Jessica B. (24) war auf Besuch bei ihren Bekannten auf der Stöhrhütte, die auf bayerischer Seite in 1894 Metern Seehöhe liegt. Mit der Hüttenwirtin unternahm sie am Montag eine Wanderung am Plateau. "Ich drehe nur noch eine kurze Runde", sagte sie bei der Rückkehr gegen 18.30 Uhr - seither war sie spurlos verschwunden. Die Hüttenwirtin schlug bei Einbruch der Dunkelheit Alarm. 24 Männer der Bergwacht starteten am Dienstag eine Suchaktion. Auch vier Suchhunde waren im Einsatz. Schneefelder, Randklüfte, Dolinen - alles wurde nach der Touristin abgesucht. Vorerst ohne Erfolg. "Das Gebiet ist schwierig zu durchforsten", weiß Franz Sommerauer von der Polizei Traunstein.
Lange keine Anhaltspunkte
Mit Wärmekameras ging die Suche mit dem Hubschrauber sogar in der Nacht weiter. Aber selbst am Mittwoch hatten die Rettungskräfte keinerlei Anhaltspunkte, wo sich die Frau befinden könnte. "Es war zu befürchten, dass ihr etwas zugestoßen ist", so Sommerauer. Denn bekleidet war die Amerikanerin lediglich mit einer Jogginghose, einem T-Shirt und einer Fleece-Jacke. Einen Rucksack mit Kleidung oder Verpflegung hatte sie nicht dabei. Donnerstag früh machte sich auch von Grödig aus ein Such-Trupp auf den Weg.
"Wir sind mit dem Helikopter rauf, haben im Grenzbereich gesucht", sagt Bergrettungs-Chef Bruno Tischlinger. "Als wir vom Berg herunten waren, kam die erlösende Nachricht..." Ein Forstarbeiter hatte oberhalb vom Hallturm bei seiner Transportseilbahn ein Damen-Top entdeckt. Den hatte Jessica während ihrer Irr-Tour dort selbst angebracht - als Hinweis. "Ich überlegte, welches Kleidungsstück ich entbehren kann", sagte sie später.
Rettung per Hubschrauber
So wurde die Suche im Bereich Nirntal und Gurrwand konzentriert. Tatsächlich: Um 14.40 Uhr sahen die Retter vom Helikopter aus Jessica in der fast senkrechten Wand winken. Minuten später war sie mittels Seil gerettet. Mit Kopf- und Schulterverletzungen kam sie ins Spital Traunstein und erholt sich von ihrem Abenteuer...
Weiteres Bergdrama mit Totem im Lungau
Keinen derartig guten Ausgang hat dagegen ein Bergunfall im Salzburger Lungau genommen. Ein 40-jähriger Mann aus Wals-Siezenheim kam dabei ums Leben. Der Bergsteiger war beim Überqueren eines Schneefeldes in einer Seehöhe von knapp 2.500 Metern ausgerutscht und etwa 150 Meter über felsdurchsetztes Steilgelände abgestürzt. Der 40-Jährige, der über keine alpinistische Ausbildung verfügte, war mit zwei Begleitern in den Schladminger Tauern unterwegs.
Von Max Grill, KronenZeitung, und krone.at
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