Angst vor Krieg?

Putin holt die Familien aller Diplomaten heim

Ausland
12.10.2016 13:17

Russlands Präsident Wladimir Putin sagt überraschend einen für 19. Oktober geplanten Besuch in Paris ab. Gleichzeitig ordnet der Kreml an, dass Staatsangehörige, die im Staatsdienst oder für staatsnahe Unternehmen tätig sind, ihre Familienangehörigen wieder in die Heimat zurückholen sollen. Was steckt hinter diesen Entwicklungen in Russland, dessen Verhältnis zum Westen - allen voran zu den USA - sich dramatisch verschlechtert hat? In russischen Medien ist bereits von Vorbereitungen auf eine "globale Bedrohung" die Rede.

Auf eine solche Meldung beruft sich auch die britische "Daily Mail". Demnach stehen vor allem schulpflichtige Kinder und Studierende im Fokus. Sie sollen, auch wenn sie mitten in ihrer Ausbildung stecken, umgehend wieder in die "Heimat" zurückkehren. Im Falle einer Nichtbefolgung drohe der Kreml sogar mit beruflichen Konsequenzen für die Eltern.

Politologe sieht "Vorbereitung auf großen Krieg"
Für den britischen "Daily Star" hat der russische Politologe Stanislaw Belkowski folgende Erklärung: "Das ist ein Teil eines ganzen Maßnahmenpakets, um die politische und wirtschaftliche Elite des Landes auf einen großen Krieg vorzubereiten." Damit versuche die Regierung, die Familien vor westlichen Angriffen jeglicher Art zu schützen.

Andere Beobachter sehen in Putins Erlass allerdings einen viel harmloseren Grund: Während in Russland im Krieg der Worte viel Kritik an der NATO, den USA und anderen westlichen Staaten geübt werde, studieren und arbeiten viele russische Staatsbürger gerade in jenen Ländern, die als die "Bösen" gescholten würden. Dass das gerade im Falle von Staatsdienerfamilien kein allzu gutes Bild abgibt, liege auf der Hand. Hier bestehe also Korrekturbedarf.

Syrien, Ostukraine und NATO als größte Konflikte
Die überraschende Absage von Kremlchef Putin an Paris fügt sich ein in eine Reihe von Reaktionen auf den internationalen Druck und die Vorwürfe gegen Moskau im Zusammenhang mit dem Syrien-Krieg.

Seit dem Scheitern einer zwischen Russland, das Syriens Präsident Bashar al-Assad unterstützt, und Washington, das im Zuge seines Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat auch das Assad-Regime stürzen möchte, ausverhandelten Waffenpause ist das Verhältnis zwischen den beiden Supermächten auf dem tiefsten Punkt seit dem Kalten Krieg angelangt. Gegenseitige Verbalattacken und Blockaden im UN-Sicherheitsrat lassen das Blutvergießen in Syrien weiter eskalieren. Daneben schwelt der Konflikt in der Ostukraine weiter. Nicht vergessen sollte auch man den Dauer-Disput um den NATO-Raketenabwehrschirm in Osteuropa und im Baltikum, der laut dem Verteidigungsbündnis freilich "nicht gegen Russland gerichtet" ist.

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