Steirer geschockt

Unfalltod von Jörg Haider erschüttert das Land

Steiermark
13.10.2008 17:52
Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider ist am Samstag gegen halb zwei Uhr früh bei einem Verkehrsunfall im Süden von Klagenfurt ums Leben gekommen (siehe Bericht in der Infobox). Diese Meldung schlug auch in der Steiermark ein wie der Blitz. Sicher nicht zuletzt, weil Jörg Haider immer bedeutenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf unser Bundesland hatte ("Südachse"). Großen Respekt für Haiders politische Leistungen zollte am Samstag nicht nur Landeshauptmann Franz Voves. Er würdigte Haider (BZÖ) als eine der charismatischsten Persönlichkeiten der österreichischen Politik.

Franz Voves (SPÖ): "Jörg Haider war ein sehr anerkannter Landeshauptmann-Kollege, der sich in den letzen Jahren mit viel Erfolg für den Süden Österreichs eingesetzt hat."

"Handschlagqualität"
Der steirische ÖVP-Obmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer würdigte Haider als "eine der prägendsten Gestalten der österreichischen Innenpolitik in den letzten beiden Jahrzehnten" - und attestierte ihm Handschlagqualität: "Ich kann nur sagen: Was man mit ihm ausgemacht hat, hat gehalten."

"Väterlichen Freund verloren"
"Wir stehen unter Schock", zeigte sich BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz tief betroffen. Grosz erklärte, "Österreich habe nicht nur einen der größten Politiker verloren", sondern er auch "einen väterlichen Freund".

"Prägnant und polarisierend"
Mit Erschütterung reagierte auch der Landessprecher der Grünen, Werner Kogler. Landeshauptmann Haider sei "einer der prägnantesten und gleichzeitig auch polarisierendsten Politiker des Landes" gewesen.

"Auch die Steiermark geprägt"
Großen Respekt für Haiders Leistungen zollte auch FPÖ-Landesparteiobmann-Stellvertreter und Nationalratsabgeordneter Wolfgang Zanger: "Seine großartigen politischen Verdienste prägen das Gedenken an ihn. Veränderungen im österreichischen System schienen bis zu Haiders Antreten im Jahr 1986 undenkbar. Jörg Haider war es schließlich, der in den 90er Jahren auch wesentlich dazu beitrug, dass es Veränderungen in der steirischen Landespolitik gab. Die steirischen Freiheitlichen möchten insbesondere seiner Familie gegenüber ihr tiefes Bedauern über diesen schweren Verlust ausdrücken."

Die "Südachse"
Die Steiermark und Kärnten haben traditionell intensive Kontakte, wirtschaftlich wie auch politisch. Die "Südachse", wie sie unter der Ägide von Jörg Haider und Alt-Landeshauptmann Josef Krainer getauft wurde, war so widerstandsfähig wie Böhler-Stahl...

Haider ebnete blauen Siegeszug in der Steiermark
Historisch gesehen begann mit Jörg Haider als FPÖ-Chef auch der blaue Siegeszug in der Steiermark. Der charismatische Jungpolitiker einte damals den wild zerstrittenen Haufen, der 1986 mit nur 90 Stimmen (!) Überhang überhaupt im Landtag verblieben war. Auf bis zu 17,5 Prozent (im Jahr 1995) kletterten die steirischen Freiheitlichen dann, schafften zehn Mandate und mit dem späteren Verkehrsminister Michael Schmid einen Landesrat.

Schmid und den Kärntner Landeshauptmann verband aber nicht nur Politik und Freundschaft. Nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium holte Haider den ausgebildeten Techniker zu sich in die Landesregierung, um die Raumplanung in Kärnten auf neue Beine zu stellen.

Freundschaft zu Josef Krainer
Steirische Schwarze wiederum waren es, die - zuerst geheim, dann hoch offiziell - für eine Koalition mit der FPÖ plädierten. Gerhard Hirschmann etwa knüpfte - mit Duldung von Josef Krainer - nicht nur zarte, sondern sogar sehr intensive Bande zu Jörg Haider. Wohl nicht nur dafür hat sich Haider zu Krainers 60er mit einem originellen Geschenk bedankt: mit einem Chor tauchte er im Gasselsdorfer Festzelt auf und stimmte dort das Kärntner-Lied "I hon di so gern..." an.

Mit der ÖVP-Bundespartei dagegen gab es schwerste Zerwürfnisse. Sogar die ausschließliche Stationierung der "Draken"-Abfangjäger in der Steiermark wird von Polit-Insidern als direkte Retourkutsche der Bundes-ÖVP für die unbotmäßigen Steirer gewertet.

Klasnic wurde durch Haider Landeshauptfrau
Waltraud Klasnic wäre nicht steirische Landeshauptfrau geworden, hätte Jörg Haider nicht ordentlich auf den Tisch gehaut. Denn Michael Schmid, der blaue Wahlsieger aus dem Jahr 1995, wollte der schwarzen Spitzenfrau partout die Stimmen seiner Fraktion verweigern.

Doch auch die steirischen Sozialdemokraten schwammen kräftig gegen den politischen Stromann. Landeshauptmann-Stellvertreter Peter Schachner etwa ließ sich nach der Wahl '91 auf ein heftiges Techtelmechtel mit Freiheitlichen-Chef Michael Schmid ein. Die "Sprengmeisterkoalition", wie sie so schön hieß, konnte - natürlich - nur mit dem Segen des Kärntners funktionieren.

Ebenfalls gut Freund - und so wie Hirschmann als Emmissär im Dienste seines Parteichefs - war Ex-SPÖ-Landesrat Günter Dörflinger. Dafür wurde er auch gleich taxfrei zum "Gottseibeiuns" der linken Parteikreise erklärt.

Gerne Gast in der Steiermark
Doch Jörg Haider war nicht nur in politischer Funktion gerne Gast in der Steiermark. Beim Grazer Opernball, auf der südsteirischen Weinstraße oder beim berühmten Spargelessen mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in der Oststeiermark. Steirisch-kärntnerische Freundschaft!

von Gerhard Felbinger, "Steirerkrone" und steirerkrone.at

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