Schäden und Unfälle

Föhn-Böen mit bis zu 249 Stundenkilometern

Österreich
12.12.2017 09:11

Das Sturmtief "Yves" hat am Montag und am Dienstag in weiten Teilen Österreichs für den stärksten Föhnsturm des Jahres und teils schwere Schäden gesorgt. Vor allem in der Steiermark und in Kärnten mussten die Feuerwehren wegen abgedeckter Hausdächer und umgestürzter Bäume zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. An der ÖBB-Messstelle beim Tauerntunnel-Nordportal in 2090 Metern Seehöhe wurde laut Wetterdienst Ubimet eine Windgeschwindigkeit von 249 km/h gemessen. Und auch die Auto- und Bahnfahrer mussten wegen des Sturms und der angerichteten Schäden am Dienstag mit Straßensperren und Verzögerungen zu rechnen.

Vor allem im südlichen Unterkärnten tobte der Föhnsturm. Besonders stark betroffen war die Gemeinde Bad Eisenkappel, woraufhin Bezirkshauptmann Gerd-Andre Klösch gegen 4.30 Uhr Zivilschutzalarm gab. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, die Häuser nur in dringenden Fällen zu verlassen, 6000 Haushalte waren ohne Strom.

Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen
Nach Rücksprache mit Landeshauptmann Peter Kaiser wurde entschieden, dass im Bezirk Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben. "Für Kinder, die nicht daheim bleiben können, weil es keine Betreuung gibt und die deshalb in die Schule kommen, gibt es einen Notdienst, sie werden also betreut", sagte Klösch. Er habe zudem bereits einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert. In der Früh tagte der Landes-Koordinationsausschuss, um die Einsätze zu koordinieren.

Bereits am Montag hatte der Föhnsturm Hunderte Bäume umgerissen. Zahlreiche Straßen waren blockiert, es kam zu Stromausfällen und Verkehrsunfällen. Die Grenzübergänge Paulitschsattel und Seebergsattel im Bezirk Völkermarkt mussten vorübergehend gesperrt werden. Auch die Straße in Richtung Loiblpass war blockiert, eine Regionalzugverbindung musste eingestellt werden.

Umgestürzte Bäume, abgerissene Stromleitungen
Besonders betroffen waren die Bezirke Klagenfurt-Land und Völkermarkt. In den Gemeinden Ferlach, St. Margarethen im Rosental und Zell Pfarre wurden laut Polizei so gut wie alle Straßenzüge durch umgestürzte Bäume und abgerissene Stromleitungen unpassierbar gemacht. In Ferlach erreichten die Sturmböen Geschwindigkeiten von mehr als 120 Stundenkilometern, die Stadt war zwischendurch sogar von der Umwelt abgeschnitten.

Am Paulitschsattel im Bezirk Völkermarkt mussten die Mitarbeiter der Straßenmeisterei, die die Straße freimachen wollten, umkehren. Die Gefahr, von weiteren umstürzenden Bäumen getroffen zu werden, war zu groß. Auf der Weinebene-Straße in der Gemeinde Frantschach/St. Gertraud im Bezirk Wolfsberg übersah ein 45 Jahre alter Autolenker aus der Steiermark einen durch den Sturm entwurzelten Baum, der quer über die Straße lag. Der Mann prallte mit seinem Auto gegen den Baum. Er blieb dabei unverletzt, an seinem Fahrzeug entstand allerdings Totalschaden.

Baum stürzt im Salzburger Pongau auf Auto
In Bad Gastein in Salzburg kam es aufgrund des Sturms zu einem schweren Unfall, als ein Pkw auf einer eigentlich gesperrten Straße von einem Baum getroffen wurde. Eine Insassin wurde schwer, ihr Gatte leicht verletzt. Zur Bergung musste aufgrund zahlreicher umgestürzter Bäume die Bergrettung anrücken. Die Frau wurde ins Spital gebracht. Die Freiwillige Feuerwehr im Ort verzeichnete Dutzende Sturmeinsätze - zumeist wegen umgestürzter Bäume und abgetragener Dächer. Die Bewohner des Gasteinertals waren den ganzen Tag über angehalten, in ihren Häusern zu bleiben und sich nicht im Freien aufzuhalten.

Im Pinzgau musste am Abend die Rauriser Landesstraße aufgrund umgefallener Bäume vorübergehend gesperrt werden. Auch eine kurzzeitig eingerichtete Umleitung über eine Gemeindestraße musste später wegen der anhaltend starken Sturmböen gesperrt werden. Der Rauriser Ortsteil Bucheben war somit vorübergehend nicht erreichbar.

"Bäume liegen wie nach Mikado-Spiel"
Auch die Steiermark blieb von dem Föhnsturm nicht verschont. Mit Spitzen von über 120 km/h fegte der Wind über den Bereich Deutschlandsberg, Hotspots waren vor allem der Raum Eibiswald und Wies, Hollenegg, Schwanberg, Hohlbach und Deutschlandsberg.

An den Einsatzorten sehe es aus wie im Film, hieß es seitens der BFVDL Steiermark. "Auf der B76 zwischen Hollenegg und Schwanberg sowie auf der B74 zwischen Deutschlandsberg und Moos/St. Peter liegen die Bäume wie nach einem Mikado-Spiel, in Trag ist eine Lagerhalle abgedeckt, bei einem Unternehmen in Deutschlandsberg wurden zahlreiche Flugdächer abgedeckt, unzählige Stromleitungen im Einsatzraum wurden gekappt und sogar ein Personenzug musste aufgrund der blockierten Strecke anhalten," erklärte Franz Strohmeier, Dienststellenleiter der Bereichswarn- und alarmzentrale Deutschlandsberg.

Die Aufräumarbeiten sind im vollen Gange. Einige Einsätze hatten zuvor wegen der Windstärke und der umfallenden Bäume abgebrochen werden müssen, da die drohende Gefahr für Verletzungen und Unfälle zu hoch war.

10.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen
10.000 Haushalte waren am Dienstagvormittag zudem von Stromausfällen betroffen. Mehr als 100 Monteure der Energienetze Steiermark und Energie Steiermark waren in den Morgenstunden im Dauereinsatz, um zerstörte Strommasten sowie Leitungen zu reparieren. Die Arbeiten wurden jedoch aufgrund der vielen umgestürzten Bäume und der schweren Erreichbarkeit mancher Gebiete erschwert.

Zugverkehr in Hall in Tirol unterbrochen
In Tirol hatte der Sturm am Montag Probleme im Zugverkehr verursacht. Orkanartige Böen hoben das Dach des Bahnhofs in Hall an, weswegen dieser bis auf Weiteres gesperrt werden musste. Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchten das Dach zu sichern. Der Zugverkehr war aus Sicherheitsgründen in diesem Abschnitt unterbrochen, die ÖBB richteten einen Schienenersatzverkehr ein.

Vom Norden her kommt wieder Kaltluft
Am wärmsten war es mit 17,6 Grad Celsius in Feldkirch in Vorarlberg sowie im Salzburger Golling. Jenbach in Tirol brachte es mit 16,5 Grad auf den dritten Platz. Für den Dienstag gab die ZAMG vorsichtige Entwarnung. "Es bleibt zwar noch stürmisch, der Höhepunkt des Föhnsturms ist aber überschritten", hieß es. Der Föhn wird bald zusammenbrechen, von Norden her strömt allmählich wieder kalte Luft nach Österreichs. Am Mittwoch werden die Höchsttemperaturen nur noch zwischen einem und sechs Grad liegen.

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