Live im Gasometer

The Pretty Reckless: Auf der Suche nach Frieden

Musik
08.12.2017 01:21

Im August gab die US-Rockband The Pretty Reckless rund um den einstigen "Gossip Girl"-Star Taylor Momsen beim Frequency Festival seine Österreich-Livepremiere. Nach dem leibhaftigen miterlebten Selbstmord der Soundgarden-Legende Chris Cornell sucht Momsen noch immer nach der verlorenen Leichtigkeit. Wir trafen Sie zum Gespräch. Am 12. Dezember spielen The Pretty Reckless im Vorprogramm von Stone Sour im Wiener Gasometer. Wir haben die letzten 1x2 Tickets zur Verlosung bereitgestellt.

(Bild: kmm)

Als die US-Rockband The Pretty Reckless am 17. Mai dieses Jahres euphorisiert von der Bühne des Detroiter Fox Theatre schritt, konnte sie noch nicht ahnen, dass diese Nacht zu einer tragischen werden würde. Wie schon ein paar Abende zuvor durfte die Band rund um Taylor Momsen, weltweit bekannt durch die US-Soap "Gossip Girl", für ihre großen Helden Soundgarden eröffnen. Der Traum wandelte sich aber schnell zum Albtraum, als sich Cornell in ebenjener Nacht in seinem Detroiter Hotelzimmer das Leben nahm und damit nicht nur Soundgarden, sondern auch ein gewichtiges Stück popkulturelle Musikgeschichte auslöschte. Nur zwei Tage später coverten The Pretty Reckless den emotionalen Song "Like A Stone" von Cornells bekannter Zweitband Audioslave als Hommage an den viel zu früh verstorbenen 52-Jährigen. Momsen konnte die Tränen auf der Bühne nur mühsam zurückhalten und jeder Anwesende wusste zu diesem Zeitpunkt, dass in der kecken Blondine etwas nachhaltig gestorben war. Ihre Welt war nicht mehr dieselbe.

Gerüchte besagen, Momsen wäre die letzte Person gewesen, die mit Cornell persönlich sprach. So ganz verifizieren lässt sich die Geschichte nicht, doch die Vollblutrockerin hat sich seit diesem Ereignis drastisch verändert. Die Leichtigkeit auf der Bühne wich einer gewissen Seriosität, in Interviews versteckt sich die 24-Jährige hinter halblustigen Witzen, Kurzsilbigkeit und dicken Sonnbrillen und die obligatorische Flasche Jack Daniels ist täglicher Fixbegleiter im Tourbus. Wir trafen die Sängerin, Gitarrist Ben Philips und Drummer Jamie Perkins nach ihrem Auftritt beim Frequency Festival, das gleichzeitig ihr langersehntes Österreich-Debüt war. Mit im Gepäck hatten sie ihr im Herbst 2016 veröffentlichtes, aktuelles Studioalbum "Who You Selling For" und bereits bekannte Erfolgssingles wie "Heaven Knows", "Make Me Wanna Die" oder "Follow Me Down" - allesamt vor allem in den amerikanischen Alternative-Charts rotierende Hit-Kracher.

Mit dem Songschreiben begann Momsen schon als Kind. "Ich glaube, schon als ich fünf war, habe ich die ersten Melodien zusammengeklimpert", versucht sie sich im "Krone"-Gespräch zu erinnern. Ein ruhiges Leben, eine glückliche Kindheit, gute Freunde oder zwangloses, spielerisches Aufwachsen - alles Dinge, die es in ihrem Kosmos niemals gab. Bereits als Zweijährige musste sie auf Geheiß ihrer Eltern für Ford Models in Werbungen auftreten, das Rampenlicht ist zeit ihres Lebens ständiger Begleiter. Mit 14 wurde sie professionelles Model, noch viel früher war sie bereits in Filmen und Serien zu sehen, bis ihr 2007 in der Rolle der Jenny Humphrey mit "Gossip Girl" der große Durchbruch gelang. "Ich konnte die Schauspielerei aber nie wirklich genießen, es war keine Passion. Für mich war die Schauspielerei genau für die Zeitspanne ideal, bis ich endlich meine eigenen Entscheidungen treffen durfte." Als 2010 das Pretty-Reckless-Debütalbum "Light Me Up" das Licht der Welt erblickte, konnte sich die damals 17-Jährige endgültig von allen Zwängen freischwimmen und als Musikerin emanzipieren.

"Das Musikmachen ist etwas Seltsames und Besonderes, das so ganz und gar nicht mit anderen Dingen zu vergleichen ist. Fans oder kommerzielle Erwartungen sind beim Schreiben erst einmal völlig egal, weil du deinen Gefühlen freien Lauf lässt. Irgendwann ist es aber so, dass du das frischgeborene Baby mit anderen Menschen teilen musst. Wenn das Kind aufs College geht, ist es für dich eben nicht mehr greifbar. Das ist sehr eigenartig, aber ein Teil des Geschäfts, wenn man davon leben will." Songtitel wie "Kill Me" oder "Miss Nothing" lassen genauso tief blicken wie der Albumtitel "Going To Hell" aus dem Jahr 2014. Mit der Musik und den persönlichen Songs wurde Momsen nicht nur erwachsen, sondern verarbeitete auch das Nichtvorhandensein einer normalen Kindheit. Darauf angesprochen, lässt sie sich nicht in die Karten blicken. "Ich bin natürlich älter und hoffentlich um einiges klüger als damals. Viele Songs haben heute aber auch eine ganz andere Bedeutung wie früher, als ich sie schrieb. Sie befinden sich im ständigen Wandel. Das ist aber auch ein Teil der Schönheit von Musik."

Die Schönheit manifestiert sich für die Frontfrau vor allem in rohem Purismus. Ohne auf jegliche Trends der Hip-Hop- und Elektro-infizierten US-Charts zu achten, folgte Momsen musikalisch ihren großen Helden Led Zeppelin, Pink Floyd, The Who, Bob Dylan, Neil Young und eben Soundgarden. Stromgitarre statt fette Beats, Lederjacke statt tiefsitzenden Baggyhosen. All die großen Helden werden zitiert und in einer postmodernen US-Rockversion für das eigene Publikum transferiert. Mittlerweile hat Momsen auch den richtigen optischen Stil gefunden. "Viele meiner früheren Outfits bereue ich zutiefst", entfleucht ihr kurz ein selbstsicheres, ehrliches Lachen, "ich trug so komische Dinge wie leuchtende Teller über meinen Brüsten. Keine Ahnung, was damals über mich gekommen ist." Heute sucht Momsen nach zwangloser Unbeschwertheit und inneren Frieden. So, wie es in ihrem Leben eigentlich nie richtig war.

1x2 Tickets gewinnen!
Für das ausverkaufte Konzert von Stone Sour und The Pretty Reckless am 12. Dezember im Wiener Gasometer haben wir noch die allerletzten 1x2 Tickets für Sie zur Verlosung bereitgestellt. Schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit Ihren Daten und dem Betreff "Pretty Sour" an pop@kronenzeitung.at und schon sind Sie im Rennen um die begehrten Tickets. Einsendeschluss ist Montag, 11. Dezember, 12 Uhr. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.

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