88 Freunde dabei

Yves Saint Laurents Asche in Marokko verstreut

Adabei
12.06.2008 12:03
Eine Woche nach der bewegenden Trauerfeier für den im Alter von 71 Jahren in Paris gestorbenen Modeschöpfer Yves Saint Laurent haben die engsten Freunde dessen Asche in seinem Rosengarten in Marrakesch verstreut. "Er kam seit 30 Jahren immer wieder hierhin", sagte Pierre Bergé, langjähriger Lebensgefährte Laurents. Zudem hätten die 88 Trauergäste im Botanischen Garten der marokkanischen Stadt eine Stele zur Erinnerung an den Modedesigner errichtet. Der in Algerien geborene Couturier hatte einen großen Teil seines Lebens in Marokko verbracht, wo er nun die letzte Ruhe findet.

In der Vorwoche hatte die Modewelt in Paris mit einer bewegenden Trauerfeier Abschied von Yves Saint Laurent, einem der bedeutendsten Modeschöpfer des 20. Jahrhunderts, genommen. An der Zeremonie in der Pariser Kirche Saint-Roch nahmen unter anderen die Schauspielerin und langjährige Freundin des Modeschöpfers Catherine Deneuve sowie zahlreiche Top-Designer wie John Galliano, Christian Lacroix und Jean Paul Gaultier teil. Unter den mehreren hundert Gästen waren auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und seine Gattin Carla, die als Topmodel Carla Bruni einst selbst für "YSL" über den Laufsteg lief.

Frankreichs "Première Dame" trug einen der schwarzen "Damen-Smokings", mit denen Yves Saint Laurent in den 60er-Jahren berühmt geworden war. Yves Saint Laurents langjähriger Geschäfts- und Lebenspartner Pierre Bergé schritt vor dem schlichten Sarg in die Kirche, deren Portale mit weißen Lilien und Gladiolen geschmückt waren.

Kurz vor Tod noch "geheiratet"
Der Couturier war am 1. Juni mit 71 Jahren an einem Gehirntumor gestorben. Kurz vor seinem Tod hat er noch die jahrzehntelange Beziehung zu seinem Lebensgefährten Pierre Bergé amtlich gemacht. Saint Laurent und er hätten den Bund "aus symbolischen Gründen" geschlossen, sagte Bergé der Wochenzeitschrift "Paris Match". "Wir haben entschieden, dass das sein muss, einfach so." In der Todesanzeige wurde Bergé als "sein Lebensgefährte seit 50 Jahren, sein Partner in der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft (Pacte Civil de Solidarite, PACS, Anm.)" genannt.

„Man leidet nicht, man merkt nichts“
Saint Laurents Gehirntumor sei vor einem Jahr zufällig entdeckt worden, "nach einem Sturz", sagte Bergé dem Magazin weiter. "Der Vorteil an dieser Krankheit, wenn man das sagen kann, ist, dass man nicht leidet, dass man nichts merkt." Saint Laurent habe am Schluss zwar nicht mehr allein essen und nicht mehr sprechen können, aber er habe nicht gewusst, weshalb es ihm schlecht gehe. "Er hätte das psychisch nicht ausgehalten", sagte Bergé.

Zahlreiche modische Errungenschaften
Der Modeschöpfer hat wie kaum ein anderer die Entwicklung der Damenmode geprägt. So gehen modische Errungenschaften wie der Hosenanzug oder der Smoking für Damen, die heute als selbstverständlich gelten, auf Entwürfe Saint Laurents zurück, die seinerzeit revolutionär waren.

Der weltberühmte Franzose wurde am 1. August 1936 in Oran in Algerien geboren und kam im Alter von 17 Jahren nach Paris. Er verdiente sich seine Sporen als Assistent von Christian Dior, dem er nach dessen Tod 1957 nachfolgte. Schon seine erste Kollektion 1958 wurde ein großer Erfolg: Mit einer "Trapez"-Linie stellte der Modeschöpfer sich damals gegen den üblichen Look der weiblichen Wespentaille.

Globales Imperium gegründet
Drei Jahre später gründete er mit Bergé sein eigenes Modehaus. Aus der Zusammenarbeit des schöpferischen Yves Saint Laurent mit dem Manager Bergé entstand bald ein globales Imperium. Die Initialen YSL gehören bis heute zu den Topmarken der Luxusindustrie.

Saint Laurent schuf mit seinen Modellen eine neue Freiheit für die Frauen seiner Zeit. Dafür bediente er sich freizügig in der bis dahin den Herren vorbehaltenen Garderobe - er entwarf Safari-Jacken, Matrosen-Jacken, Hosenanzüge und Smokings für Damen. Als großer Liebhaber der Kunst zeigte er sich im Laufe der Kollektionen für alle Inspirationen offen, Picasso und Van Gogh, Afrika und Russland oder auch Eingebungen aus der Literatur prägten seine Mode.

Konventionen waren für den Couturier nie ein Hemmnis, oft wurden seine Ideen als schockierend empfunden, so zum Beispiel seine von den 40er-Jahren inspirierte Kollektion des Jahres 1971 oder auch die Vorstellung seines Parfüms "Opium" im Jahr 1977. Seinen Abschied nahm Saint Laurent im Jahr 2002 mit einer 40 Jahre zurückreichenden Retrospektive im Centre Georges Pompidou in Paris.

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(Bild: kmm)



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