Lügt die IS-Braut?

Fall Linda: “Verhalten resultiert aus Berechnung”

Ausland
18.12.2017 12:57

Das deutsche IS-Mädchen Linda W., dem in Irak die Todesstrafe droht, hat nur einen Wunsch: nach Hause in ihre kleine sächsische Heimatstadt zurückzukehren. "Ich weiß nicht, wie ich auf so eine dumme Idee kommen konnte, zum IS zu gehen", sagte die 17-Jährige reuig in der ARD. In ihrer Heimat Pulsnitz steht man diesem Vorhaben skeptisch gegenüber, man zweifelt an der Glaubwürdigkeit. "Hier fragen sich manche, warum Linda W. immer noch Kopftuch trägt, wenn sie sich doch so distanziert hat", wird die Bürgermeisterin Barbara Lüke in der "Mitteldeutschen Zeitung" zitiert.

Linda W. war 2016 im Alter von 16 Jahren von zu Hause ausgerissen, um sich der Terrormiliz IS anzuschließen. Sie wurde mit einem Terrorkämpfer verheiratet und landete erst in Syrien und dann im irakischen Mossul. Dort wurde die Deutsche schließlich festgenommen.

Vor ihrer Festnahme stand sie noch voll und ganz hinter den Ansichten der Terrormiliz. Das zeigen Nachrichten an ihre Mutter, in denen sie unter anderem damit drohte, dass "noch viele viele anschläge (sic) bei euch folgen" würden.

Linda W.: "Ich habe mein Leben ruiniert"
Bei einem kürzlich ausgestrahlten Fernsehbericht im "Weltspiegel" hörte man ganz andere Töne von Linda W. Beim Besuch ihrer Mutter und Schwester beteuert sie, dem IS abgeschworen zu haben. Sie habe außerdem nie etwas mit Waffen zu tun gehabt und sprach von einer "dummen Idee", sich dem IS anzuschließen. "Ich habe mein Leben ruiniert", ist die 17-Jährige überzeugt, und hofft auf eine Auslieferung nach Deutschland.

Doch in ihrem Heimatort ist man von diesen Plänen wenig begeistert. Was die Menschen in Pulsnitz an Linda W.s TV-Auftritt besonders verwunderte, war ihre Kleiderwahl. Das junge Mädchen hatte ein Kopftuch getragen - anders als bei ihrer Festnahme. Bürgermeistern Lüke verstehe zwar, dass es sich dabei um ein islamisches Glaubenszeichen und nicht eines der Terrormiliz handle, "aber es wäre für uns leichter, wenn sie kein Kopftuch getragen hätte", sagte sie zur "Mitteldeutschen Zeitung". Es sei "für alle Beteiligten wahnsinnig schwer, nachzuvollziehen, was in Linda vorgeht".

Experte: "Ihr Verhalten resultiert aus Berechnung"
Auch der Islamismusexperte Heiner Vogel hat Zweifel an der Glaubwürdigkeit. "Ich halte die Distanzierung nicht für glaubhaft, auch wenn das Mädchen noch so jung ist. Sie wird vom IS massiv beeinflusst worden sein. Und sie hat nicht besonders traumatisiert gewirkt", so der Politologe. Er findet harte Worte: Linda würde genau wissen, was sie sagen muss, damit sie nach Hause zurückkehren kann. "Ihr Verhalten resultiert aus Berechnung", resümiert Vogel.

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