-Nachschub basteln.

Fazit: "Far Cry 2" sieht grandios aus und spielt sich zumindest in der Hitze des Gefechts auch so. Dazwischen liegen die leider elendiglich langen Fahrten zu den sich oftmals ähnelnden Missionen, die dem Spiel ein wenig das Tempo und nicht zuletzt aufgrund der ständig erneut auftauchenden Gegner auch den Spaß nehmen. Da die Widersacher noch dazu nur allzu gut sehen und flink am Abzug sind, bleibt in Verbindung mit den fehlenden Speicherpunkten Frust nicht aus. Die große und beeindruckende Spielwelt auf technisch höchstem Niveau vermag dieses Manko leider nicht wett zu machen, so dass "Far Cry 2" unterm Strich zwar immer noch ein sehr guter, aber nicht der erwartete Top-Shooter ist.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Ubisoft
Krone.at-Wertung: 8/10


von Sebastian Räuchle

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