Im Interview

Köchl will für die Grünen in den Nationalrat

Kärnten
19.08.2008 16:55
Er tankt an der Steckdose, hat auf dem Balkon ein Windradl und eine Solaranlage und ist davon beseelt, für eine bessere Welt zu kämpfen: Techniker Matthias Köchl (30) aus Klagenfurt will in sechs Wochen der erste Kärntner sein, der für die Grünen in den Nationalrat einzieht.

Im Vorjahr haben Sie den Stadtparteiobmann von Klagenfurt zurückgelegt. Jetzt sind Sie Spitzenkandidat für die Nationalratswahl. Woher der Sinneswandel?
Voriges Jahr, mit knapp 30, dachte ich, dass Jüngere den Job machen sollen. Jetzt aber will ich´s doch noch wissen und die Herausforderung annehmen, Berufspolitiker zu werden.

Sind Sie das nicht?
Nein, ich bin ja bloß Gemeinderat in Klagenfurt! Davon kann niemand leben. Ich habe ein Ein-Mann-Unternehmen, bin also eigentlich ein untypischer Grüner. Deswegen schadet´s uns Grünen auch nicht, wenn nicht immer nur Lehrer und Beamte im Parlament sitzen, sondern auch mal einer, der mitten im Wirtschaftsleben steht.

Das klingt ja nach Kritik.
Ist nicht böse gemeint. Außerdem bestehen die Grünen stets aus vielen verschiedenen Meinungen...

Die Grünen haben sich aber sehr verändert. In den Achtzigern gabs urige Typen wie Kaspanaze Sima, jetzt sinds Uniprofessoren oder High-Tech-Techniker.
Wir gehen eben mit der Zeit. Und wir nutzen moderne Technologien. Internet, YouTube - oder Ökostrom. Ich fahre schon seit drei Jahren mit einem Elektroauto, nicht mehr immer nur mit dem Radl.

Und wie weit kommen Sie?
Bis zur Freundin in Hermagor... dann muss ich wieder an die Steckdose. Jaja, natürlich sind die Fahrzeuge derzeit noch nicht so ausgereift, aber das liegt auch daran, dass es keine gescheiten Förderungen dafür gibt.

Die Sie einführen würden.
Natürlich! Die Leute werden an den Tankstellen extrem abgezockt. Kein Grüner freut sich darüber, dass die Spritpreise so hoch sind, davon hat ja nur ein Ölscheich etwas. Mit Ökostrom aber könnten wir um zwei Euro volltanken. Dafür müssten aber die Voraussetzungen geschaffen werden - also ordentliche Anreize, damit sich ein Privater auf sein Dach eine Solar- oder Photovoltaiklanlage baut oder gar ein Elektroauto probiert.

Es heißt aber doch immer, Kärnten wäre sowieso führend bei Ökoenergie.
Keine Spur! Sogar Bulgarien hat bessere Fördergesetze. Und der Anteil der erneuerbaren Energie sinkt, anstatt zu steigen. Wir importieren jährlich Energie um 500 Millionen Euro. Und auch wenn´s die Kelag und die Stadtwerke nicht hören wollen, da sind 21 Prozent Atomstrom dabei.

Ihre Alternativen?
Sonne, Sonne, Sonne! Wir haben doch so viel davon in Kärnten, warum nutzen wirs nicht endlich? Ich hab sogar auf dem Balkon meiner Mietwohnung eine kleine Solaranlage - damit erzeug ich Strom für 4000 Kilometer mit dem Auto.

Ein richtiger Ökofreak.
Finden Sie? Dabei könnte das wirklich jeder machen, ganz leicht sogar.

Von Kerstin Wassermann, Kärntner Krone

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