Telekom-Proteste

Hundstorfer kämpferisch: “Wir sind voll da”

Österreich
05.06.2008 14:10
"Das Wetter entspricht der allgemeinen Stimmung im Unternehmen", hieß es Donnerstag bei der Eröffnung der Betriebsversammlung der Telekom Austria (TA) im Zeichen eines möglichen Personalabbaus und der Gründung einer Arbeitsagentur in der Staatsholding ÖIAG. Unter kräftigem Applaus der rund 2.000 Telekom-Beschäftigten, die sich in der Wiener Remise eingefunden hatte, gab sich ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer kämpferisch. Außerdem durfte man sich über die Zusage von Kanzler Alfred Gusenbauer freuen, wonach es keine Auslagerung von TA-Mitarbeitern in eine Arbeitsagentur ohne Zustimmung der Gewerkschaft geben werde.

"Wir haben tiefste Solidarität und tiefste Übereinstimmung mit den Anliegen der Belegschaft", so Hundstorfer. Es könne nicht sein, dass Menschen einfach zwischen Arbeitsagenturen hin und her geschoben werden, meinte er unter kräftigem Applaus der Telekom-Mitarbeiter. "Der ÖGB wird Euch begleiten, der ÖGB ist und bleibt die Kampforganisation des Landes. Wir sind trotz der Krise in den vergangenen Monaten voll da. Da, damit nicht Menschen entsorgt werden", so ein kämpferischer Hundstorfer.

50.000 Jobs hängen an Zukunft der Telekom
"Ich bin auf Eurer Seite", meinte auch AK-Präsident Herbert Tumpel. 50.000 Jobs würden direkt und indirekt an der Zukunft der Telekom Austria hängen, gab er zu bedenken. "Weitere Privatisierungen brauchen wir nicht. Und wir brauchen auch keine Politik, die nur kurzfristige Gläubigerinteressen verfolgt", ergänzte er. Auf Transparenten war zu lesen: "Vorstandsgehälter saniert, Mitarbeiter planiert" und "Belegschaft im Fadenkreuz". In Anspielung auf die geplante ÖIAG-Arbeitsagentur hieß es: "Arbeit statt Pool". Unter den anwesenden Telekom-Beschäftigten war die Rede von einer "Beamtenhatz"und davon, dass es dem Management nur um die Aktionäre und ihre Erfolgsprämien gehe. "Die sanieren sich auf unsere Kosten", so eine Mitarbeiterin.

ÖIAG will 2.100 Mitarbeiter "auslagern"
Wie berichtet will die Staatsholding ÖIAG mit kräftiger Unterstützung von Telekom Austria-Chef Boris Nemsic rund 2.100 Mitarbeiter der schwächelnden Festnetzsparte in die ÖIAG auslagern. Diese Mitarbeiter sind beamtet, können also nicht gekündigt und nur bedingt versetzt werden. Weiters soll es Überlegungen geben, 3.000 Postler ebenfalls in die Arbeitsagentur abzuschieben. Die Beamten in der Agentur sollen an andere Unternehmen vermietet werden, geht das nicht, müssen sie Daumen drehen. Die ÖVP signalisiert Zustimmung zu der Agentur, die SPÖ ist klar dagegen.

Angeheizt wurde die Dabatte um eine mögliche Abspaltung der hochprofitablen Mobilkom durch deftige Kursverluste im heurigen Jahr. Demnach könnte die Mobilkom gesondert an die Börse gebracht werden, während der unter Kundenschwund leidende Festnetzbereich re-verstaatlicht werden könnte. Derzeit hält der Staat 27,4 Prozent an der Telekom Austria.

Post-Gewerkschafter solidarisch...
Das Management der börsenotierten Telekom solle einen besseren Job machen, sagte dazu Postgerwerkschafter Gerhard Fritz. Er sprach von schweren Managementfehlern in der Vergangenheit, wobei hier auch die Rolle der Staatsholding ÖIAG hinterfragt werden müsse. Der Post-Gewerkschafter wies darauf hin, dass die Telekom in den vergangenen vier Jahren insgesamt ein Periodenergebnis von 1,7 Mrd. Euro erzielt habe. Dieses sei den Aktionären ausgeschüttet worden, statt es in das Unternehmen zu investieren.

...aber uneinig
Der Vorstoß des stellvertretenden Post-Gewerkschaftschef Manfred Wiedner von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter für rasche Protestaktionen gegen einen drohenden Personalabbau und weitere Filialschließungen stößt bei Fritz von den sozialdemokratischen Gewerkschaftern auf Verwunderung. Schließlich habe Wiedner bei der Zentralausschusssitzung am 20. Mai gegen jene Beschlüsse gestimmt, die er nun selbst einfordere, betonte Fritz. Das wiederum dementierte Wiedner umgehend. Einig ist man sich jedenfalls dabei, dass nun Finanzminister Wilhelm Molterer als Eigentümervertreter zur heftig umstrittenen ÖIAG-Arbeitsagentur "endlich klar Stellung nehmen" solle.

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