Tragisches Unglück

¿Risiko für Jugendliche ist hoch¿

Oberösterreich
29.06.2008 20:08
Große Erschütterung hat der tragische Todessturz des 14-jährigen Tobias Zimmermann aus Schärding ausgelöst. Der Schüler fiel bei einem Asthmaanfall vom Balkon und starb. Lungenfacharzt Dr. Herwig Schinko vom Linzer AKH rät: „Die Krankheit ist bei Jugendlichen gefährlich, weil die Pubertät dazukommt.“

Diese Entwicklungsphase hat für jedes Kind sowieso ihre Tücken, führt der Lungenspezialist weiter aus. „Und Asthmatiker sind in dieser schwierigen Zeit nicht leicht zu führen.“

Bei Tobias allerdings dürfte es einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen sein. Denn dass er sich nach vorne beugte, als er nach Luft rang, ist bei Asthmatikern oft zu beobachten. „Wenn es einem Patienten schlecht geht, stützt er die Arme auf und neigt sich nach vorne. Dabei werden die Oberarm- und Schultermuskeln mit zum Atmen verwendet“, erklärt Schinko. „Das wird Ersatzatmung genannt. Das ist ja auch bei erschöpften Sportlern zu sehen, wenn sie sich regelrecht auf ihren Trainer draufhängen. Das mobilisiert dann die Atemreserven.“

Bei Tobias war es aber fatal, dass er sich ausgerechnet über das Balkongeländer nach vorne gebeugt hat - und dabei hinausgestürzt ist. Entsetzlich auch für seine Zwillingsschwester Vanessa, die ihn noch an den Kleidern zu fassen bekam, aber nicht festhalten konnte. Seelisch ist so ein Trauma kaum zu verkraften. Die Anteilnahme für die Familie ist groß, doch es gibt keine Worte, die wirklich trösten könnten.

„Vorbeugen muss so normal wie das Zähneputzen sein“
Bei Asthma verengen sich die Atemwege, weiß Lungenprimar Dr. Herwig Schinko vom Linzer AKH. Gründe dafür können allergische Entzündungen oder auch bronchiale Überempfindlichkeiten sein.

Wie viele Oberösterreicher leiden an Asthma?
Genaue Statistiken darüber gibt es nicht, aber nach Schätzungen etwa fünf bis sechs Prozent aller Kinder. Die Beschwerden können, müssen aber nicht während oder nach der Pubertät abklingen. Bei den Erwachsenen liegt der Anteil der Patienten dann bei etwa drei bis vier Prozent.

Die Patienten haben während eines Anfalls oft Todesangst.
Ja, denn die Situation ist wirklich beklemmend. Es schnürt einem tatsächlich die Gurgel zu. Kommt dazu Panik und beginnt der Betroffene zu hyperventilieren, also zu überatmen, kann es wirklich bedrohlich werden.

Ist Asthma heilbar?
Es ist mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen. Vorbeugende Behandlung ist sehr wichtig, sie sollte so normal und selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen sein. Dann ist die Krankheit stabiler und vor allem kontrollierbarer.

Das heißt?
Wenn ein Patient mehr als ein bis allerhöchstens zwei Anfälle pro Woche hat, ist er untertherapiert.

Hilft ein Spray?
Nicht einer, sondern zwei. Denn der eine macht die verengten Atemwege wieder weiter, der andere wirkt gegen Entzündungen. Deshalb sollte man immer beide verwenden.

Was raten Sie Eltern, deren Kind krank ist?
Sie sollten die Auslöser-Allergene kennen - und wenn es möglich ist, auch meiden, wenn es zum Beispiel Chemikalien oder bestimmte Duftstoffe sind. Und auf die richtige Behandlung achten.

 

Repro: Ernst Vitzthum

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