Ärztestreik

900 Kärntner Ärzte sind heute im Streik

Kärnten
16.06.2008 12:26
"Praxis geschlossen" - so oder ähnlich lauten am Montag unzählige Mitteilungen an den Praxistüren Kärntner Ärzte. Denn auch hierzulande protestieren die Mediziner gegen die geplante Gesundheitsreform der Regierung. Rund 900 Praxen bleiben deshalb am Montag geschlossen. Éin Notdienst wie an Feiertagen bleibt aber trotz des Streiks aufrecht. Und weil in Klagenfurt heute Montag das letzte EM-Spiel ausgetragen wird, gibt es hier eine Sonderregelung: der ärztliche Notdienst ist doppelt besetzt. Details siehe Infobox!

Notdienste, Krankenhäuser, Ambulanzen und Gesundheitsdienste stehen bereit. Am Ärztestreiktag soll auch in Kärnten jeder, der ärztliche Hilfe benötigt, versorgt werden. Davon betroffen sind nicht nur die Hausärzte, sondern auch die Fach- und die Wahlärzte,  nicht aber die Zahnärzte.

Hotline
Am Montag sind in der Euro-Stadt Klagenfurt vier Ärzte von 07.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Dienst, dann werden sie von zwei Kollegen abgelöst. Die Bereitschaftsärzte können unter der Rufnummer 141 kontaktiert werden. Wer 144 wählt, kommt zum Roten Kreuz. Auf der Homepage der Kärntner Ärztekammer (siehe Infobox) sind alle Ärzte mit Telefonnummer angeführt, die einen Notdienst versehen. Unter folgender Nummer ist eine Direktwahl zum diensthabenden Arzt in der Nähe möglich: 0900 88088 plus Postleitzahl. Auch eine Hotline zur Notfallversorgung wurde eingerichtet: 0463/5856-13.

Medikamente ohne Rezept
Auch die Versorgung mit Medikamenten ist am Montag trotz der Ordinationsschließungen gesichert. Die Kärntner Apothekerkammer  verweist auf den Notfallparagrafen: Laut Rezeptpflichtgesetzes, muss die Ausgabe von Arzneimittel im Notfall auch ohne ärztliches Rezept ermöglicht werden.

Kritikpunkte
Von etwa 900 Arztpraxen in Kärnten haben zirka 450 einen Kassenvertrag. Davon beteiligen sich die meisten am heutigen Streiktag.

Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) und Gesundheitslandesrat Wolfgang Schantl (SPÖ) haben vergangene Woche bekundet, dass die Einsparungen im Gesundheitswesen nicht nur zu Lasten einer Gruppe gehen dürften.

  • Künftig sollen Ärzte nur noch Wirkstoffe verschreiben dürfen, während die Apotheker dann das billigste Medikament auswählen. Eine Folge wäre unter anderem, dass die Ärzte ohne Hausapotheke für die Pharmafirmen nicht mehr interessant wären.
  • Ein weiterer Kritikpunkt der Mediziner lautet, dass die Verträge der niedergelassenen Ärzte mit den Kassen künftig nur noch einzeln abgeschlossen und auf fünf Jahre befristet sein sollen. Die Konsequenz wäre, dass die Ärztekammer als Standesvertretung - die die Anwartslisten für Kassenstellen und auch die Honorarverhandlungen führt - weitgehend ausgebootet und die Ärzte von den Kassen unter Druck gesetzt werden könnten.
  • Die Ärzte müssten künftig außerdem nach jedem Patientenbesuch Quittungen über die geleistete Arbeit ausstellen, was aus Sicht der Mediziner zu einer unzumutbaren Zettelwirtschaft führen würde.
Sollte es zu keinen Änderungen am Entwurf der Gesundheitsreform der Regierung kommen, haben die Mediziner bereits mit weiteren Streiktagen gedroht. Diese sind für 26. und 27. Juni anberaumt.


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