Absperrungen offen

Spielfeld: Erneut Hunderte Flüchtlinge losgestürmt

Österreich
22.10.2015 13:10
Während die Nacht auf Donnerstag in Spielfeld ruhig verlaufen ist, kam es in der Früh vor dem Weitertransport der Flüchtlinge zu Tumulten. Die Polizei öffnete aus Sicherheitsgründen die Absperrungen - der Druck im Lager sei zu groß geworden, hieß es, man wollte angesichts der großen Drängerei keine Verletzungen riskieren. Hunderte Migranten verließen daraufhin unkontrolliert die Sammelstelle und marschierten - wie bereits am Mittwoch - einfach los Richtung Norden.

Dolmetscher hätten die Menschen noch aufgefordert, auf dem Vorplatz zu warten, hieß es seitens der Polizei. Hunderte Flüchtlinge seien aber - wie am Mittwoch - einfach losmarschiert und dann auf der B67, der Grazer Straße, herumgeirrt. Demnach riefen sie "We want to go Germany!" und fragten, wie weit es sei und wie lange man dafür brauche. Einsatzkräfte versuchten ihnen in englischer Sprache zu erklären, dass Deutschland Hunderte Kilometer entfernt sei und sie noch tage- oder wochenlang gehen müssten. Manche der Migranten kehrten daraufhin zur Sammelstelle zurück. Immer wieder kamen Taxis mit Grazer Kennzeichen, die Flüchtlinge als Kunden mitnahmen.

"Aufgeheizte Stimmung" im Lager
Donnerstagfrüh war die Sammelstelle in Spielfeld wieder voll. Laut Polizei befanden sich mehr als 2000 Flüchtlinge in der Erstversorgungszone. "Etwa zwei Drittel konnten die Nacht in den beheizten Zelten verbringen, der Rest in unbeheizten Zelten und am Vorplatz", erklärte Rotkreuz-Einsatzleiter Robert Seewald. Die Stimmung sei "aufgeheizt" gewesen. Auch der Zustrom aus Slowenien sei weiter ungebrochen, mehrere Tausend Menschen warteten schon wieder auf der slowenische Seite der Grenze in Sentilj auf die Einreise. Im Laufe des Tages sollen in Spielfeld zwei weitere Zelte aufgestellt werden, die zusätzlich für mehr als 1000 Personen Platz bieten sollen.

Schützenhöfer: "Das ist unannehmbar"
Donnerstagmittag machte sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ein Bild von der Lage in Spielfeld. Vor Ort bezeichnete er die Situation der vergangenen Stunden als "unannehmbar". Er habe mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner telefoniert und Polizeiverstärkung gefordert, die sie ihm auch versprochen habe. Er wolle die "Grenzen nicht dichtmachen", aber man müsse sie schützen können, sagte Schützenhöfer.

Laut Polizei befanden sich gegen Mittag "Tausende Menschen" am Grenzübergang. Es stünden so viele Busse wie noch nie zur Verfügung, hieß es, doch hätten sie nicht abfahren können, da die zur Beladung vorgesehenen Korridore von Flüchtlingen überrannt worden seien. "Wir versuchen nun, neue Zonen zu schaffen, in denen die Menschen ihr Gepäck in Ruhe einräumen können", sagte Polizeisprecher Fritz Grundnig.

Chaotische Szenen bereits am Mittwoch
Bereits am Mittwoch war es in Spielfeld zu chaotischen Szenen gekommen. Gegen Mittag machten sich mehr als 1500 Menschen selbstständig zu Fuß auf den Weg Richtung Norden. Laut Polizei sei ein Großteil von ihnen zurückgekehrt, der Rest sei je nach Schritttempo bisher mehr oder weniger weit gekommen. Schützenhöfer meinte daraufhin am Abend, so könne es nicht weitergehen: "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten alles getan, um den auf der Flucht befindlichen Personen die bestmögliche Hilfe zu leisten. Wir sehen jetzt aber, dass die Angelegenheit ein Ausmaß angenommen hat, dem wir nicht mehr Herr sind."

Flüchtlingsansturm auf Slowenien wird immer stärker
Unterdessen strömen immer mehr Flüchtlinge nach Slowenien. Allein am Mittwoch kamen innerhalb von 24 Stunden rund 12.600 Menschen über Kroatien in das kleine EU-Land. In den vergangenen fünf Tagen verzeichneten die Behörden etwa 34.000 Menschen. Der Zustrom konzentriert sich nach wie vor auf den Südosten des Landes, in dem kleinen Grenzdorf Rigonce kamen laut Polizei Donnerstagfrüh erneut zwei Gruppen von insgesamt 5000 Flüchtlingen an. Aber auch im Nordosten in der Nähe des Grenzübergangs Zavrc wurden demnach Hunderte Migranten gezählt. Angesichts der dramatischen Situation habe die Regierung in Laibach in anderen EU-Staaten um Polizeieinheiten angefragt, sagte Innenministerin Vesna Gyorkos Znidar.

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