Mit ihrer Erklärung zur strittigen Szene um die Rücknahme von Gelb-Rot wollte die Schiedsrichterkommission eines erreichen: Die Chancen für einen etwaigen Protest Hollands möglichst gering zu halten. Das geschah sicher in Absprache mit dem Generalsekretär der UEFA.
Die Wahrheit sieht anders aus: Wer die Handbewegungen von Referee Lubos Michel in der strittigen Szene sah, weiß, dass er alles nur zurückgenommen hat, weil ihm sein Assistent mitteilte, dass der Ball vor dem Foul bereits im Torout war. Es spricht für die menschliche Größe von Michel, dass er eine Entscheidung zurücknimmt, wenn er der Meinung ist, damit einen Fehler begangen zu haben.
Hätte Tatsachenentscheidung durchziehen müssen
Aber für mich lag er auch damit falsch. Denn das Foul geschah eindeutig, als das Spiel noch im Gange, nicht unterbrochen war. Und nicht außerhalb des Spielfelds, sondern innerhalb. Also war es eine Tatsachenentscheidung, die Michel eigentlich hätte durchziehen müssen. Aber es passierte in dieser Szene einiges, was einem guten Schiedsrichterteam nicht passieren sollte.
Warum Michel nicht sah, dass der Assistent die Fahne hob, ist mir schleierhaft. Drückte der nicht auf den Funkknopf? Zum Drüberstreuen war das Foul nicht gelbwürdig. Erst durch die Intervention von Russlands Teamchef Guus Hiddink beim vierten Referee wurde Michel auf alles aufmerksam.
Dass Hiddink ihn lobte, ist klar. Wer weiß, ob Russland mit zehn Mann seine physische Stärke ausspielen hätte können. Und ich hab mir gedacht: Immer diese slowakischen Linienrichter. Aber meiner, der Igor Sramka, hatte vor acht Jahren in Brüssel beim EURO-Semifinale Portugal gegen Frankreich Recht, als er mich aufforderte, im Nachspiel den entscheidenden Elfer für Frankreich zu geben.
Von Günter Benkö
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