Solides Debüt

Gernot: “Es warat an der Zeit”

Musik
03.07.2008 09:26
Das Pulver der letzten Starmania-Generation war schnell verschossen: Bei Siegerin Nadine Beiler wurde ignoriert, was der 18-Jährigen mit der souligen Stimme an Songmaterial zu Gesicht stünde, bei der Boyband "jetzt anders!" was das Publikum gern hören würde. Während sich Mario Lang und Eric Papilaya bis jetzt am besten hielten und im Gespräch geblieben sind, hackelte sich im Hintergrund einer den Buckel krumm: Gernot Pachernigg, der mit der ersten Schnellschuss-Single "Neue Helden" nicht so recht überzeugen konnte, stellt mit "Es warat an der Zeit" nun ein Album vor, das der Bezeichnung Austropop - dem erklärten Ziel des 27-jährigen Steirers - gerecht wird.
(Bild: kmm)

Bei "Neue Helden" musste Pachernigg noch mit dem Wiener Produzenten Alexander Kahr auskommen, der damals vier Starmania-Projekte der dritten Staffel betreute und - wohl aus Mangel an Zeit und Finanzierung - allen denselben (faden) Schliff gab. Der Radiosender Ö3 weigerte sich schließlich, Nadine Beilers Single zu spielen. Die Art der Produktion passe nicht zum Sender.

Für "Es warat an der Zeit" hatte Pachernigg fast ein Jahr Zeit und bis zum Produktionsstart ein fähiges Team an Musikern und Produzenten um sich geschart. Der 27-jährige Grazer, der zwischendurch im Radio moderierte und im ORF in "Oben Ohne" schauspielert, hatte sich außerdem den Respekt sämtlicher Austropopgrößen ersungen. Er war mit Rainhard Fendrich auf Tour, Schiffkowitz (S.T.S.) sagte über ihn im krone.at-Interview: "I glaub, was der macht, da könnt' was draus werden."

Und es wurde was: Pachernigg konnte S.T.S.-Bassist und Produzenten Erich Buchebner für die Produktion gewinnen, der für erdigen Sound und aufwendige Arrangements sorgt, Thomas Spitzer (E.A.V.) half beim Schreiben jener Songs, die etwas Airplay in den Regionalradios bekommen sollen. Schlagzeug spielte Christian Eigner, unter anderem aktueller Tour- und Studiodrummer von Depeche Mode.

Von der Single "Arrivederci" sollte man sich nicht täuschen lassen. Mit Kalkül setzen Pachernigg und Songschreiber Spitzer darauf, dass etwa die ORF-Landesstudios auf den schlageresken Song anspringen. Von wenigen Privatsendern einmal abgesehen findet man klassische Austropopproduktionen ja nur mehr im "Radio Mitzitant" - und eine solche ist auch "Es warat an der Zeit": Flache Single, tiefgründigere Songs auf dem dazugehörigen Album, die in der Regel akustisch wenig mit der Auskoppelung zu tun haben.

Neben ein paar Highlights bei den Eigenkompositionen eie "Freundschaft", "Du" und "Geld regiert die Welt", bei dem Pachernigg Anleihen von Falco und der E.A.V. nimmt, stechen vor allem drei Coverversionen heraus: Wolfgang Ambros' "Gut und schön" wird zu einem kantigen Popsong, das nie veröffentlichte "Saus und Braus" von Danzer/Fendrich, klingt wie Marius Müller-Westernhagen auf Mundart meets Dire Straits' "Heavy Fuel". Im Gedenken an Hansi Dujmic, der vor 20 Jahren an einer Überdosis Heroin starb, coverte Pachernigg dessen Hit "Ausgeliefert".

Fazit: Erstens macht "Es warat an der Zeit" deutlich, wie wichtig es ist, das jemand hinter einem Produkt steht. Zweitens wird klar, dass man bei Musik nicht hudeln darf. Und drittens: Wir bereuen es nicht, Gernot Pachernigg bei "Neue Helden" keine Vorschusslorbeeren gegeben zu haben. Jetzt ist es viel zufriedenstellender, ihn zu loben.

7 von 10 guten Dingen, die Weile brauchten

Von Christoph Andert

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